SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
leidtut, diese Idioten jemals als Gegner respektiert zu haben. Anstatt sich zu vereinen, rennen sie wieder in verschiedene Richtungen. Man könnte meinen, dass die uns den Sieg schenken wollen“, sagte Prätor de la Forge fast fassungslos. Dass er sich einen Sieg wünschte, war kein Geheimnis. Doch er wollte auf gar keinen Fall so gewinnen. Er hatte sich einen Schlagabtausch erhofft – nicht ein Tontaubenschießen.
Wenn die Terries schon ihren unfähigsten Kommandeur schicken mussten, warum gaben sie ihm dann nicht genügend Schiffe mit, die er verheizen konnte, ohne alles zu verlieren? Die wollten doch den hinteren Jump Point ausspionieren. Mit was denn noch, verdammt noch mal. Wenn die so weitermachten, würden noch nicht einmal die Rettungskapseln Pergamon erreichen können – und mit einem guten Teleskop würden sie eventuell den Jump Point sehen können. So wurde das nichts.
„Vorschläge?“, fragte er seine Besucher.
Die beiden saßen ein wenig ratlos ihm gegenüber am Konferenztisch. Nicht ratlos in der Sache, doch ein wenig ratlos, wie man es dem Prätor sagen sollte. Senior-Tribun Demeter sah zum wiederholten Mal Tribun Falkenberg an, der das Wort ergriff: „Prätor, wir können nicht mehr verlieren. Etwas vorzutäuschen würde nur Verdacht erwecken. Mein Vorschlag ginge dahin, dass, sobald die komplette Niederlage der TDSF nicht mehr zu übersehen ist, wir dann den Leitungs- und Beobachtungskorvetten zur besseren Dokumentation der Manöverabläufe anbieten, alle Aspekte und astronomischen Gegebenheiten des Pergamonsystems zu sondieren. Dabei solltest du ‚alle‘ und ‚astronomischen Gegebenheiten‘ betonen. Wenn mich nicht alles täuscht, könnten ein paar TDSF-Schiffe die Chance ergreifen, genau das als Vorwand für eine jenseitige Jump-Point-Erkundung zu nutzen. Deutlicher können wir eine Einladung zur Spionage nicht aussprechen, Prätor!“
„Hmm! Und deine Meinung, Tribun?“
„Um es direkt zu sagen, Prätor. Mir ist es egal, ob du siegst oder nicht oder die Terries hinter den Jump Point linsen. Wichtig sind nur die gegenseitigen abschließenden Besuche der Besatzungen. Das ist alles, was ich brauche. Ob wir dort einen Sieg feiern oder unsere Niederlage betrauern, ist für meine Pläne ohne Belang“, sagte Demeter ohne Gefühlsregung und so sachlich neutral, als wenn er über Wetterauswirkungen bei Sportereignissen plaudern würde.
De la Forge fragte sich wieder einmal, was das für ein Mensch war. Er schien gut mit diesem Falkenberg auszukommen, was de la Forge nicht unbedingt als Kunststück ansah. Falkenberg hatte dieselben Augen wie Demeter – und was das betraf, auch dieselbe Einstellung. Kalt, lauernd und immer auf dem Sprung! Sicher, es war gut, solche Leute zu haben, aber es war immer beunruhigend, solche Menschen in seiner persönlichen Nähe zu wissen.
„Was genau versprichst du dir eigentlich von den Besuchen, Tribun Demeter?“, wollte de la Forge nun endlich einmal wissen. Er blickte ihn fordernd an und wartete auf eine Antwort. Wenn er erwartet hatte, dass sein mehr oder weniger direkt formulierter Befehl nach umfassender Information erfüllt wurde, dann sah er sich schnell enttäuscht.
Demeter blickte ihn fest an und sagte langsam, ohne arrogant oder unmilitärisch zu wirken: „Das, Prätor, ist ein Punkt, mit dem ich dich nicht behelligen möchte!“
Prätor Roger de la Forge, Flottenadmiral der Allianz und Oberbefehlshaber aller römischen Streitkräfte, wartete immer noch auf eine weiterführende Antwort, als ihm bewusst wurde, dass der Senior-Tribun gar nicht weitersprach und auch nicht daran dachte, noch etwas Weiteres dem Gesagten hinzuzufügen. De la Forge war so perplex, dass er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Er war es gewohnt, dass alle seine Befehle sofort nach bestem Wissen und Gewissen befolgt wurden. Hier saß ein Soldat, der für ihn entschied, was er zu wissen hatte und was nicht.
Er wollte gerade Luft holen, um diesen Kerl in seine Schranken zu verweisen, als er Demeters Äußerung einfach einmal wörtlich nahm und mit dem Charakter des Mannes, soweit er ihn kennen gelernt hatte, in Einklang brachte. Plötzlich war er sich sogar sehr sicher, dass er wirklich nicht wissen wollte, was das zu bedeuten hatte.
Für Soldaten war es nicht immer gut oder nötig, zu wissen, was aus Staaträson so alles notwendig war. Als römischer Soldat und Offizier war ihm die Ehre wichtiger als sein Leben. Er bezweifelte stark, dass das, was immer
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