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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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passiert.« Vor dem Spiegel zieht Vicki ihre schwarzen Locken zurück, um die hinter ihren Pausbacken sitzenden Navajo-Ohringe zu betrachten. Sie dreht den Kopf zur Seite, um besser zu sehen, und lächelt mir im Spiegel aufmunternd zu. »Ich brauch keinen großen Wirbel, um mich zu amüsieren. Wichtig ist für mich, mit wem ich zusammen bin, nicht, was ich tue. Es war wunderschön, einfach mit dir zusammenzusein, und wenn du das nicht weißt, bist du ein Holzkopf.«
    »Und wenn der Flughafen geschlossen ist?«
    »Dann setz ich mich irgendwo hin und lese dir Illustriertenartikel über Filmstars vor. Es gibt schlimmere Dinge, als die Nacht auf dem Flughafen zu verbringen. Manchmal wär ich lieber dort als an vielen anderen Orten.«
    »So übel wär das gar nicht, oder?«
    »Bestimmt nicht. Du setzt dich in einen dieser Sessel mit eingebautem Fernseher, gehst in einem der guten Restaurants essen, läßt dir die Schuhe putzen. Du hättest die ganze Nacht zu tun, so viel wird da geboten.«
    »Ich laß einen Pagen raufkommen«, sage ich und stehe auf.
    »Ich weiß nicht, warum wir so lange gewartet haben.« Sie lächelt mich an.
    »Ich glaube, ich habe darauf gewartet, daß irgend etwas Aufregendes und Ungewöhnliches passiert. Die Hoffnung habe ich immer. Es ist eine Schwäche von mir.«
    »Du mußt aber darauf gefaßt sein, daß es, während du wartest, plötzlich heißt: ›Vorsicht, Kamera‹, denn dann ist ein Lächeln fällig.«
    Und ich bringe tatsächlich ein Lächeln zuwege, für sie, während ich zum Telefon greife, um den Pagendienst anzurufen. Eine kleine Zukunft tut sich auf, und keine üble, sondern eine alltägliche, gute. Und beim Wählen merke ich, wie um mich her der Himmel dieses langen Tages zum ersten Mal heller wird, und die Wolken fangen endlich an aufzusteigen.
    Um zehn sind wir in New Jersey, wie durch das Wunder einer Zeitmaschine, aus dem flachen, mittleren Westen an die ganz andersartige Atlantikküste zurückgekehrt. Vicki hat auch diesmal über dem Lake Erie geschlafen, nachdem sie mir längere Abschnitte aus dem Skandalblatt Daytime Confidential vorlas, die mich alle zum Lachen brachten, die sie aber ernster nahm und über die sie offenbar nachdenken wollte. Ich las einen großen Teil von Love’s Last Journey und fand es gar nicht schlecht. Man mußte sich nicht erst durch eine lange Einleitung voller Rückblenden arbeiten, und die Autorin verstand es recht geschickt, den Ball schon auf Seite zwei ins Rollen zu bringen. Ich weckte Vicki erst, als der Pilot, vermutlich über Red Bank, in die Kurve ging, so daß sich das strahlendhelle Gotham (die Freiheitsstatue winzig, aber deutlich zu sehen, wie eine japanische Puppe) und ganz New Jersey wie eine glitzernde, diamantene Schürze unter uns ausbreiteten, während der Atlantik und Pennsylvania dunkel wie die Arktis im Hintergrund lauerten.
    »Was ist das denn?« fragte Vicki staunend und deutete nach unten auf die ferne Parade freundlicher Lichter.
    »Das ist die New Jersey-Autobahn. Du kannst genau sehen, wo sie bei Woodbridge mit der Garden State-Straße zusammentrifft und dann Richtung New York geht.«
    »So, na ja«, sagte sie.
    »Ich finde, es ist ein schöner Anblick von hier oben.«
    »Das sieht dir gleich«, meinte sie. »Ich möchte nicht wissen, was du sonst noch alles schön findest. Wahrscheinlich auch eine Müllkippe.«
    »Dich finde ich schön.«
    »Schöner als eine Müllkippe. Eine Müllkippe in New Jersey?«
    »Fast so schön.« Ich kniff sie in den kräftigen kleinen Arm und drückte ihn an mich.
    »Das hättest du nicht sagen dürfen.« Die Gekränkte spielend, kniff sie die Augen zusammen. »Bis gerade eben hab ich dich gemocht. Aber so kann das ja wohl nicht weitergehen.«
    »Du wirst mir das Herz brechen.«
    »Es wird nicht das erste Herz sein, das ich breche, oder?«
    »Und was ist, wenn ich mich bessere?«
    »Ein bißchen zu spät«, sagte sie. »Das hättest du dir alles schon vor deiner Geburt überlegen müssen.« Sie schüttelte den Kopf, als sei das ihr voller Ernst, lehnte sich zurück und machte die Augen zu, um zu schlafen, während unser Silberschiff seinen langen Landeanflug begann.
    Um elf Uhr fünfzehn habe ich uns nach Pheasant Meadow gefahren. Es ist eine klare, höchst eindrucksvolle Nacht geworden; ein abnehmender Mond steht am Himmel, und nichts weist darauf hin, daß das morgige Wetter aus Detroit kommen wird. Es ist genau diese Art von Nacht, die mich immer schwindlig und benommen machte – die Art

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