Spookies (German Edition)
Trafker hatte nie etwas über das Foto erzählt und er hatte auch nie gefragt. Er konnte nicht einmal die Namen den Gesichtern zuordnen, außer Trafker natürlich.
„Theodor war ein Deutscher.“, antwortete Tony nach einer Sekunde, die er abgewogen hatte, ob er überhaupt antworten sollte. „Er erfüllte sämtliche Klischees, die man den Deutschen nachsagt: Er war pünktlich, fleißig und stur. Er vertrug nur schlecht Kritik, aber er war einer der genialsten Strategen und Kämpfer, die ich je gesehen habe.“
„Er hat ein Baby aus Krisengebiet mitgebracht und es nach den Anfangsbuchstaben der Männer seines Kommandos benannt.“, in Kyles Augen sprach das nicht gerade für Genialität.
Tony schnaubte unwillig, nickte dann aber.
„Er war ein Genie in allem was er tat.“, verteidigte er seinen toten Freund. „Er hat sich die unmöglichsten Männer zusammengesucht und aus ihnen die effektivste Truppe geformt, die man in diesem Geschäft je gesehen hatte. Aber mit dem Erfolg kam das Gefühl der Unsterblichkeit und irgendwann haben sie sich wohl selbst verloren.“
Tony seufzte, sein Blick war in die Ferne gerichtet.
„Sie genossen in unseren Kreisen Narrenfreiheit, nachdem sie einen Diktator im Alleingang stürzten und dabei acht Staatsoberhäupter aus seiner Gewalt befreiten.“
„Burma.“, warf Kyle ein und Tony nickte.
„Von ihrer nächsten Mission brachten sie Trafker mit und Theodor war wie besessen von der Idee aus ihr den einzigen würdigen Nachfolger zu machen, den es geben konnte. Alles Können und Wissen des 34. in einer Person.“
Kyle würde sich hüten es auszusprechen, aber das 34. hatte in seiner Vorstellung schon immer das Prädikat „total durchgeknallt“ erhalten. Je mehr er über sie erfuhr, desto dicker wurden die Buchstaben der beiden Wörter.
„Dafür dass sie sich so nahe stehen, habe ich sie aber noch nie bei Traf gesehen.“, holte Kyle Tony aus der Vergangenheit zurück.
„Sie interessieren sich also dafür mit wem sich ihr Boss trifft?“, ging Tony in Verteidigungsstellung.
Kyle legte den Kopf schief und zog vielsagend eine Augenbraue hoch. Tony und er starrten sich einen langen Augenblick an, dann verzog Tony den Mund und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Na wenigstens ist es nicht der Russe.“, murmelte er, schien aber tatsächlich einen Moment lang etwas zu überdenken.
„Ich habe das Haus seit der Nacht des Überfalls nicht mehr betreten.“, sagte er schließlich, als Kyle schon glaubte, dass er nicht mehr antworten würde. „Das 34. wollte etwas feiern, aber ich hatte Dienst und war spät dran.“
Tony zuckte die Schultern und in seine Augen trat für eine Sekunde ein Ausdruck puren Schreckens als er sich das Bild von damals in Erinnerung rief.
„Der Boden vom Down war komplett mit Blut bedeckt. Bei jedem Schritt hatte man das Gefühl durch Sumpf zu laufen. Meine Brüder…zerfetzt, erschossen, erstochen…“, Tony schüttelte sich unwillkürlich und Kyle wurde klar, warum der alt gediente Mann das Haus nicht mehr betreten hatte. Er konnte nicht.
„Am Tresen hat Trafker gehockt, eine Strickjacke gegen ihren Hals gedrückt und sie zielte mit der dämlichen uralten CZ auf mich, ohne mich überhaupt zu sehen. Sie war weiß wie der Tod und das Blut lief ihr aus dem Hals…“
Er verstummte und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. Kyle gab ihm Zeit sich zu sammeln.
„Fünf Minuten später und sie wäre tot gewesen.“, sagte er schließlich doch noch.
„So wie der Rest von ihnen.“
Kyle nickte, dann runzelte er die Stirn.
„Sie hatte die CZ bei sich?“
Tony zuckte die Schultern.
„Sie hatte die dämliche CZ immer bei sich. Theodor hat sie ihr geschenkt bei ihrem ersten Auftrag, den sie zusammen mit dem 34. erledigt hatte. Seitdem hat sie das Ding nie wieder aus der Hand gegeben.“, er zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass sie das Ding dieses Mal zu Hause gelassen hat?“
Kyle schüttelte den Kopf. Trafker trug die altmodische Waffe wirklich immer bei sich. Aber interessanter als diese Angewohnheit war für ihn die Tatsache, dass sie sie an diesem Tag in der Hand gehabt hatte.
„Hat sie die Waffe abgefeuert?“
Tony sah nachdenklich zur Decke und schüttelte dann unsicher den Kopf.
„Kann ich nicht sagen.“, meinte er schließlich. „Das Einzige, was ich weiß ist, dass sie das Ding nicht aus der Hand gegeben hat, nicht einmal im Krankenhaus. Sie war so gut
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