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Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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Bett herüber, wo ich saß, setzte sich neben mich, nahm meine Hand und drückte sie, gab mir einen dicken, feuchten Kuß auf die Wange und saß dann nur da und lächelte mich an, als sei ich ein Mann wie kein anderer. Sie erzählte mir, was für ein Glück es für sie gewesen sei, mir zu begegnen und nicht irgendeinem »anderen Typ«, denn sie sei heute abend anfällig, sagte sie, und wahrscheinlich »leichtes Spiel«. Wir unterhielten uns eine Weile darüber, wie sie sich nach all dem Wein wohl beim Aufwachen fühlen werde und daß wir beide dann vermutlich eine Menge Kaffee brauchten. Dann sagte sie, sie würde gern, wenn es mir nichts ausmachte, etwas kaufen, was ich geschrieben hätte, um es zu lesen und mir dann ihre Meinung dazu zu schreiben. Und ich sagte, das fände ich gut. Dann ging sie, wie auf ein geheimes Zeichen hin, ums Bett herum, schlug die Decke zurück, legte sich neben mich und fing augenblicklich an zu schnarchen. Ich schlief den Rest der Nacht voll angezogen neben ihr, auf der Bettdecke, und rührte sie nicht ein einziges Mal an. Und am Morgen ging ich, bevor sie aufwachte, zu einem vereinbarten Interview mit einem Footballcoach und sah sie nie wieder.
    Etwa einen Monat später lag zu Hause im Briefkasten ein dicker Brief – der erste von mehreren, die mir Peggy Connover schickte –, voll von Geschichten über ihre Kinder, humorvollen Bemerkungen über ihr Wohlergehen, ihr Gewicht, ihre Wehwehchen, über Van, zu dem sie zurückgekehrt war, und voll von Plänen, die sie für die Zukunft ihrer Familie schmiedete; aber sie äußerste sich auch zu Geschichten von mir, die sie in dem Magazin gelesen hatte und kommentierte (manche gefielen ihre, aber nicht alle) alles in dem gleichen plaudernden Ton, den ich von unserer Begegnung her kannte, und sie schloß jedesmal mit: »Also, Frank, ich hoffe, wir sehen uns recht bald wieder. Liebe Grüße, Peg.« Was ich alles sehr gern hörte und sogar ein-, zweimal beantwortete, denn ich freute mich einfach darüber, daß wir, obschon wir nie mehr gewesen waren als Freunde, das auch weiterhin sein konnten und daß zwischen uns alles in Butter war. Und ich freute mich darüber, daß irgendwo da draußen in der entlegenen Welt jemand an mich dachte, ohne den geringsten negativen Anlaß dazu zu haben, und mir sogar Gutes wünschte.
    Das waren natürlich die Briefe, die X in der Schublade meines Schreibtischs fand, als sie nachschauen wollte, ob die Einbrecher nicht das Säckchen mit den Silberdollars gefunden hatten. Und es waren diese Briefe, die aus ihrer Sicht unser Leben offenbar kaputtmachten und die eine Fortsetzung irgendwie unmöglich erscheinen ließen (ich fand es meinerseits unmöglich, in dem Augenblick etwas zu erklären, da schon so viele andere Dinge nicht mehr stimmten). Als X die Briefe Peggy Connovers gelesen hatte, war sie, glaube ich, überzeugt davon, daß – wenn schon diese im Plauderton geschriebenen Gedanken, wie sie normalerweise Nachbarn über den Zaun hinweg austauschen, in meiner Schublade versteckt waren (sie waren natürlich nicht versteckt) – solche Briefe voll vernünftiger Gedanken und unbeschwertem Humor höchstwahrscheinlich auch von meinem Schreibtisch nach draußen gingen (da hatte sie recht). Und daß sie in ihrem häuslichen Alltag so etwas nicht zu hören bekam. Und von da an glaubte sie, die Liebe sei für mich schlicht eine übertragbare Handelsware – was vielleicht sogar stimmt –, und das gefiel ihr nicht. Und dann kam sie plötzlich zu dem Schluß, daß sie mit jemandem wie mir keine Sekunde länger verheiratet sein wollte oder mußte – genauso ist es gekommen.
    Draußen stelle ich fest, daß es nicht mehr schneit, aber die Straßen sind mir zu vereist, als daß ich die Fahrt mit einem Mietwagen riskieren will. Unsere Zeit in der Stadt kommt mir schon jetzt viel zu kurz vor, und bei schlechtem Wetter gerät allein schon der Gedanke an den Botanischen Garten in den Bereich des Unwahrscheinlichen – auch wenn sich für Vicki dadurch kaum etwas ändern dürfte.
    Ich bedaure es allerdings, auf den Mietwagen verzichten zu müssen. Es geht nichts über die ersten Augenblicke in einem großen, blitzblanken LTD oder Montego – Kilometerstand überprüft, Tank voll, Sitz richtig eingestellt, die schwere Tür fest geschlossen, der erregende »neue« Geruch, der dir in die Nase steigt –, die feste Überzeugung, daß du in einem Wagen sitzt, der besser ist als dein eigener (mehr noch: Wenn der hier schlappmacht,

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