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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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bezahlen. Wie kannst du da nein sagen?«
    »Das ist nicht schwer«, sagt sie kichernd, aus einem weiteren Grund von mir in Verlegenheit gebracht.
    »Frank?«
    Mein Name. Unerwartet. Von irgendwoher aus den unerforschten Tiefen des Hauses. Wades Stimme. Wahrscheinlich wollen er und Cade mich da oben haben, um mit mir das Ende des Spiels mit den Knicks anzusehen – wo sich wieder mal alles in den letzten zwanzig Sekunden entscheiden wird. Aber keine zehn Pferde könnten mich von der Stelle bringen. Das hier ist ernst.
    »Ho, Wade«, rufe ich laut, immer noch auf den Knien in meiner Bittstellerpose vor seiner fürstlichen Tochter. Noch eine letzte Runde des leidenschaftlichen Flehens und Kitzelns, und wir werden beide lachen, und sie wird einwilligen. Und warum sollte sie auch nicht? Mein immer braucht ja nicht in alle Ewigkeit zu gelten. Ich bin bereit zum Sprung, nervös wie ein Todesspringer. Doch wenn die Dinge irgendwann völlig schieflaufen, können wir ja beide von neuem auf die Klippen steigen. Das Leben ist lang.
    »Der Anruf ist für Sie«, ruft Wade. »Sie können hier oben telefonieren, im Zimmer von Lynette und mir.« Wade klingt ernüchtert und irgendwie durcheinander, eine klägliche Erscheinung auf der obersten Treppenstufe. Eine Tür fällt leise ins Schloß.
    »Wer ist das denn?« sagt Vicki mit kratziger Stimme und zerrt an ihrem Rock, als seien wir beim heißen Petting ertappt worden. Ihr BH-Träger ist nun ganz zu sehen.
    »Ich weiß nicht.« Dabei ist mir der Schreck in die Knochen gefahren, die furchtbare Angst, ich könnte etwas Wichtiges vergessen haben, und die Katastrophe breche nun über mich herein. Vielleicht hatte ich einen speziellen Artikel zu schreiben, habe das aber völlig vergessen, und nun rennen sie alle aufgeregt in New York herum und versuchen mich zu finden. Oder ich habe eine seit Monaten feststehende Verabredung vergessen, aber andererseits kenne ich niemanden so gut, daß er mich einladen würde. Ich kann den Anrufer nicht erraten. Ich drücke einen baldige Wiederkehr versprechenden raschen Kuß auf Vickis bestrumpftes Knie, stehe auf und mache mich daran, der Sache auf den Grund zu gehen. »Rühr dich nicht von der Stelle«, sage ich und laufe los, und noch im selben Moment höre ich die Küchentür aufgehen.
    Im Obergeschoß führt ein dunkler und kurzer, mit Teppichen ausgelegter Gang zu einem Badezimmer, in dem ein Licht brennt. Zwei Türen auf der einen Seite sind geschlossen, aber auf der anderen Seite steht eine offen, und ein bläuliches Licht fällt auf den Gang. Vor mir höre ich einen Thermostaten klicken und dann das Zischen ausströmender Luft.
    Ich betrete Wades und Lynettes Ehegemach, wo das blaue Licht von einer Lampe beim Bett ausgestrahlt wird. Das Bett selbst ist ebenfalls blau, ein gesäumtes und mit Volants besetztes Himmelbett mit vier Pfosten, überlang und breit wie ein friedlicher See. Nichts ist auch nur einen Zentimeter verrückt. Die Bettvorleger sind gebürstet. Der Toilettentisch funkelt. Keine Unterwäsche und keine Socken liegen auf dem blauen Zweisitzersofa aus superweichem Wildleder neben dem Fenster mit Blick auf den windigen Schiffskanal. Die Tür zum Bad ist diskret geschlossen. Der Duft von Gesichtspuder hängt in der Luft. Das Zimmer bietet die perfekte Umgebung, in der Fremde private Telefonanrufe entgegennehmen können.
    Das Telefon steht auf dem Nachttisch, das gewissenhafte kleine Nachtlicht schimmert dezent.
    »Hallo«, sage ich, ohne mir vorstellen zu können, was ich gleich hören werde, und sinke erwartungsvoll in die weiche Stille der Volants.
    »Frank?« X’ Stimme, ernsthaft, verläßlich, ungezwungen. Es macht mich augenblicklich munter, sie zu hören. Aber da ist ein Unterton, den ich nicht begreife. Etwas, das außerhalb der Sprache liegt, und das ist auch der Grund, weshalb sie die einzige ist, die mich anrufen kann.
    Ich spüre, wie ich bis zu den Fußsohlen erstarre. »Was ist los?«
    »Es ist nichts«, sagt sie. »Es ist alles in Ordnung. Es geht allen gut hier. Das heißt, eigentlich nicht allen. Ein Mann namens, wie war das noch mal, Walter Luckett ist offenbar tot. Ich glaube nicht, daß ich ihn kenne. Der Name kommt mir zwar bekannt vor, aber ich weiß nicht, warum. Wer ist das?«
    »Wieso sagst du, er ist tot?« Sofort durchströmt mich wieder tröstliche Wärme. »Ich war noch gestern abend mit ihm zusammen. Bei mir zu Hause. Er ist nicht tot.«
    Sie seufzt in den Hörer, und eine sprachlose Stille entsteht in

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