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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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absolut schlechtesten Augenblick weggerufen, bevor ihnen klarwird, wie sehr sie mich alle wirklich mögen und wie sehr sie sich jemanden wie mich für immer in ihrer Familie wünschen. Ein präventiver, schlecht gemeinter Tod hat sich eingemischt. Seine klebrigen Gerüche haben sich auf mich gelegt. Ich kann sie selber riechen.
    »Nein«, sage ich. »Du könntest da ohnehin nichts tun. Bleib du ruhig hier.«
    »Natürlich, du hast absolut recht.« Vicki steht auf, kommt zu mir an die Wohnzimmertür und hakt sich bei mir unter. »Ich bring dich aber noch raus.«
    »Lynette …« beginne ich, aber Lynette schwenkt am Ende des Tischs bereits einen Löffel, um mich zu verabschieden.
    »Sie brauchen kein Wort mehr zu sagen, Frank Bascombe. Gehen Sie jetzt nur und sehen Sie nach Ihrem Freund, der Sie braucht.«
    »Sagen Sie bitte Wade und Cade, daß es mir leid tut.« Mehr als alles wünsche ich mir, nicht gehen zu müssen, noch eine Stunde dableiben zu können, um »Edelweiß« zu singen und in meinem Sessel einzunicken, während sich Vicki die Fingernägel macht und ihren Tagträumen nachhängt.
    »Was tut Ihnen leid? Was ist denn los?« Wade hat die lauten Stimmen gehört und ist heruntergekommen, um zu sehen, was es für Probleme gibt. Er steht auf dem Treppenabsatz, ein halbes Geschoß über uns, und beugt sich vor, als wolle er gleich losfliegen.
    »Ich erklär dir alles später, Dad«, sagt Vicki und legt die Finger auf die Lippen.
    »Ihr zwei habt euch doch nicht gestritten, oder?« Wades Verwirrung ist komplett. »Ich hoffe doch, niemand ist verärgert. Warum gehen Sie, Frank?«
    »Sein bester Freund ist tot, das ist alles«, sagt Vicki. »Er hat es gerade am Telefon erfahren.« Es ist offenkundig, daß sie mich hier raushaben will, und zwar schnell, und daß sie beabsichtigt, den Hitzkopf in Texas anzurufen, noch bevor ich den Zündschlüssel im Schloß habe.
    Doch was habe ich eigentlich getan, das so falsch war? Kann ein ersehntes Leben in den Wellen untergehen, nur weil ein Ton in meiner Stimme nicht sonderlich geschätzt wurde? Können Gefühle so zerbrechlich sein? Meine sind jedenfalls robuster.
    »Wade, mir tut das wahnsinnig leid.« Ich lehne mich zu der kurzen, teppichbelegten Treppe vor, um ihm die harte Hand zu schütteln. Die Verwirrung ist noch nicht ganz gewichen, weder von ihm noch von mir.
    »Mir auch, mein Junge. Ich hoffe, Sie kommen wieder, Sie finden uns immer hier.«
    »Er kommt wieder«, zwitschert Lynette. »Dafür wird schon Vicki sorgen.« (Vicki schweigt zu diesem Thema.)
    »Grüßen Sie Cade von mir«, sage ich.
    »Wird gemacht.« Wade kommt herunter, stellt sich vor mich hin und legt mir eine kleine, ehrliche Hand auf die Schulter – fast so etwas wie eine männliche Umarmung. »Kommen Sie wieder, dann fahren wir zum Angeln raus.« Wade läßt ein quiekendes, verlegenes Lachen hören. Er sieht tatsächlich leicht benommen aus.
    »Mach ich, Wade.« Und das würde ich auch, weiß Gott. Aber es wird in hundert Jahren nicht passieren, und ich werde sein Gesicht nie wieder außerhalb eines Mautnerhäuschens sehen. Wir werden nie mit einem Bärenhunger ein Red Lobster aufsuchen, nie Freunde jener besonderen Art sein, die ich mir erhofft hatte – Freunde fürs Leben.
    Es ist ein Abschied für immer.
    Auf dem Rasen vor dem Haus ist alles, einschließlich unserer leeren Krockettore, verloren und grau und auf dem direkten Weg zur Hölle. Ich stehe im flatternden Wind und nehme die menschenleere Kurve des Arctic Spruce ins Visier, bis hin zu der Stelle, wo er aus dem Blickfeld verschwindet, und die Bepflanzung ist überall noch neu und im Werden, die Häuser haben alle versetzte Stockwerke und sind gleichschenklig. Wade Arcenault ist ein Glückspilz, hier leben zu können, und ich bin hier, in dieser Straße, im Innersten entmutigt und deprimiert.
    Vicki weiß, daß ich Zeit schinde, und macht sich am Türgriff meines Malibu zu schaffen, bis er wie durch Zauberei plötzlich aufgeht.
    Sie ist tief in Gedanken, nicht zum Reden aufgelegt, während ich natürlich bis Mitternacht reden würde, wenn ich das Gefühl hätte, meine Chancen damit verbessern zu können.
    »Warum fahren wir nicht einfach los und suchen uns irgendwo ein Motelzimmer?« Ich zaubere ein Grinsen auf mein Gesicht. »Du warst noch nie am Cape May. Wir könnten’s uns dort richtig gutgehen lassen.«
    »Und was ist mit deinem Toten, diesem Herb?« Vicki reckt hochmütig das Kinn. »Was ist mit ihm?«
    »Walter.« Sie hat mich ein

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