Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
nichtsprachlicher Kommunikationsmittel zu unterstützen (Suchodoletz 2010).
Bei jungen Kindern bietet sich als körpereigene Kommunikationsform insbesondere die Verwendung lautsprachunterstützender Gebärden (LUG) an. Nach Wilken (2006) haben Gebärden eine bahnende Funktion für die Lautsprache. Dies bestätigte sich auch in der längsschnittlichen Untersuchung von Goodwyn, Acredolo und Brown (2000). Sie fanden in einer Gruppe von 32 gesunden Kindern, deren Eltern angeleitet wurden, ihrem Kind ab einem Alter von elf Monaten neben der Lautsprache auch Gebärden (»Baby Signs«) anzubieten, eine akzelerierte Entwicklung in den Bereichen Sprachverständnis, aktiver Wortschatz und Aussprache, im Vergleich zu zwei unterschiedlichen Kontrollgruppen: In der ersten Gruppe erhielten die Eltern keine spezifische Instruktion bezüglich der Kommunikation mit ihrem Kind. In der zweitenKontrollgruppe waren die Eltern angehalten, die verbale Kommunikation mit dem Kind zu verstärken.
Eine Erweiterung der Kommunikationsfähigkeit der Kinder wirkt sich unmittelbar auf den Dialog zwischen Eltern und Kind positiv aus und trägt damit erheblich zu einer entspannten Eltern-Kind-Interaktion bei. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, Eltern frühzeitig für die Anwendung von LUG zu sensibilisieren und sie gezielt im Einsatz von LUG im Rahmen natürlicher Kommunikationssituationen zu schulen.
Indirekte Interventionen
Frühe Sprachanbahnung bei Kindern mit globalen Entwicklungsstörungen unter Verwendung von LUG findet im deutschsprachigen Raum im Kontext der Frühförderung oder Sprachtherapie statt. Zumeist werden die Eltern begleitend individuell beraten. In Ermangelung ausgearbeiteter systematischer indirekter Interventionen sind die Intensität der Elternberatung und die inhaltliche und methodisch-didaktische Gestaltung geprägt von der fachlichen Ausrichtung der jeweiligen Therapeutin sowie von ihrem persönlichen Interesse und Wissen über LUG. Im angloamerikanischen Raum existieren in diesem Bereich bereits spezifische Programme. Beispielsweise wurde das »Hanen Program« (Girolametto & Weitzman 2006) sowohl für Eltern von Klein- und Vorschulkindern mit spezifischen Sprachentwicklungsdefiziten als auch für Eltern von Kindern mit globaler Entwicklungsstörung bis zum Alter von fünf Jahren konzipiert und wissenschaftlich evaluiert. Im »Responsive Education/Prelinguistic Milieu Teaching« (RE/PMT; Warren et al. 2006) wird eine direkte kindzentrierte Intervention mit einer intensiven Elternberatung kombiniert. Eine kurz- und mittelfristige Effektivität dieses Ansatzes für Kinder mit leichter bis mittlerer mentaler Retardierung einschließlich Down-Syndrom-Kindern ist belegt (Yoder & Warren 1998, 1999, 2002; Fey et al. 2006). Wie eine Studie von Mahoney et al. (1998) zeigte, hing die Effektivität von Frühinterventionsprogrammen vor allem davon ab, inwieweit der Interaktionsstil der Mütter verändert werden konnte, d. h. vom Ausmaß der Responsivität der Mütter ihrem Kind gegenüber.
»Heidelberger Elterntraining«
Mit dem »Heidelberger Elterntraining zur Kommunikations- und Sprachanbahnung bei Kindern mit globaler Entwicklungsstörung« (HET-GES; Buschmann & Jooss 2012) liegt auch für den deutschsprachigen Raum ein Konzept für ein systematisches sprachbasiertes Interaktionstraining vor. Im Vordergrund stehen die Stärkung der engsten Bezugspersonen in ihrer Kompetenz als wichtigste Kommunikationspartner des Kindes und die Befähigung dieser zu einer responsiven Interaktion und Kommunikation. Die Eltern lernen, die Kommunikationssignale ihres Kindes zu erkennen und adäquat aufzugreifen. Sie erarbeiten interaktiv die Vorteile eines frühen Einsatzes von lautsprachunterstützenden Gebärden und üben deren Anwendung. Sie werden für Möglichkeiten der gezielten Sprachförderung in unterschiedlichen Alltagssituationen sensibilisiert und lernen das Anschauen von Bilderbüchern sowie das gemeinsame Spiel optimal zur Sprachförderung zu nutzen. Durch das veränderte Kommunikations- und Interaktionsverhalten der Eltern erhalten die Kinder bessere Sprachlernbedingungen. Mit einem aufmerksamkeitsförderlichen Sprachverhalten soll das Interesse an Kommunikation und Sprache bei den Kindern geweckt werden. Mit einem optimal auf das Kind abgestimmten Sprachangebot wird eine Verbesserung der vorsprachlichen Kompetenzen wie auch der rezeptiven und expressiven Sprachfähigkeiten angestrebt.
Das Training basiert in seiner
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