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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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verringern.

    Erstens: Eine Zelle von jungen Islamisten, die anscheinend autonom handelten – ausgerechnet in dieser Gruppe mischte der Geheimdienst mit.

    Zweitens: Ein Mitglied der Bande hatte Zutaten für Apex gehortet – was detonierte, war jedoch Stoff von ganz anderem Kaliber.

    Veller blätterte in den Unterlagen. Die Orica Germany GmbH in Troisdorf bei Bonn war die Tochterfirma eines australischen Konzerns und hatte sich auf zivile Sprengmittel spezialisiert. Eurodyn 2000 galt als ihr Bestseller: ein gelatinöser Sprengstoff, der vor allem im Bergbau, in Steinbrüchen, beim Anlegen von Tunneln oder zur raschen Abtragung ganzer Gebäude eingesetzt wurde. Mit einer Detonationsgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Sekunde war der Stoff noch brisanter als TNT. Er besaß die Konsistenz von Knetmasse und wurde in Stangenform verkauft. Um das Zeug zur Explosion zu bekommen, benötigte man einen Sprengzünder samt Booster.

    Laut Bisping musste man sich die Bombe so vorstellen: ein Karton, vielleicht ein simples Postpaket, in dem geschätzte zwei Kilogramm Eurodyn die Zündkapsel umhüllten. Dazu die Nägel, verzinkte Stahlstifte von achtzig Millimetern Länge, wie es sie in jedem Baumarkt gab und die als Schrapnelle gedient hatten. Bispings Leute hatten am Tatort fast drei Kilo davon aufgelesen.

    Jede Stange des Explosivmaterials wurde in Papier gewickelt und mit einer Identifikationsnummer bedruckt. Die Käufer wurden registriert. Wir brauchen diese Nummern, dachte Veller. Dann wissen wir, wo der Sprengstoff geklaut worden ist, und sind einen Schritt weiter.

    Wenn der Sprengstoff mitsamt der Papierhülle verwendet worden war, hatte sich die Hülle in Luft aufgelöst. Das galt auch für den Zünder. Hatten die Täter das Eurodyn jedoch ausgepackt, vielleicht um es in eine andere Form zu kneten, dann konnte es irgendwo Überreste des Papiers mit den Identifikationsnummern geben. Bisping hatte versprochen, sämtliches Tatortmaterial daraufhin zu untersuchen. Auch die Wohnungsdurchsuchungen wurden wiederholt.

    Morgen früh würde ein Team zum Hersteller nach Troisdorf fahren. Dort oder bei einem der Kunden von Orica musste es eine Schwachstelle geben. Eurodyn ließ sich keinesfalls von Laien produzieren. Die Zelle musste also Verbindungen haben. Jemanden, der sich bestechen ließ, um Sprengstoff abzuzweigen.

    Und noch etwas: Kommerzielles Material war völlig unempfindlich in der Handhabung. Dies war der entscheidende Unterschied zu Selbstlaboraten wie Apex. Was den Ablauf des Montagabends in ein völlig neues Licht stellte.

    Die Bombe war nie und nimmer aus Versehen hochgegangen.

     
    Veller packte alles, was er für Karlsruhe brauchte, zusammen und ging zurück in den Besprechungsraum, wo Anna noch an einem Computer arbeitete.

    Er setzte sich zu ihr und fragte: »Wo steckt dein Kollege?«

    »Martin Zander? Feierabend, schätze ich. Warum fragst du?«

    »Er war allein, als er das Rauschgift und die Chemikalien fand.«

    »Traust du ihm nicht?«

    Veller zuckte mit den Schultern.

    Anna blickte ihm in die Augen. »Ich kenne ihn noch nicht lange, aber ich kann die Hand für ihn ins Feuer legen.«

    Veller sah zu, wie sie ihre Notizen sortierte und wegpackte. »Seit wann gehörst du zur Düsseldorfer Mordkommission?«, fragte er neugierig.

    »Ein paar Jahre. Sechs, um genau zu sein.«

    »Und wie kommst du mit den Leichen zurecht?«

    »Nur einmal ist mir ein Fall zu nahegegangen. Ich kannte das Opfer recht gut.«

    »Wie bist du damit fertig geworden?«

    »Ich habe eine Auszeit genommen und bin nach Bosnien gegangen.«

    »Bosnien?«

    »Die internationale Polizeimission der EU.« Sie lachte. »Schon nach einer Woche bekam ich fürchterlich Heimweh, aber ich habe durchgehalten.«

    »Was hat dein Freund dazu gesagt?«

    »Was hättest du gesagt?«

    »Ich hätte versucht, dich zu halten.«

    »Bist du verheiratet?«

    »Ich war’s mal.«

    »Wie lange?«

    »Fünf Jahre.«

    »Hat nicht geklappt mit dem Halten, was?«

    Veller wollte antworten, doch in diesem Moment trat Zander in den Raum. Der massige Glatzkopf bückte sich neben seinem Tisch, um sein Handy vom Ladegerät abzustöpseln.

    Er bemerkte das Schweigen der beiden anderen und sagte: »Lasst euch nicht stören, ihr zwei Hübschen.«

    »Wir reden gerade über dich«, erwiderte Anna mit leichtem Spott in der Stimme.

    »Nur Gutes, hoffentlich.«

    »Ich versuche, mich an all die Gerüchte zu erinnern, die über dich in Umlauf sind.«

    »Oh,

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