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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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sind – dicke Brocken, aber Teil eines Arbeitstages, der zu Ende geht.
    Mit desinteressierter Stimme erklärt er mir, er hätte gern, daß ich »den Verstorbenen« eindeutig identifiziere. Niemand aus seiner Umgebung möchte es machen, und so erkläre ich mich widerstrebend dazu bereit. Yolanda ist in Bimini nicht zu erreichen, aber das scheint ihn nicht weiter zu stören. Er sagt, er könne mir nur ein Thermofax von Walters Brief geben, da er das Original zu den »Beweisstücken« nehmen müsse. Da Walter eine zweite Nachricht für die Polizei hinterlassen hat, denkt niemand an ein Gewaltverbrechen. Walter habe sich, sagt er, mit einer Jagdflinte in den Kopf geschossen, und der Tod sei etwa um 13 Uhr eingetreten. (Da spielte ich Krocket.) Er habe, sagt Sergeant Benivalle, die Schrotflinte oben auf dem Fernseher festgemacht und eine Fernsteuerung montiert, mit der er den Abzug betätigen konnte. Als er gefunden wurde, lief der Fernseher – die Übertragung aus Richfield, die Knicks gegen die Cavaliers.
    »So, Mr. Bascombe«, sagt der Sergeant und benutzt nicht mehr seine »dienstliche«, sondern seine »private« Stimme. Ich höre, wie er in Papieren blättert, Rauch in den Hörer bläst. Er sitzt, das weiß ich, an einem metallenen Schreibtisch, und seine Gedanken streifen andere Verbrechen, andere Vorfälle von größerer Bedeutung. Es ist schließlich Ostern, auch bei ihm. »Kann ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
    »Was denn?«
    »Also gut.« Papiere werden durchgeblättert, eine metallene Schublade geschlossen. »Haben Sie und dieser Mr. Luckett eigentlich miteinander, äh, Sie wissen schon?«
    »Sie meinen, hatten wir Streit? Nein.«
    »Ich meine nicht, ob Sie, äh, Streit hatten. Ich meine, ob Sie ein intimeres Verhältnis hatten. Ihre Antwort würde uns weiterhelfen.«
    »Warum würde meine Antwort weiterhelfen?«
    Sergeant Benivalle seufzt, sein Stuhl ächzt. Er bläst wieder Rauch in den Hörer. »Einfach als Erklärung für den, äh, besagten Vorfall hier. Keine große Sache. Sie brauchen natürlich nicht zu antworten.«
    »Nein«, sage ich. »Wir waren nur befreundet. Wir waren zusammen in einem Klub geschiedener Männer. Das hier kommt mir wie eine Einmischung vor.«
    »Ich arbeite nun mal in der Einmischungsbranche, wenn Sie so wollen, Mr. Bascombe.« Schubladen gehen auf und wieder zu.
    »Schon gut. Ich will nur nicht recht einsehen, warum das eine Rolle spielen muß.«
    »Okay, danke«, sagt Sergeant Benivalle müde (ich weiß auch nicht recht, was er damit meint). »Falls ich nicht hier bin, fragen Sie am besten den diensthabenden Kollegen nach Ihrer Kopie. Sagen Sie denen, wer Sie sind, damit Sie den, äh, Verstorbenen identifizieren können. Okay?« Seine Stimme ist ohne erkennbaren Grund auf einmal freundlicher geworden.
    »In Ordnung, mach ich«, sage ich gereizt.
    »Vielen Dank«, sagt Sergeant Benivalle. »Einen schönen Tag noch.«
    Ich lege den Hörer auf.
    Aber es ist kein schöner Tag, und es wird auch keiner mehr werden. Ostern hat sich gewandelt, ist nur noch Regen und Gezänk und Tod. Da ist nichts mehr zu retten.
    »Waaas?« ruft Vicki, ganz Überraschung und Erschütterung über die Nachricht vom Tod eines Menschen, den sie nicht kannte, ihr Gesicht zu einer bekümmerten und gleichgültig-ungläubigen Miene verzogen.
    »Neeein, o neeein«, ruft Lynette laut und schlägt, schnell wie der Teufel, zweimal das Kreuz, ohne die Küchentür zu verlassen. »Der arme Mann. Der arme Mann.«
    Ich habe ihnen nur erzählt, ein Freund von mir sei tot, und ich müsse sofort zurückfahren. Dutch Babies und kochender Kaffee stehen an allen Plätzen, obwohl Wade und Cade immer noch oben sind, um verschiedenes auszubügeln.
    »Aber das ist doch klar«, sagt Lynette mitfühlend. »Am besten fahren Sie gleich los.«
    »Willst du, daß ich mitkomme?« Irgend etwas veranlaßt Vicki, bei dieser Vorstellung zu grinsen.
    Warum habe ich nur das Gefühl, daß sie und Lynette irgendeinen geheimen Pakt geschlossen haben, solange ich am Telefon war? Eine Übereinkunft, die die alten Streitigkeiten vergessen läßt und mich ausschließt – die Familie schließt plötzlich und förmlich die Reihen und läßt mich in der Kälte stehen. Das ist die grausame Seite der konventionellen Familie – ihre Fähigkeit, Unglück auf Unglück zu häufen. (Mist, verdammter!) Sobald ich weg bin, werden sie das Kaminfeuer schüren, die Noten herausholen und die guten alten Lieder singen – zusammen allein. Ich werde im

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