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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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schweifen, zu dessen Seiten die Herren und Damen des Hofadels an langen, reich gedeckten Tafeln saßen, wie er selbst blass gepudert und in grellbunte Seidengewänder gehüllt. Der Gedanke, ihrer aller Anerkennung zu erringen, gefiel dem König, sodass sich seine Laune schlagartig besserte. »Dann herein mit ihm«, befahl er zwischen zwei Schlucken Wein, »ich kann es kaum erwarten zu sehen, was er vorbereitet hat.«
    »Gewiss«, bestätigte Arion und trat an die Kante des Thronpodests. »Hohe Herren und Damen«, rief er, an den Hofstaat gewandt, »Seine Hoheit König Ardath Durandor der Goldene gewährt Euch Freude und Zerstreuung mit Larax, dem Narren!«
    Er hatte kaum geendet, als begeisterter Jubel aufbrandete. Die Hofschranzen wussten, was ihr Herrscher von ihnen erwartete, und so klatschten sie begeistert in die Hände, was Ardaths Stimmung noch zusätzlich hob. Seine beringte Rechte winkte ihnen großmütig zu, während von der anderen Seite des Saales her ein kleinwüchsiger Mann eintrat.
    Untersetzt, wie er war, und in seinen grellroten Kleidern wirkte er wie eine verkleinerte Version des Potentaten, was freilich niemand laut geäußert hätte. Larax, der Narr, trug Schuhe, die zu groß für ihn waren, und eine Schellenkappe, die bei jeder Bewegung klirrte. Ganz leise, so als hoffte er, ungesehen zu bleiben, schlich er sich in die Halle, was bereits für einige Heiterkeit sorgte. Vor sich her schob der Narr einen kleinen hölzernen Wagen, über den ein Tuch gebreitet war, um die Ladung zu verbergen.
    Die vollen Wangen zu einem verheißungsvollen Lächeln geplustert, blieb Larax schließlich stehen, zog sich die Schellenkappe vom Kopf und verbeugte sich so tief, dass sein spärlicher Scheitel fast den Boden berührte. »Mein Herrscher und König, mein über alles geliebter Gebieter«, tönte er dazu, »gestattet, dass ich Euch etwas zeige, was noch keines Menschen Auge je erblickt geschweige denn gesehen hat!«
    »Du redest Unsinn wie immer«, knurrte Ardath von seinem Thron herab, »aber bitte, zeige mir etwas, das meine Langeweile vertreibt.«
    »Das wird es, seid dessen gewiss«, versicherte der Narr. »Vorher jedoch muss ich Euch, Ihr hohen Damen und Herren, bitten, ein wenig zurückzuweichen, denn was ich unserem Herrn und Gebieter zu zeigen gedenke, ist gefährlich!«
    Das ließen sich die Hofschranzen nicht zweimal sagen. Ängstlich verließen sie ihre Sitzplätze und traten bis an die Wände zurück. Larax war ebenso bekannt wie berüchtigt dafür, bei seinen Späßen Glut und Feuer einzusetzen. Zweimal schon hatte er den Thronsaal dabei in Brand gesetzt, sein fast kahler Schädel war die hässliche Folge eines verunglückten Experiments.
    Der kleine Hofnarr sah mit einiger Befriedigung, wie die Vornehmen und Noblen ihm aufs Wort gehorchten. »Gut so, Ihr Edlen«, rief er ihnen frech hinterdrein, »weicht für den großen Larax und seine noch größere Macht!«
    »Hoho«, machte Ardath. »Wie mächtig kann ein so kleiner Mann wie du wohl sein?«
    »Natürlich niemals so mächtig wie Ihr, mein König«, versicherte Larax beflissen und verbeugte sich abermals, wobei er galant mit den Armen flatterte. »Doch so mächtig wie die Schwesterngilde allemal.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Schaulustigen. Die Macht und Hoheit der Gilde anzuzweifeln, stand unter Strafe, auch die Freiheit des Narren schützte davor nicht. »Du spuckst ziemlich große Töne, mein Freund«, sagte der König entsprechend vorwurfsvoll. »Willst du dir unbedingt eine Rüge einfangen?«
    »Mitnichten, mein Gebieter. Doch ist es meine Pflicht als Euer Narr, stets die Wahrheit zu sagen.«
    »Welche Wahrheit?«
    »Dass ich vermag, was auch die Schwestern der Gilde vermögen«, behauptete Larax und verschränkte stolz die kurzen Arme vor der schmächtigen Brust.
    Erneut gab es ein Raunen.
    »Du … du behauptest, die Gabe der Levitation zu besitzen?«, hakte Ardath nach.
    »Ich behaupte, dass es in meinen Fähigkeiten liegt, einen Gegenstand zur Decke dieses Saales emporsteigen zu lassen, hier und jetzt, vor Euren Augen.«
    »Dann bist du entweder von Sinnen oder ein Wunder der Schöpfung«, entfuhr es dem König verblüfft.
    »Beides zu gleichen Teilen, mein Gebieter«, erwiderte Larax schlagfertig, »schließlich bin ich Euer getreuer Narr!«
    Hier und dort gab es Gelächter, die meisten jedoch waren nur gespannt darauf zu sehen, was der königliche Spaßmacher unter dem Tuch verbarg. Tatsächlich zog er es im nächsten Moment in

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