Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
brauchte. Er hatte diesen komischen Bart und hat nur noch von Allah geredet. Ich musste Yassin zu ihm sagen. Wenn ich ihn Dennis genannt hab, ist er gleich hochgegangen. Mit wem er so zusammen war? Moschee, würd ich sagen.«

    »Wovon hat er gelebt?«

    »Aushilfe im Fischladen der Diouris, glaub ich. Und dann war da so ein Café für Sportwetten, wo er ’ne Weile gekellnert hat. Ansonsten? Stütze, würd ich sagen.«

    Anna notierte sich etwas.

    »War nicht einfach mit ihm«, ergänzte die Dicke mit dem Nasenring.

    »Was meinen Sie damit?«, fragte Veller.

    »Na ja, wie er aussah, und das ständige Gesabbel über seinen Glauben. Mir fällt ein, dass er auch mal als Kurierfahrer gejobbt hat, aber nur kurz. Eigentlich hat er sich mehr oder weniger durchs Leben geschnorrt.«

    »Können Sie uns die Firma nennen, für die er fuhr?«

    Frau Senghaas schüttelte den Kopf. »Stellen Sie sich vor, nachdem sich Günni totgesoffen hatte, wollte Dennis unsere Mama verkuppeln. Ausgerechnet mit Günnis ledigem Bruder. Dennis hat gemeint, dass es sich für eine Frau nicht gehört, wenn sie allein lebt. Mein Brüderchen hat den Kopf voller Mist gehabt, aber dass er sich den Terroristen anschließen würde, hätt ich nie gedacht.«

    Anna las in der Akte nach und sagte: »Ihre Mutter hat mit der Polizei Kontakt aufgenommen, als Dennis sich nach den Anschlägen in London dahingehend äußerte, dass auch in Deutschland Menschen sterben müssten, damit der Krieg im Irak und in Afghanistan aufhöre.«

    »So einen Scheiß hat Dennis verzapft? Das hat mir Mama gar nicht erzählt.«

    Veller fragte: »Stimmt es, dass Dennis in Kairo bei einem Islamgelehrten studiert hat?«

    »In Kairo? Dennis?«

    »Für einige Monate soll er dort gewesen sein. Zumindest hat er das einigen Leuten erzählt.«

    »Mein Brüderchen? Nie im Leben war Dennis in Kairo. Er hatte doch nicht mal einen Pass. Seine Papiere waren abgelaufen und er hat behauptet, dass die Behörden sie nicht auf Yassin umschreiben wollten. Ich glaub, ihm war bloß die Gebühr zu hoch. Mein Mann hat gemeint, ich würd mein Geld niemals zurückkriegen, was ich Dennis all die Jahre gepumpt hab. Aber da hat er sich geirrt.«

    »Wieso?«

    »Vorletztes Jahr hat Dennis mir zum Geburtstag zehn Hunderter rübergeschoben. Einfach so. Und letzte Woche hat er gemeint, dass er mir demnächst wohl auch noch den Rest geben kann.«

    Veller dachte an Yassins Konto bei der Stadtsparkasse. Es lief auf den Namen Dennis Scholl und wies ein Guthaben von siebenundfünfzig Euro und ein paar Cent aus. In den letzten zwei Jahren hatte es nie eine Überweisung gegeben, nur selten eine Einzahlung oder Abhebung in bar.

    »Das Café für Sportwetten, das Sie erwähnten – gehörte es Noureddine Diouri?«

    »Keine Ahnung.«

    »Wussten Sie, dass die Diouri-Söhne mit Rauschgift handelten?«

    »Nach Noureddines Tod habe ich so was mal gehört. Mir ist nur aufgefallen, dass Noureddine auf großem Fuß gelebt hat. Weiß man, wer ihn ermordet hat?«

    »Der Fall ist noch nicht abgeschlossen«, antwortete Anna.

    »Kennen Sie eine Person namens Michael Winner?«, fragte Veller.

    »Wer soll das sein?«

    »Mit einem Michael Winner hat Dennis vor seinem Tod fast täglich telefoniert.«

    »Nie gehört.«

    »Denken Sie nach. Vielleicht hat Dennis den Namen einmal erwähnt.«

    »Nein, echt nicht. Aber jetzt hab ich mal ’ne Frage.«

    »Bitte.«

    Nadja Senghaas machte eine Pause, als müsse sie sich erst sammeln. Dann sagte sie: »Was hätten wir denn tun können, Mama und ich, um zu verhindern, dass Dennis so einer wird? Ich mein, es war doch nicht alles schlecht bei uns zu Hause! Warum hat er überhaupt angefangen mit dem ganzen Mist, mit seinem Bart und dem Glauben und der Moschee und dem verrückten Namen, den er sich da ausgesucht hat? Yassin, so heißt doch keiner. Ich meine, kein normaler Deutscher. Können Sie mir verraten, warum ein Mensch sich so ändert?«

40.

    Zander schnappte sich den Bund mit den zwei Schlüsseln. Anna hatte geklagt, dass sie bei der Befragung von Miriam und Halima Boussoufa auf Granit gebissen hatte – mal sehen, ob ich etwas reißen kann, sagte sich Zander.

    Er setzte den Dienstwagen in eine Lücke vor einem marokkanischen Reisebüro, überquerte die Straße und betrat das Haus, in dem die Eltern von Said sowie seine Schwester Halima wohnten. Ein Gebäude aus den Sechzigern, im Erdgeschoss ein Lokal namens Chez Chef.

    Die Boussoufas wohnten im Stockwerk darüber.

Weitere Kostenlose Bücher