Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
Grundstruktur auf dem Originalprogramm für Eltern von Kindern mit isolierter Verzögerung in der Sprachentwicklung (HET; Buschmann 2009, 2011). Es zeichnet sich durch eine klare Struktur und Gliederung sowie aufeinander aufbauende Trainingsbausteine aus. Im Vordergrund steht der systematische Aufbau von elterlicher Handlungskompetenz im sprachförderlichen Umgang mit dem Kind in alltäglichen Situationen.
Rahmenbedingungen
Das HET-GES findet in der Regel begleitend zu einer kindzentrierten Intervention statt und wird insbesondere von Frühförderstellen und Sozialpädiatrischen Zentren angeboten. Es ist für eine Kleingruppe von maximal 10 Teilnehmern konzipiert. Das Training enthält sieben Gruppensitzungen im zweiwöchigen Abstand sowie einen Einzeltermin für Eltern und Kind zur videogestützten Interaktionsberatung.Zur Sicherung des Langzeiteffekts findet nach etwa einem halben Jahr ein Nachschulungstermin statt. Es können sowohl Elternpaare als auch ein Elternteil oder andere Bezugspersonen teilnehmen.
In Vorbereitung auf das Training findet eine
diagnostische Abklärung
statt. Neben einer differenzierten Überprüfung der sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten des Kindes (z. B. mittels ELFRA 1, Grimm & Doil 2000; SETK-2, Grimm 2000) sind – sofern noch nicht abgeklärt – eine Beurteilung des globalen Entwicklungsstands einschließlich der kognitiven Leistungen des Kindes sinnvoll (z. B. mittels BSID-II, Reuner et al. 2007) und die Überprüfung des Hör- und Sehvermögens notwendig. Hinzu kommt eine videogestützte Beurteilung der Interaktion zwischen Bezugsperson und Kind anhand einer Bilderbuch- oder Spielsituation. In einem individuellen
Vorgespräch
werden die Eltern über Inhalte und Ziele sowie die Organisation des Elterntrainings aufgeklärt. Nach Abschluss des Trainings erfolgt im Rahmen einer standardisierten
Nachuntersuchung
die Beurteilung der kommunikativ-sprachlichen Entwicklungsfortschritte des Kindes.
Zielgruppe
Das HET-GES ist konzipiert für Eltern oder andere Bezugspersonen von Klein- und Vorschulkindern mit globaler Entwicklungsstörung mittlerer bis schwerer Ausprägung. Dabei ist weniger das chronologische Alter der Kinder als vielmehr der Entwicklungsstand im sprachlich-kommunikativen Bereich entscheidend. Geeignet ist das Training sowohl für Eltern von Kindern auf einer vorsprachlichen Entwicklungsstufe als auch für Eltern von Kindern, die bereits Einzelwörter sprechen oder erste Wortkombinationen bilden.
In Frage kommen Kinder mit einer globalen Entwicklungsstörung im Rahmen genetischer Erkrankungen (wie Down-Syndrom, Williams-Beuren-Syndrom, Fragiles-X-Syndrom, Deletionssyndrom 22q11), Stoffwechsel- oder neurologischer Störungen sowie Kinder mit einer Entwicklungsstörung unklarer Genese. Für Eltern von Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung liegt mit T-ASK eine spezifische Adaptation vor (Fröhlich, Noterdaeme, Jooss & Buschmann, in Vorbereitung).
Ableitung des methodisch-didaktischen Vorgehens
Wesentliche methodisch-didaktische Bestandteile des HET-GES sind das Arbeiten in einer Kleingruppe, das Üben spezifischer Strategien in Kleinstgruppen, das intensive häusliche Üben, die Videosupervision einer Interaktionssituation einzeln und in der Gruppe sowie ein Individualtermin. Im Folgenden werden die Hintergründe hinsichtlich dieser gezielten Auswahl der methodischdidaktischen Mittel für die Gruppe der Eltern von Kindern mit globaler Entwicklungsstörung beschrieben.
Kleingruppenstruktur
Insbesondere bei Familien mit behinderten Kindern bietet die Arbeit in Elterngruppen zahlreiche Vorteile gegenüber der Einzelberatung. Das Bekanntwerden der Diagnose einer globalen Entwicklungsstörung stellt oft eine Herausforderung für das gesamte Familiensystem dar. 65% der Mütter eines behinderten Kindes zeigen außerordentlich hohe Belastungen (Sarimski 2010). Bei 29% bestanden behandlungsbedürftige depressive Symptome (Singer 2006). Aufgrund dieses hohen Belastungspotenzials ergibt sich für Familien mit behinderten Kindern ein spezifischer Beratungs- und Unterstützungsbedarf. Nach Sarimski (2010) zeigen 30 – 40% der Mütter ein sehr hohes Bedürfnis nach Information und Unterstützung, gefolgt von dem Wunsch nach emotionaler Unterstützung durch Kontakt zu anderen betroffenen Familien. Diesem großen Wunsch nach Austausch kommt die Arbeit in der Elterngruppe entgegen. Da das Knüpfen sozialer Kontakte für Familien mit behinderten Kindern häufig erschwert ist,
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