Sprengstoff
wirkte eher erfreut als beunruhigt, wie er es eigentlich erwartet hatte. Aber Fenner dachte nach. Das ist der Haken, Freddy, gefällt dir das? Ja, George, ich muß zugeben, es gefällt mir.
»Was wollen Sie?« fragte Fenner kurz.
»Wieviel dürfen Sie mir geben?«
»Wir erhöhen den Preis fürs Haus um fünftausend Dollar und keinen Cent mehr. Und niemand wird etwas von dem Mädchen erfahren.«
Alles stand still, war auf der Stelle wie tot.
»Wie bitte?« flüsterte er.
»Das Mädchen, Mr. Dawes. Das, mit dem Sie gebumst haben. Es hat vom sechsten auf den siebenten Dezember bei Ihnen übernachtet.«
Innerhalb von wenigen Sekunden wirbelte ihm ein Strudel von Gedanken durch den Kopf. Davon waren einige ganz vernünftig, aber die meisten waren mit einer grünen Patina aus Angst überzogen und daher unglaubwürdig. Doch hinter den vernünftigen Gedanken und seiner Furcht verspürte er eine unheimliche Wut. Am liebsten wäre er über den Tisch gesprungen, hätte diesen Tick-Tack-Mann am Kragen gefaßt und ihn so lange geschüttelt, bis ihm sein Uhrwerk zu den Ohren herausfiel. Aber das durfte er nicht tun; vor allem das nicht.
»Geben Sie mir eine Nummer«, sagte er.
»Nummer … ?«
»Eine Telefonnummer. Ich rufe Sie heute nachmittag an und sage Ihnen, wie ich mich entschieden habe.«
»Es wäre aber viel besser, wenn wir die Dinge gleich jetzt erledigen könnten.«
Das könnte Ihnen so passen, wie? Schiedsrichter, verlängern Sie diese Runde bitte um dreißig Sekunden. Der Mann hängt schon in den Seilen.
»Nein, das finde ich nicht. Bitte, verlassen Sie mein Haus.«
Fenner zuckte gelassen die Achseln. »Hier ist meine Karte.
Die Telefonnummer steht drauf. Ich werde zwischen halb drei und vier in meinem Büro zu erreichen sein.«
»Ich werde Sie anrufen.«
Fenner ging. Er beobachtete durch das kleine Seitenfenster neben der Haustür, wie er durch den Vorgarten ging, in seinen blauen Buick stieg und davonfuhr. Dann knallte er mit aller Wucht seine Faust gegen die Wand.
Er mixte sich noch einen Drink und setzte sich an den Küchentisch, um die Lage zu überdenken. Sie wußten also von Olivia. Und sie würden diese Information als Ansatzhebel benutzen. Als Ansatzhebel, um ihn aus dem Haus zu werfen, war er allerdings nicht sehr gut. Sie konnten damit zweifellos seine Ehe beenden, aber die war ja sowieso schon in Auflösung begriffen. Schlimmer war, daß sie ihn ausspioniert hatten.
Die Frage war bloß, wie?
Wenn ihn einige Männer unter Beobachtung hätten, dann hätten sie doch sicher auch von dem berühmten Krach-Krach-Bumm-Bumm gehört. Und wenn das der Fall wäre, dann hätten sie das doch schon längst gegen ihn verwendet.
Warum sollten sie sich mit so einer schäbigen Ehebruchssache abgeben, wenn sie den aufsässigen Hausbesitzer gleich wegen Brandstiftung ins Gefängnis sperren konnten? Also hatten sie sein Telefon abgehört. Als ihm jetzt einfiel, daß er im Suff drauf und dran gewesen war, Magliore das Verbrechen am Telefon zu gestehen, traten ihm kleine, kalte Schweißperlen auf die Stirn. Gott sei Dank, hatte Magliore ihn sofort unterbrochen. Krach-Krach-Bumm-Bumm war schon schlimm genug.
Er wohnte also in einem Haus voller Wanzen, und die Frage war, wie er nun auf Fenners Angebot und Fenners Ver-tretermethoden reagieren sollte.
Er schob fürs Mittagessen ein TV-Dinner in den Herd und setzte sich mit einem weiteren Drink an den Tisch, um darauf zu warten. Sie hatten ihm also nachspioniert und versucht, ihn zu bestechen. Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er.
Er holte sein TV-Dinner aus dem Herd und aß es. Dann wanderte er im Haus umher und betrachtete seine Habseligkeiten. Langsam nahm eine Idee in einem Kopf Gestalt an.
Um drei Uhr rief er Fenner an und sagte, er solle ihm das Formular schicken. Er würde es unterzeichnen, wenn Fenner die beiden Dinge erledigte, über die sie gesprochen hätten.
Fenner klang sehr erfreut, ja beinahe erleichtert. Er sagte, er würde sich gern um diese Dinge kümmern und dafür sorgen, daß er das Formular spätestens am nächsten Tag im Haus hätte. Er sei sehr froh, daß er sich entschieden habe, Vernunft anzunehmen.
»Ich habe aber noch ein paar Bedingungen«, sagte er.
»Bedingungen?« wiederholte Fenner und klang sofort wieder mißtrauisch.
»Keine Angst, es ist nichts, womit Sie nicht fertig werden könnten.«
»Lassen Sie hören«, sagte Fenner. »Aber ich warne Sie, Dawes, Sie haben schon alles aus uns rausgepreßt, was
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