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Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Titel: Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Schneeweiß , Theodor Hellbruegge
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stattgefunden hatte. Stereotypes Spiel war noch immer vorhanden. Ein Beispiel war die Beschäftigung mit einer Kugel. Das Mädchen rollte eine Kugel von sich weg, beobachtete dies und rutschte der Kugel nach, um die Handlung dann zu wiederholen. Auch hier wurde das Interesse für die Kugel von mir aufgegriffen. Da das Kind sich vorher mit einer Flöte beschäftigt hatte, gab ich ihm das Mundstück und forderte es auf, damit Klang zu erzeugen. Geschah dies, rollte ich ihm die Kugel zu. Die Rollen wurden getauscht, und ich blies in eine andere Flöte, hielt meine Hand ihm entgegen, um die Kugel zu erhalten. Nach mehreren Wiederholungen behielt das Kind dieKugel. Als ich es wieder durch Blasen in meine Flöte und Gestik aufforderte, mir die Kugel zukommen zu lassen, blies es als Antwort in seine Flöte und behielt die Kugel. So konnte eine Interaktion aufgebaut werden, in der Klang, eingesetzt als ein Signal, als kommunikative Aufforderung oder Mitteilung für die Spielpartner fungierte.
    Mit diesem Kind arbeiteten wir im Bereich der präverbalen Kommunikation und des präverbalen Spiels, z. B. das Turn-taking. In diesen Bereichen zeigte das Kind zunächst deutliche Probleme, entwickelte aber im Laufe der zwei Monate neue Kompetenzen, die es galt, aufzugreifen und weiter auszubauen.
    Trotz des stereotypen Spiels, das den Kontakt und die Interaktion beeinträchtigte, war es durch das Angebot von neuen Handlungen im Rahmen musikalischer Aktivität möglich, kommunikative und interaktive Kompetenzen positiv zu beeinflussen.
Musiktherapie in der Entwicklungsförderung
    Welche Möglichkeiten hat die Musiktherapie? Die Musiktherapie kann hilfreich sein, zusätzliche qualitative Informationen vor allem im Bereich der sozialen Interaktion und Kommunikation zum Diagnostikprozess beizutragen. Beobachtungsinstrumente für diesen Prozess sind in der Musiktherapie entwickelt worden, z. B. von Schumacher und Calvet (1999) zur Einschätzung der Beziehungsfähigkeit des Kindes, von Wigram (2000) zur Differentialdiagnostik, von Oldfield (2006) zur Ergänzung des interdisziplinären Diagnostikprozesses, von Scholz et al. (2007) zur Identifizierung von Stärken und Schwächen des Kindes. Grundlage ist immer die Beobachtung des musikalischen Verhaltens, teilweise auch nichtmusikalischen Verhaltens des Kindes.
    Eine Überprüfung und Evaluierung der Therapie selbst ist für die Qualitätssicherung der Behandlung absolut notwendig. Einige Studien sind vorhanden. Beispielsweise hat Plahl im Jahr 2000 die Auswirkung der Musiktherapie auf die präverbale Entwicklung von mehrfachbehinderten Kindern unter Anwendung der Videomikroanalyse untersucht. Sie kombinierte diese Ergebnisse mit Elterninterviews, Therapeutenbefragungen und psychologischen Tests. Sie konnte nachweisen, dass die Musiktherapie signifikante positive Auswirkungen auf diesen Aspekt der Entwicklung hatte.
    I. Voigt (2002) evaluierte den Therapieverlauf eines Mädchens mit Rett-Syndromdurch eine Videomikroanalyse. Sie stellte eine Zunahme an Aktivitätsniveau, Aufmerksamkeit und Kommunikation, eine Abnahme in der Notwendigkeit für Unterstützung durch die Therapeutin und eine Zunahme an musikalischer Interaktion fest.
    Zum Schluss möchte ich Hollmann zitieren, der in seinem Geleitwort zum Buch »Kindermusiktherapie: Richtungen und Methoden« Folgendes schreibt:
    »Musiktherapie ist keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung der funktionellen und psychotherapeutischen Interventionsmöglichkeiten. Als nonverbale Therapie liegt der besondere Stellenwert in den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten« (Hollmann 2007, S. 10).
Literatur
    Bruscia, K. (1998):
Defining Music Therapy
. 2 nd ed., Gilsum, N. H.: Barcelona Publishers.
    Dunst C. J. & Mc Williams, R.A. (1988): Cognitive assessment of multiply handicapped young children. In: Wachs, T. U. & Sheehan, R. (Hrsg.),
Assessment of Young Develop
mentally Disabled Children, New York: Plenum Press, S. 214 – 238.
    Hollmann, H. (2007): Geleitwort. In: Stiff, U. & Tüpker, R. (Hrsg.),
Kindermusiktherapie:
Richtungen und Methoden
, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 8 – 11.
    Oerter, R. (1999):
Psychologie des Spiels
. Weinheim: Beltz.
    Oerter, R. (2001): Die Rolle des Spiels in der musikalischen Entwicklung des Kindes. In: Salmon, S. & Schumacher, K. (Hrsg.),
Symposion Musikalische Lebenshilfe
, Hamburg: Books on Demand GmbH, S. 139 – 161.
    Oerter, R. (2005) : Einleitung: Musikkultur und Individuum. In: Oerter, R. & Stoffer, T. H.

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