Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
Toddler Development, Third Edition (Bayley 2006) lag in der Interventionsgruppe zwischen 12 und 30 Monaten (M 21,17; SD 6,43). Die Kinder der Kontrollgruppe wiesen ein Entwicklungsalter zwischen 20 und 25 Monaten (M 22,33; SD 1,75) auf (F(1) = 0,18; p = 0.68).
Ablauf und Untersuchungsinstrumente
Die randomisierte Zuweisung zu Interventions- und Wartekontrollgruppe erfolgte per Losverfahren nach Abschluss der Eingangsuntersuchung. Diese standardisierte diagnostische Untersuchung beinhaltete die Erfassung des aktuellen Sprachentwicklungsstandes anhand des Sprachentwicklungstests für zweijährigeKinder SETK-2 (Grimm 2000), enthielt die informelle Beurteilung der Spontansprache sowie die Einschätzung des nonverbalen kindlichen Kommunikationsverhaltens (u. a. Einsatz lautsprachunterstützender Gebärden) in einer standardisierten Bilderbuch-Situation. Zur Auswertung der Untertests zur Sprachproduktion des SETK-2 wurden neben den aktiv produzierten Wörtern auch die Produktion von adäquaten Lautmalereien und der Einsatz von Gesten/ Gebärden berücksichtigt. Des Weiteren erfolgte bei jedem Kind eine standardisierte Überprüfung des kognitiven Entwicklungsstandes anhand der entsprechenden Skala der Bayley Scales of Infant and Toddler Development, Third Edition (Bayley 2006).
Vier Monate nach Abschluss des Elterntrainings fand der Posttest statt. Die Untersucher waren jeweils verblindet, d. h. weder über die Vortestergebnisse noch die Gruppenzugehörigkeit des jeweiligen Kindes informiert. Zur Beurteilung der kommunikativen und sprachlichen Fähigkeiten wurden die Verfahren der Eingangsdiagnostik erneut verwendet. Zur Überprüfung der dialogischen Qualität und der Responsivität der Eltern wurde wiederholt die standardisierte Bilderbuch-Situation gewählt. Die o. g. Bilderbuch-Situation diente ebenfalls der Beurteilung des elterlichen Kommunikationsverhaltens, welches in der bisherigen Auswertung von Rau (2011) im Vordergrund stand.
Ergebnisse
Aufgrund der geringen Stichprobengröße sind die von Rau (2011) berichteten Ergebnisse unter Vorbehalt zu betrachten. Im Vergleich von Prä- und Posttest zeigte sich teilweise eine durch die Teilnahme am Elterntraining hervorgerufene Veränderung des elterlichen Kommunikationsverhaltens. Damit die Kinder mehr Kommunikations- und Sprechfreude entwickeln, werden die Eltern im HET-GES u. a. dazu angehalten, den Kindern beim Buchanschauen vermehrt die Führung zu übergeben. Im Vergleich von Prä- und Posttest sollte sich dementsprechend der Gesprächsanteil der Eltern verringern und sich die Umblätterrate auf Seiten der Eltern zugunsten der Kinder senken. Letzteres konnte in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich erreicht werden. Eine Senkung des Gesprächsanteils der Eltern von Prä- zu Posttest beobachtete Rau (2011) tendenziell ebenfalls in der Interventionsgruppe, während in der Kontrollgruppe keine solche Veränderung zu verzeichnen war.
Fazit
Für eine erfolgreiche Kommunikations- und Sprachanbahnung ist eine optimale Passung zwischen den Sprachlernvoraussetzungen eines Kindes und dem Sprachangebot der Bezugspersonen entscheidend. Bei Kindern mit globaler Entwicklungsstörung stehen die Bezugspersonen aufgrund der insgesamt verlangsamten Entwicklung des Kindes vor einer besonderen Herausforderung diese Passung herzustellen. Für eine erfolgreiche kommunikative und sprachliche Entwicklung des Kindes scheint es daher vielversprechend, die Eltern oder andere Bezugspersonen in ihrer Kompetenz zu stärken und gezielt hinsichtlich einer responsiven Interaktion und Kommunikation mit dem Kind anzuleiten und zu supervidieren. Das »Heidelberger Elterntraining zur Kommunikations- und Sprachanbahnung bei Kindern mit globaler Entwicklungsstörung HET-GES« zielt genau darauf und bietet durch das Arbeiten in einer Elternkleingruppe zudem die Möglichkeit für die Eltern zum Austausch untereinander. Die Kleingruppenstruktur bietet optimale Voraussetzungen für eine interaktive Vermittlung von Wissen unter aktivem Einbezug der elterlichen Kompetenz und Erfahrung. Erste Studienergebnisse weisen auf positive Veränderungen des elterlichen Kommunikationsverhaltens nach einer Teilnahme am Elterntraining hin. Das HET-GES kann somit als eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden kindzentrierten Therapieangebots bei Kindern mit Entwicklungsstörungen gelten.
Literatur
Bayley, N. (2006): Bayley Scales of Infant and Toddler Development. Third Edition, San Antonio:
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