Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
Vom Netzwerk:
wollte mir tatsächlich nicht in den Sinn, daß das im Jahr 1963 gewesen sein konnte. Nicht ’73 oder ’53. Manchmal kann ich sogar mein eigenes Alter und die augenblickliche Jahreszahl vergessen und mir einbilden, ich sei zwanzig, ein Junge, der gerade erst anfängt in der Welt – noch naß hinter den Ohren, gleich zu Beginn vom Leben verwirrt.
    »Städte sind heute nicht mal mehr Städte«, sagte Vicki, die wohl spürte, wie sehr mich diese traurige Entwicklung irritierte, und sich darauf noch enger an mich schmiegte. »Dallas war noch nie eine, wenn man’s genau nimmt. Es ist nur ein Vorort, auf der Suche nach einem Platz, den es anzustrahlen lohnt.«
    »Ich weiß noch, daß sie dort eine erstklassige Weinkarte hatten«, sagte ich und suchte die Woodward Avenue immer noch nach dem fiktiven Steakhaus ab, vorbei am alten Sheraton und hin zu den hemmungslosen und blendenden Sexklubs und Schnellgaststätten und bibliothèques sensuelles , immer weiter, bis im fernen Hintergrund nur noch Schnee zu sehen war.
    »Ich kann jetzt schon den Cheddarkäse schmecken«, sagte sie in Anspielung auf ihr Alladin-Sandwich und versuchte dabei, begeistert zu klingen. »Ich wette, der Wein im Hotel ist genausogut und kostet nur die Hälfte. Du suchst nur mal wieder nach einer Möglichkeit, dein Geld anderswo auszugeben.« Und sie hatte recht und schwenkte mich herum, und wir machten uns auf den Weg zurück zum Pontch , beobachteten, wie sich unsere Schuhspitzen in den Schnee auf dem Gehweg drückten, gingen mit langen, ungraziösen Schritten und lachten wie unternehmungslustige Kongreßteilnehmer, die man auf die Stadt losgelassen hat.
    Doch um fünf sitzen wir hier in unserem Zimmer, verscheucht von einem nicht in die Jahreszeit passenden Wetter und den bedrohlichen Straßen dieser Stadt. Wir haben versucht, aus allem, was sich uns anbot, das Beste zu machen: wir hatten ein üppiges Mittagessen im »Frontenac Grill«, zusammen mit einer Flasche Beaujolais aus Michigan. Danach einen langen Mittagsschlaf in einem frischen Bett. Und nun stehe ich seit einiger Zeit am Fenster und verfolge einen weiteren mit Erz beladenen Lastkahn, der vom Lake Superior herunterkommt und auf dem verschneiten Fluß – wie der andere gestern abend – Cleveland oder Ashtabula ansteuert. Es ist möglich, daß ich Herb oder sogar Clarice anrufen sollte, weiß aber nicht recht, was ich sagen würde, und so fehlt mir letztlich der Mut. Ich könnte auch Rhonda Matuzak anrufen und ihr berichten, daß ich für die große Vorschau auf die Footballsaison nichts Brauchbares zusammengebracht habe. Die Redaktion ist an diesem Wochenende besetzt, aber ich bezweifle, daß irgend jemand mit mir rechnet. Meine Einstellung als Sportreporter ist im Augenblick nicht die beste.
    »Ich weiß, was wir tun«, sagt Vicki plötzlich. Sie sitzt am Toilettentisch und müht sich mit Navajo-Ohrringen ab, die sie von ihrem Geld in der Geschenkboutique gekauft hat. Sie sind nicht größer als Stecknadelköpfe, wunderschön und blau wie Hyazinthen.
    »Laß hören«, sage ich und blicke von der Broschüre Diesen Monat in Detroit hoch, die ich von vorne bis hinten durchgelesen habe, ohne eine einzige Attraktion zu finden, die mich reizen könnte – einschließlich Paul Anka, der die Stadt inzwischen verlassen hat. Selbst eine Taxifahrt zum Tiger-Stadion und ein mexikanisches Dinner kommen mir nicht gerade attraktiv vor.
    »Wir fahren auf gut Glück zum Flughafen raus und lassen uns auf die Warteliste setzen. Kein Mensch fliegt Samstagabend irgendwohin. Ich weiß noch von damals, als ich mir nur so zum Spaß den Flughafenbetrieb angesehen habe, daß sie Leute mitfliegen lassen, die für einen anderen Tag gebucht haben. Die sind da flexibel.«
    »Ich habe eigentlich gedacht, wir feiern heute abend«, sage ich halbherzig. »Ich wollte mit dir ins Griechenviertel. Wir könnten hier noch alles mögliche unternehmen.«
    »Ich weiß auch nicht, aber manchmal hab ich einfach das Bedürfnis, im eigenen Bett zu schlafen, du nicht? Wir sollen morgen sowieso schon vor Mittag bei Daddy sein. Auf die Weise ist das leichter zu schaffen.«
    »Wirst du hinterher nicht enttäuscht sein, souvlaki und baklava verpaßt zu haben?«
    »Ich weiß nicht mal, wo die liegen, wie könnte ich sie da verpassen? Aber bestimmt muß man durch einen Haufen Schnee fahren, um hinzukommen.«
    »Ich war nicht gerade die große Nummer auf diesem Ausflug. Ich weiß nur nicht, was eigentlich passiert ist.«
    »Nichts ist

Weitere Kostenlose Bücher