Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
dann sitzt ihr noch länger hier«, sagte Zander. »Bis morgen, Kollegen.« Zu Veller: »Alles Gute, Mister Newman.«

    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Annas Wangen waren rot angelaufen. Sie fuhr den Computer herunter.

    »Unglaublich«, sagte Veller. »Der Kerl kokettiert auch noch mit seinem schlechten Ruf.«

    Anna ging nicht darauf ein. Sie nahm ihre Jacke von der Stuhllehne und zog sie über.

    »Was meinte er eigentlich mit seinem ›Mister Newman‹?«

    »Keine Ahnung.«

    Auf dem Weg nach unten fragte Veller: »Wie wär’s mit ’nem Happen zum Essen?«

    »Bitte?«

    »Du musst doch hungrig sein.«

    »Willst du mich anbaggern?«

    Eine wirklich harte Nuss, dachte Veller.

    Sie traten auf den Parkplatz.

    »Und wie ist es beim Staatsschutz?«, fragte Anna.

    »Weniger Leichen natürlich, zumindest bis jetzt. Dafür jede Menge Schnüffelei. Du kannst nicht in die Leute hineinschauen, aber du darfst auch nicht paranoid werden. Immer wenn ich beginne, hinter jedem südländischen Bart einen islamistischen Massenmörder zu vermuten, esse ich abends beim Türken, um wieder runterzukommen.«

    Anna lächelte. »Also gehen wir zum Türken?«

42.

    Als Moritz nach Hause aufbrechen wollte, bemerkte er, dass die Tür zu Carolas Büro offen stand. Geräusche waren zu hören: ein Stuhl, eine Schublade, Geraschel.

    Sie ist zurück, war sein erster Gedanke.

    Er sah nach, doch da war nur Simon Gräfe, der sich an ihrem Schreibtisch zu schaffen machte und dabei Knoblauchgeruch verströmte.

    »Was machen Sie?«, fragte Moritz.

    »Ich vermisse die Prüfberichte zu den Finanzen der Landesverbände«, antwortete Gräfe. »Frau Ott hat sie sich ausgeliehen, aber hier sind sie offenbar nicht.«

    »Vielleicht hat sie die Unterlagen mit nach Hause genommen.«

    »Nach Köln?«

    »Sind sie wichtig?«

    »Morgen treffe ich die Landesschatzmeister und wir legen die Eckdaten für das kommende Jahr fest. Es wäre gut, wenn ich die Details parat hätte.«

    In Moritz’ Gedanken entspann sich eine Assoziationskette: Parteifinanzen – Steuerbetrug – Geldwäsche. Er sagte: »Ich muss sowieso nach Köln. Ich könnte bei Carola vorbeifahren. Vielleicht findet ihr Mann die Sachen.«

    »Das wäre super, Herr Lemke, danke!«

    »Kein Problem.«

    »Ach, wissen Sie was?« Gräfe berührte Moritz am Ellbogen. Sein Atem ganz nah. Moritz hielt die Luft an. »Ich bin zwar der Jüngere von uns beiden, möchte aber trotzdem gern vorschlagen, dass wir uns endlich duzen. Ich bin der Simon.«

    Moritz ergriff die entgegengestreckte Hand. »Moritz.«

    Kräftiges Schütteln, der Geschäftsführer strahlte. »Du kennst das jüngste Umfrageergebnis noch nicht, oder? Das Rothenbaum-Institut meldet jetzt vier Prozent, das ist ein Zuwachs um mehr als die Hälfte! Und das letzte Prozent, das uns noch fehlt, erobern wir auch noch. Oder glaubst du, das Verschwinden von Frau Ott könnte sich negativ auswirken?«

    »Hoffen wir, dass sie noch lebt, Simon.«

    »Na klar doch, Moritz. Wir brauchen sie ja.«

     
    Moritz raste über die Fleher Brücke und schaltete die Neunzehn-Uhr-Nachrichten ein. Der Bundesinnenminister erneuerte seinen Vorschlag, das Grundgesetz zu ändern, um die Bundeswehr im Krisenfall auch im Inneren einsetzen zu können. Moritz überlegte, was die Freiheitlichen dieser Forderung entgegensetzen konnten, um die Regierung zu toppen, doch dann spürte er, wie wenig ihn das im Moment interessierte.

    Wo zum Teufel steckte Carola?

    Moritz rief sich die Frau ins Bewusstsein, die ihm zeitweise so nah gewesen war. Ihr Lachen, ihre Wärme. Die Art, wie sie manchmal eine Augenbraue hochzog. Vier Tage war es her, dass er sie zuletzt in den Armen gehalten hatte – Moritz erschrak, wie rasch Erinnerungen verblassten.

    Auf der Höhe des Autobahnkreuzes Köln-Nord blitzte es und Moritz glaubte, wegen Übertretung des Tempolimits erwischt worden zu sein. Doch gleich darauf krachte schwerer Donner. Ein Wolkenbruch setzte ein, Moritz musste langsamer fahren.

    Ausfahrt Ehrenfeld – wenige Minuten später war er zu Hause.

    Vor seiner Wohnungstür saß Petra.

    »Entschuldige die Verspätung«, sagte er. »Auf der Autobahn steht das Wasser.«

    Sie küsste ihn zur Begrüßung auf den Mund – ein guter Auftakt. Er schloss die Tür auf und hängte den nassen Mantel auf einen Bügel. Der Kampftiger strich um Petras Beine.

    »Er ist hungrig«, stellte Moritz fest und ging zum Kühlschrank.

    »Oder erfreut, mich zu sehen«, sagte seine

Weitere Kostenlose Bücher