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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Züge unterscheiden sich bei ihm nicht so sehr von all den schlechten. Wade legt die Fingerspitzen auf den porzellanschwarzen Kotflügel und starrt sie an. Ich bin sicher, wenn ich näher dran wäre, würde ich in allen Einzelheiten wie in einem Spiegel zu sehen sein.
    »Frank«, sagt Wade, »essen Sie gern Fisch?« Er blickt fast flehentlich zu mir auf.
    »Das können Sie annehmen!«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Und ob.«
    Wade blickt wieder auf das glänzende Schwarz hinunter. »Ich dachte nur, Sie und ich könnten uns vielleicht irgendwann an einem Abend zum Essen im Red Lobster treffen, einfach mal ohne diese Frauen. Wir könnten uns dann ausgiebig unterhalten. Waren Sie schon mal dort?«
    »Aber ja. Schon oft.« Tatsächlich war ich in der ersten Zeit nach meiner Scheidung von X fast ausschließlich dort. Die Bedienungen kannten mich mit der Zeit alle, wußten, daß ich den Blaubarsch nicht zu lange gegrillt haben mochte, und taten alles, um mich aufzumuntern – für nichts anderes werden sie ja bezahlt, aber gewöhnlich geben sie sich keine Mühe.
    »Mich interessiert nur der Schellfisch«, sagt Wade. »Er ist schon für sich allein eine Mahlzeit. Ich nenne ihn den Hummer des kleinen Mannes.«
    »Wir sollten da mal hingehen. Eine sehr gute Idee.« Ich lasse meine kalten Hände in die Jackentaschen gleiten. Alles in allem liegt mir immer noch daran, möglichst rasch wieder nach oben zu kommen.
    »Frank, wo sind Ihre Eltern?« fragt mich Wade mit ernstem Blick.
    »Sie sind beide tot, Wade. Schon lange.«
    »Meine auch.« Er nickt. »Beide sind sie gestorben. Letztendlich kommen wir alle von nirgendwoher, stimmt’s?«
    »Eigentlich stört mich das nicht besonders«, sage ich.
    »Genau, genau, genau.« Wade hat die Arme verschränkt und lehnt jetzt bequem an dem schwarzen Kotflügel. Sein Blick streift mich von der Seite und wandert dann wieder nach oben zwischen die Sparren. »Was hat Sie nach New Jersey gebracht? Sie sind doch Schriftsteller, ist das richtig?«
    »Das ist eine ziemlich lange Geschichte, Wade. Ich war ja verheiratet. Ich hab zwei Kinder in Haddam oben. Es würde eine Weile dauern, das alles zu erklären.« Mit einem Lächeln hoffe ich, ihn davon abbringen zu können, obwohl ich weiß, daß sich Wade wahrscheinlich einen Dreck dafür interessiert. Er versucht nur, freundlich zu sein.
    »Frank, ich mag Frauen. Wie ist das bei Ihnen?« Wade dreht den kurzgeschorenen Kopf zu mir herum und grinst; es ist ein offenes, amüsiertes Grinsen, gestützt auf die gedankliche Vorwegnahme von Genüssen – zu achtzig Prozent die Quelle aller Glückseligkeit. Es ist das gleiche für ihn wie seine Vorliebe für Schellfisch, wenn auch interessanter, da es unter Umständen etwas unanständig werden könnte.
    »Das kann ich von mir wohl auch sagen, Wade.« Und ich erwidere sein Grinsen.
    Wade reckt das Kinn – »Ich hab’s ja gewußt«, heißt das – und drückt von innen die Zungenspitze gegen die Wange. »Ich hab noch nie in meinem Leben das Bedürfnis gehabt, mit anderen Männern auszugehen und einen draufzumachen, Frank. Was daran Spaß machen soll, weiß ich nicht.«
    »Viel bringt’s nicht«, sage ich. Und ich denke an meine trübseligen Abendkurse unter dem Motto »Für Leute, die’s wissen wollen« und dann bei den »Geschiedenen Männern«, als wir in den kalten Gewässern vor Mantoloking herumkurvten, wie eine Armee, die einen neuen Angriff auf die Küsten des gelebten Lebens plant. Ich gelobe im stillen, mich bei ihnen nie wieder sehen zu lassen. Damit und mit ihnen bin ich fertig. Das Leben spielt sich schließlich an Land ab (möge Gott sie dennoch lieben).
    »Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, Frank«, sagt Wade vorsichtig und blickt immer noch von mir weg, als stünde ich anderswo. »Ich mische mich nicht in Ihre und Vickis Angelegenheiten ein. Ihr beide müßt das unter euch austragen.«
    »Es wird kompliziert.«
    »Aber sicher wird es das. Es ist in Ihrem Alter schwer herauszufinden, was man will. Wie alt sind Sie eigentlich, Frank?«
    »Achtunddreißig«, sage ich. »Und Sie?«
    »Sechsundfünfzig. Ich war neunundvierzig, als meine Frau an Krebs starb.«
    »Das ist jung, Wade.«
    »Wir lebten zu der Zeit in Irving in Texas. Ich arbeitete als Ingenieur für Beutler Oil, keine zwei Meilen von dem Haus, das zu hundert Prozent mir gehörte. Ich brachte eine Tochter unter die Haube. Ich ging mit meinem Sohn zu den großen Footballspielen in Dallas. Wir fanden, es war ein gutes Leben. Und dann,

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