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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ethera gekommen, erst sehr viel später als die meisten, und habt eure Ausbildung begonnen. Sorores facto animoque – Schwestern in der Tat und im Geiste …«
    »Das ist lange her«, bemerkte Harona kühl. »Seither ist viel geschehen.«
    »Vieles, das euch geprägt hat«, stimmte die Anführerin der Gilde zu, »und vieles, das euch trennt. Du, Cedara, würdest die Schwesternschaft mit Nachsicht führen, du, Harona, mit Disziplin. Da ich trotz meiner Gabe nicht zu sagen vermag, welches von beiden uns in jener dunklen Zukunft besser dienen wird, ist die Entscheidung über meine Nachfolge zugleich auch eine Entscheidung über das Schicksal der Gilde. Lange habe ich mit mir gerungen und die Urmutter um Weisheit gebeten – und endlich wurde sie mir zuteil.«
    »Und?«, fragte Harona nach. »Zu wessen Gunsten habt Ihr Euch entschieden?«
    »Zu euer beider – oder für keinen von beiden«, entgegnete die Erhabene Schwester rätselhaft. »Ich werde mein Amt an euch beide übergeben. Auf diese Weise ist alles vereint, Milde und Disziplin, Weisheit und Strenge.«
    »Aber … das ist unmöglich«, wandte Cedara ein. Die Aussicht, zum Oberhaupt der Gilde ernannt zu werden, bestürzte sie. Nie hätte sie mit einer solchen Entwicklung gerechnet, und der bloße Gedanke der Verantwortung, die auf den Schultern einer Erhabenen Schwester ruhte, ließ sie erschaudern. Jedoch entsetzte sie die Vorstellung, sich dieses Amt mit Harona teilen zu müssen, noch ungleich mehr.
    »Nichts ist unmöglich, wenn guter Wille am Werk ist«, zitierte die Erhabene Schwester den Codex. »Ihr werdet eure Differenzen überwinden und wieder Schwestern sein wie einst – das Überleben der Gilde hängt davon ab.«
    Cedara biss sich auf die Lippen. Der Widerspruch lag ihr auf der Zunge, zusammen mit einem Dutzend Argumenten, die belegen sollten, dass die Anführerin der Gilde Unmögliches verlangte – aber sie schwieg. Auch in der Vergangenheit hatte es Zeiten gegeben, da zwei Erhabene Schwestern das Schicksal der Gilde gelenkt hatten, Zeiten der Krise und des Neubeginns. Und wenn sich bewahrheitete, was die Visionen von der Zukunft gezeigt hatten, so standen der Schwesternschaft genau solche Zeiten bevor.
    »Ich verstehe«, sagte Cedara deshalb nur.
    »Harona?«
    »Ich bin einverstanden«, erklärte die Sprecherin des Schwesternrates ohne Zögern.
    »Dann habt ihr mein Herz soeben um eine schwere Bürde erleichtert.«
    »Soll ich es den Schwestern sagen?«
    »Noch nicht, Harona. Der Augenblick, da sie all dies erfahren werden, naht ohnehin mit beängstigender Schnelle. Gönne ihnen noch diese kurze Zeit des Friedens und des Gleichgewichts. Es wird nicht mehr lange währen.«
    »Wie Ihr wünscht.«
    »Geht jetzt und stärkt euren Geist für die Aufgaben, die vor euch liegen«, entgegnete die Erhabene Schwester, die sich nicht länger aufrecht halten konnte und erschöpft auf ihr Lager niedersank. Ihre Augen wurden glasig und nahmen einen entrückten Ausdruck an. »Uns allen stehen Zeiten der Prüfung bevor. Dunkelheit senkt sich über die Welt, das Nox … Der letzte Kampf steht bevor, das Ende der Welten. Und wir, die Schwestern der Gilde, müssen obsiegen.«

2. Kapitel
    Es lag eine gewisse Ironie darin, dass das Wirtshaus »Zum Feuerkürbis« hieß. Denn der flackernde Schein jener orangefarbenen, wagenradgroßen Früchte, die von den großen Bäumen hingen und deren ölhaltiges Fleisch überall in Shantanpur dazu benutzt wurde, auch die dunkelste Nacht zum Tag zu machen, drang nicht bis in jenen finsteren Winkel, in dem sich die Schenke befand. Das war allerdings durchaus beabsichtigt, denn der »Feuerkürbis« war bekannt dafür, eine Sammelstätte all jener zu sein, die Grund hatten, das helle Licht zu meiden.
    Croys fellbewachsene Züge verzerrten sich vor Abscheu, als er über die Schwelle trat. Der Gestank, der ihm entgegenschlug – eine widerwärtige Mischung aus Fusel, Rauch, Pisse und Schweiß –, war eine Beleidigung für seinen ausgeprägten Geruchssinn. Viel lieber hätte er sein Geld in eines der Wirtshäuser in den oberen Regionen Shantanpurs getragen, dorthin, wo der Brandsaft weniger gepanscht war und die Luft weniger von Pilzrauch geschwängert. Aber das, was er brauchte, würde er nur hier unten finden. Nicht in den Kronen der riesigen Shantik-Bäume, über deren mächtige Äste sich die Stadt erstreckte, sondern an deren Fuß, im Bodensatz von Madagor.
    Croy brauchte keine zwei Augenblicke, um zu erkennen, dass sich seit

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