SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
Raven, 28.04.70, 22:43 Uhr GST
Wie in jedem Krieg ging ab und an mal etwas daneben. Bei Manövern war das nicht weiter tragisch. Sobald jemand mit dem Jesus-Schlüssel kam, war wieder alles beim Alten und man hatte Erfahrung gewonnen, ohne nicht wiedergutzumachenden Schaden erlitten zu haben. Vom eventuell angekratzten Stolz einmal abgesehen.
Das galt besonders für das Militär. Nicht aber jedoch für Geheimdienste. Hier gab es nur an der Schule Übungen. Alles, was danach kam, war der Krieg. Hier gab es keine Jesus-Schlüssel. Hier gab es noch nicht einmal Verlustlisten oder gar einen Nachruf. Und was sich hier bei diesem Manöver zurzeit abspielte, war weit mehr als ein Desaster. Das war eine Katastrophe.
Der TSS hatte auf ganzer Linie versagt.
„Was machen wir jetzt?“, fragte der Kommandant der Korvette, Lieutenant-Commander Antonio Pirelli. „Das war so überhaupt nicht vorgesehen. Wir müssen froh sein, wenn die Flotte es überhaupt in Sichtweite zu Pergamon schafft. Den hinteren Jump Point werden wir nie erreichen. Und wenn doch, dann ohne triftigen Grund, um ihn durchqueren zu können. Wir sollten uns nichts vormachen, Sir. Die Römer drehen uns durch den Wolf.“
Das war leider allzu wahr. Commander Georg Hatcher vom TSS war sich dessen ebenso klar wie der Kommandant der Korvette. Seit Monaten waren er und sein Team nun auf dem Schiff und sammelten Daten über alles und jeden, den sie vor ihre Sensoren bekamen. Hier sollten nun die vier „Leitungsschiffe“ der TDSF neben der offiziellen Tätigkeit als Leitungstruppe auch das gesamte System sondieren. Es war vorgesehen gewesen, dass die Flotte nach Pergamon durchbricht und die Reste der Römer Richtung hinterem Jump Point treibt, um im Anschluss dann diesen zu durchqueren, um jenseits von Pergamon aufzuklären, ob nicht weitere römische Verbände dort warten, beziehungsweise fliehende Römer dorthin zu verfolgen.
So der Plan.
„Captain, wie schätzen Sie die Chance ein, dass Admiral Jerrard das Manöverergebnis noch drehen kann?“, fragte Hatcher.
„Nun Sir, wir haben alle Daten zur Verfügung und so wissen wir, was die Römer dort vor unserer Flotte hinter der Eloka verstecken. Aber auch wir kennen nur das von der Leistungsfähigkeit der neuen römischen Schiffe, was man uns gesagt hat und/oder beim letzten Manöver gezeigt hat. Bisher entsprachen die Leistungsprofile der Neubauten den Angaben. Das soll aber nichts heißen. Wir können die römische Eloka genauso wenig durchdringen wie unsere Flotte. Aber so wie es aussieht, war die Entscheidung des Admirals, den Pilum-Verband an seiner rechten Flanke anzugreifen, ein wenig ungünstig.“
„Ein wenig ungünstig?“, fragte Hatcher ungläubig. „Mensch, Captain. Der Mann rennt mit seinen Schiffen in den sicheren Untergang. Wenn diese Angaben stimmen, und es sieht wirklich so aus, dann haben die Römer 128 Torpedorohre bei 96 auf unserer Seite und 384 LSR-Rohre bei 272 auf unserer Seite. Dabei lassen wir unsere und deren Fregatten einmal außen vor.
Captain, die werden uns da durch die Mangel drehen. Und bei den vier schweren Kreuzern sieht das auch nicht besser aus. Wir müssen froh sein, wenn auch nur ein Schiff dieses Massaker überleben wird.“
„Was uns wieder zu der Frage bringt, wie wir begründet durch den hinteren Jump Point kommen.“
„Wenn Sie meine Meinung hören wollen, Captain, dann sage ich Ihnen, dass unsere Flotte das verpfuscht hat. Entweder wir hätten einem anderen kommandierenden Admiral das Kommando geben sollen, oder wir hätten diesem Kerl seine Schlachtgeschwader bewilligen sollen. Eines von beiden wäre nötig gewesen. Und bevor Sie es ansprechen, ja, ich weiß. Der TSS hat die Kapazitäten und Leistungsprofile der römischen Neubauten falsch eingeschätzt. Und deren Anzahl und deren Eloka und die operativen Fähigkeiten der Römer insgesamt.“
Darauf gab es nichts mehr zu sagen. Beide Offiziere wussten, dass das Manöver nur ein Vorwand sein sollte, um hinter Pergamon mal ein wenig herumzustöbern. Und so, wie es aussah, waren die Leitungsschiffe der TDSF die einzigen Schiffe, die auch nur in die Nähe des Jump Points kommen würden. Doch leider fehlte ihnen der Vorwand, durchzugehen, ohne die Römer misstrauisch zu machen.
Was für ein Desaster! Das Oberkommando würde toben. Wie hatte man die Fähigkeiten der Römer nur so fatal unterschätzen können?
Systemkommando Pergamon, 29.04.70, 01:20 Uhr GST
„Die sind so dämlich, dass es einem fast
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