Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
trägt der Kontakt in der Gruppe wesentlich dazu bei, sozialer Isolation entgegenzuwirken. Die Möglichkeit, andere Familien mit ähnlichen Ängsten und Sorgen kennenzulernen, führt dazu, dass sich die Eltern nicht mehr allein mit ihren Problemen fühlen, und hat daher eine wichtige entlastende Funktion. Des Weiteren verfügen die Eltern als primäre Kommunikationspartner und Experten für ihr Kind über wichtige Kompetenzen, die in der Gruppensituation optimal genutzt werden können. Da einige Familien bereits über einen längeren Zeitraum mit der Diagnose leben und Erfahrungen mit spezifischen Unterstützungsmöglichkeiten gesammelt haben, können weniger erfahrene Eltern im Training vom Erfahrungsschatz anderer Familien profitieren.
Abbau von Berührungsängsten mit LUG
Aufgrund der geringen verbalen Ausdrucksmöglichkeiten beginnt ein Großteil der Kinder mit globaler Entwicklungsstörung von sich aus über Mimik und Gestik zu kommunizieren. Dies löst bei den Eltern häufig Verunsicherung und Sorge aus. Sie fürchten, dass Gesten den Lautspracherwerb behindern könnten. Hieraus ergibt sich die Gefahr einer negativen Rückkopplung von verzögerter Sprachentwicklung des Kindes und Sprachinteraktion der Eltern. Wegen der Verunsicherung im sprachlichen Umgang mit dem Kind vermeiden es viele Eltern, auf kindliche Gesten zu reagieren, und lassen die Kommunikationsversuche des Kindes ins Leere laufen. Das Kind lernt infolgedessen, dass es mit seinen Kommunikationsversuchen nichts bewirken kann. Dies verringert die kindliche Sprechfreude und aktive Kommunikationsbeteiligung, sodass letztlich den Eltern weniger Gelegenheiten zur Verfügung stehen, mit gezielten Sprachlehrstrategien auf die Äußerungen ihres Kindes zu regieren. Die Vermeidung des Einsatzes begleitender Gesten führt demnach nicht zu einer Steigerung, sondern einer Verringerung des Sprachangebots. Dies begünstigt wiederum eine Manifestation der Schwierigkeiten im Spracherwerb, wodurch die Sorge der Eltern potenziert und der negative Rückkopplungsprozess verstärkt wird (ausführlich in Buschmann & Jooss 2012).
Die Berührungsängste der Eltern hinsichtlich der Verwendung lautsprachunterstützender Gebärden werden im HET-GES ernst genommen und besprochen. In der Regel befindet sich in der Gruppe mindestens eine Familie, die bereits von positiven Erfahrungen mit dem Einsatz von lautsprachunterstützenden Gebärden berichten kann, sodass an dieser Stelle dem Austausch unter den Eltern eine besondere Bedeutung zukommt. Eine wichtige Erkenntnis ist für die Eltern, dass aktuell nicht das Erlernen einer spezifischen Gebärdensprache angestrebt wird, sondern dass die Gebärden die Lautsprache unterstützen, nicht ersetzen sollen. Systematisch lernen die Eltern zentrale Wörter begleitend zur Lautsprache zu gebärden und damit für das Kind besonders hervorzuheben.
Als Einstieg in die aktive Verwendung von LUG werden die Eltern zunächst dafür sensibilisiert, wie häufig sie im Alltag selbst unbewusst konventionelle Gesten wie beispielsweise das Winken oder den angedeuteten Telefonhörer einsetzen. Dadurch erkennen sie, dass dies ihrem natürlichen Kommunikationsverhaltenentspricht und die Kommunikation mit dem Kind intensivieren kann.
Aktive Arbeitsformen
Aktives Üben in Kleingruppen
Die Kleingruppenstruktur bietet viele Möglichkeiten, die Kompetenzen der Eltern optimal zu nutzen. Zentrale Sprachförderstrategien können gemeinsam erarbeitet und in Kleingruppen aktiv geübt werden. Insbesondere die aktiven Arbeitsformen und Übungselemente des Elterntrainings sind für den Transfer in die häusliche Umgebung und die Verhaltensänderung der Eltern maßgeblich. Einzelne Strategien zur Kommunikations- und Sprachanbahnung können anhand von Videoillustrationen gemeinsam in der Gruppe erarbeitet werden. Zentrales Bindeglied zwischen der theoretischen Erarbeitung und der praktischen Umsetzung mit dem Kind zu Hause stellt das aktive Üben in Kleingruppen dar. In Dreiergruppen haben die Eltern Gelegenheit, die neuen Strategien in einem geschützten Rahmen auszuprobieren. Dabei erhalten sie sowohl ein direktes Feedback von den anderen Teilnehmern zu ihrer eigenen Elternrolle als auch die Möglichkeit, durch einen Perspektivwechsel in der Rolle des Kindes die Wirkung der Strategien zu erfahren. Dieses aktive Üben in Form von Rollenspielen hat sich insbesondere hinsichtlich der Akzeptanz von LUG als wirkungsvoll erwiesen. Am Modell eines anderen Elternteils
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