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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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noch etwas schwach. Ich bin froh, daß ich jetzt nicht aufstehen muß. Die einfachen Worte »Man kann nicht« gehen mir durch den Kopf, aber ich habe keine zweite Hälfte dazu. »Man kann nicht … was?« Tanzen? Fliegen? Eine Arie singen? Über das Leben anderer verfügen? Die ganze Zeit glücklich sein? »Warum ist es so wichtig, mir gerade jetzt davon zu erzählen?« frage ich jäh, aber freundlich.
    »Es ist nur, ich kann Geheimnisse nicht ausstehen. Und ich trage das hier schon eine Weile mit mir herum. Und wenn ich noch länger damit gewartet hätte, wer weiß, dann hättest du dich vielleicht so wohl gefühlt, daß ich es dir nicht mehr hätte erzählen können, ohne den ganzen Tag für dich zu ruinieren. Ich hätt’s dir schon in Detroit sagen können, aber das wär schrecklich gewesen.« Mit vorgerecktem Kinn nickt sie mir nüchtern zu, als finde das, was sie sich eben hat sagen hören, ihre volle Zustimmung. »So bleibt dir wenigstens Zeit, drüber wegzukommen.«
    »Ich bin dir dankbar für deine Rücksichtnahme«, sage ich, obwohl ich es bedaure, daß sie mit Geheimnissen so verschwenderisch umgeht.
    »Du bist doch mein oller Partner, oder nicht?« Sie gibt mir einen Klaps auf die Knie und grinst mich auf eine Weise an, wie sie mich die ganze Zeit schon angrinsen wollte. Es ist ein hübscher Anblick, trotz allem.
    »Was bin ich, sagst du?«
    »Mein oller Partner. So hab ich meinen Daddy immer genannt, als ich noch ein kleiner Knirps war.« Sie zwinkert mir zu.
    »Ich bin mehr als das, zumindest war ich mehr. Und ich will’s auch künftig sein.« Und ich muß eine furchtbare Träne zurückhalten, die mir wie eine Flut das Auge füllt.
    Aus Herzensdingen ist nicht immer ein Reingewinn herauszuholen. Das sagt einer, der Bescheid weiß.
    »Ist doch klar«, beteuert Vicki. »Aber können wir nicht auch Freunde sein? Ich werd immer dein Partner sein wollen.« Sie pflanzt mir einen dicken, faulen Kuß auf die kalte Wange. Und hoch oben über mir wirbelt der Himmel und reißt auf, und im Gesicht spüre ich den ersten, schwerwiegenden Tropfen des Gewitters, das schon lange wartet und dessen Zeit nun gekommen ist.
    Wade Arcenault ist ein fröhlicher Mann mit großen Augen und einem Bürstenschnitt; er hat das breite Gesicht und herzhafte Lachen der Präriebewohner. Ich erkenne in ihm sofort den Mann von der Ausfahrt 9, der mich schon hundertmal abkassiert hat, mich jetzt aber nicht wiedererkennt. Er ist nicht gerade stattlich, kaum größer als Lynette, doch seine Unterarme – zu sehen, weil er die Khakiärmel hochgekrempelt hat, um sich am Spülbecken zu waschen – sind sehnig und braungebrannt. Er gibt mir dort, wo er gerade steht, eine reichlich nasse Hand. Mit einem listig-verschmitzten Lächeln erzählt er mir, er sei unten in seinem »Höllenloch« gewesen und habe eine elektrische Bratpfanne repariert, die Lynette brauche, um Dutch Babies zu machen – ihr Lieblingsdessert für Ostern. Die Pfanne steht, tadellos wiederhergestellt, auf der Küchentheke.
    Er entspricht ganz und gar nicht meinen Erwartungen. Ich hatte mir einen drahtigen, schielenden kleinen Pisser vorgestellt – den Typ des Waffengeschäftbesitzers, mit verblassenden Tätowierungen von schamlosen Frauenfiguren auf dem abgemagerten Bizeps, einen Mann, der gern gegen Neger grob wird. Doch das ist der Mann, der einem schlechten Klischee von der Sorte entspricht, an der meine Schriftstellerlaufbahn gescheitert ist – und wahrscheinlich zu Recht. Die Welt hat mehr gewinnende Züge und ist weniger dramatisch, als Schriftsteller ihr je zugestehen. Und einen Moment lang stehen Wade und ich nur da und starren wie Taubstumme auf die rigorosen, zweckmäßigen Umrisse der Bratpfanne, unfähig, ein besseres Thema anzusprechen.
    »Und wie war die Fahrt hier runter, Frank?« fragt Wade mit einer schroffen Herzlichkeit. Irgendwie steckt in ihm etwas von der Härte der alten Siedler im Westen, und das macht ihn auf Anhieb zu einem Mann, dem man vertraut und zu dem man sich hingezogen fühlt, einem Mann mit klaren Prioritäten und einem ständigen Funkeln in den Augen, weil er offensichtlich darauf wartet, daß ihm jemand – ich vielleicht – etwas erzählt, das ihn restlos glücklich machen wird. In der Tat: Nichts würde mich mehr befriedigen als das.
    »Ich bin über Pemberton und Bamber gefahren, Wade. Es ist eine meiner Lieblingsstrecken. Irgendwann mal möchte ich den Rancocas mit dem Kanu befahren. So ähnlich muß es stellenweise in Afrika

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