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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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will mir mitteilen, daß er spät im Leben etwas Wichtiges entdeckt hat, etwas Wissenswertes, wo doch die wenigsten Menschen einfach dadurch, daß sie leben, etwas entdecken. Er möchte eine Weisheit aus dem Ressort »Nimm’s, wie ich’s sage« weitergeben, aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, was seine Frau wohl denken würde, wenn sie je im richtigen Augenblick an der Ausfahrt 9 vorbeikäme. Es könnte ja passieren. »Wollen Sie wieder heiraten, Frank?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das ist eine gute Antwort«, sagt Wade. »Mir ist es auch so gegangen. Allein zu leben schien mir nach neunundzwanzig Jahren Ehe gar nicht so übel. Was meinen Sie?«
    »Es hat seine guten Seiten, Wade. Haben Sie Lynette hier oben kennengelernt?«
    »Es war bei einem Rockkonzert, und fragen Sie mich nicht, wieso ich dort war, ich könnte es Ihnen nämlich nicht sagen. Es war in Atlantic City, vor drei Jahren. Ich bin kein Vereinsmeier, und so eine Haltung kann dazu führen, daß du dich an ziemlich seltsamen Orten wiederfindest, nur weil du dir beweisen willst, daß du unabhängig bist.«
    »Ich finde mich meistens zu Hause wieder, beim Lesen. Manchmal setze ich mich allerdings auch ins Auto und fahre einen Tag lang herum. Das ist wohl so ähnlich wie das, was Sie meinen.«
    »Hört sich nicht sehr gut an, finde ich.«
    »Das ist es auch nicht immer, nein.«
    »Na gut. Da war nun also Lynette. Sie ist ungefähr in Ihrem Alter, Frank. Verwitwet, geschieden, und zu diesem Konzert kam sie mit einem vielleicht fünfundzwanzigjährigen Spanier. Und der ist dann einfach verschwunden und hat sie sitzenlassen. Die schlimmen Einzelheiten will ich Ihnen jetzt nicht alle erzählen. Jedenfalls landeten wir schließlich in dem Howard Johnson’s draußen an der Fernstraße, tranken Kaffee und sagten einander die Wahrheit, bis morgens um vier. Es stellte sich heraus, daß wir beide das Verlangen hatten, mit der Zeit, die uns noch blieb, etwas Nützliches und Positives anzufangen, und wir waren beide keine Perfektionisten, womit ich sagen will, wir wußten beide, daß wir füreinander nicht unbedingt perfekt waren.« Wade verschränkt die Arme und macht ein strenges Gesicht.
    »Wie lang hat’s dann gedauert, bis Sie geheiratet haben, Wade? Nicht sehr lang, möcht ich wetten.« Ich strahle Wade mit einem verschlagenen Grinsen an, denn der Gedanke an jene Sternennacht an der smogverseuchten Fernstraße müßte auch ihm ein breites, verschlagenes Grinsen aufs Gesicht zaubern, und ich will ihm da gern ein wenig behilflich sein. Es muß ihnen so vorgekommen sein, als seien sie zusammen an einen verfluchten, verlassenen Kiesstrand geschwemmt worden und hätten dabei verdammt Glück gehabt. Es ist keine schlechte Geschichte, und sie ist mehr wert als nur ein Grinsen.
    »Nein, nicht sehr lang, Frank«, sagt Wade stolz und zeigt genau das Grinsen, das er braucht, um wieder in die Stimmung jener alten, verzauberten Zeit zu kommen. »Ihre Scheidung war geregelt, und wir sahen keinen Sinn darin zu warten. Sie ist schließlich katholisch. Eine Scheidung war schlimm genug. Und sie wollte nicht, daß wir zusammenlebten, was mir recht gewesen wäre. Schon nach einem Monat war ich verheiratet und hatte dieses Haus! Mann!« Wade lächelt und kommentiert die bemerkenswerte Einzigartigkeit ungeplanten Lebens mit einem Kopfschütteln.
    »Sie haben das Große Los gezogen, würde ich sagen.«
    »Nun, Lynette und ich verkörpern gewisse Gegensätze. Sie ist in ihren Ansichten ziemlich festgelegt. Und ich bin weit weniger festgelegt, heutzutage jedenfalls. Sie nimmt ihren katholischen Glauben ziemlich ernst – erst recht, seit ihr Sohn getötet worden ist. Und ich laß ihr da mehr oder weniger ihren Willen. Ich bin nur ihr zuliebe beigetreten, aber wir halten hier keine Messen ab, Frank. Ich würde sagen, wir waren uns nur in dem einen entscheidenden Punkt gleich – wir sind keine reichen Leute, und ich bin nicht sicher, daß wir uns wirklich lieben oder daß es das braucht, aber wir wollen in einer kleinen Welt ein guter Einfluß sein und für die Zeit, die noch bleibt, eine gute Rechenschaft ablegen können.« Wade blickt zu mir herüber, als hätte ich über ihn zu urteilen und als hoffe er, ich werde die Treppe herunterkommen und ihn wie ein Footballspieler mit einem heftigen Schulterstoß umrennen. Ich bin sicher, er hat mir das alles nur erzählt – ein Thema, das wir im Red Lobster hätten vertiefen können, wo ich vielleicht mehr beigetragen hätte –, weil

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