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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Alle Pfandhäuser und Getränke-märkte hatten Schiebegitter vor den Schaufenstern. Das haben wir von den Rassenunruhen vor acht Jahren gelernt, dachte er. Wie wir uns vor Plünderungen schützen können.
    Als er die Venner Street halb hinuntergefahren war, entdeckte er ein kleines Ladenfenster mit einem Schild, auf dem in altenglischen Buchstaben stand:

    DROP DOWN MAMMA KAFFEEHAUS

    Er parkte den Wagen, schloß ihn ab und ging hinein. Drinnen waren nur zwei Kunden, ein junger Schwarzer in einer dicken Marinewolljacke, der vor sich hindöste, und ein alter weißer Säufer, der Kaffee aus einem weißen Porzellanbecher trank. Jedesmal, wenn er den Becher zum Mund hob, zitterten seine Hände hilflos. Seine Haut war ganz gelb, und in seinen Augen flackerte ein unheimliches Licht, als wäre dieser Mann in einem stinkenden inneren Gefängnis gefangen. Er saß zu tief drin, um je wieder herauszukommen.
    Drake saß hinter der Theke am anderen Ende des Raumes neben einem kleinen Herd mit zwei Kochplatten. Auf der einen stand eine Glaskanne mit heißem Wasser, auf der anderen eine mit schwarzem Kaffee. Auf der Theke war eine aus-gediente Zigarrenkiste, die etwas Kleingeld enthielt. An der Wand hingen zwei Schilder aus Pappe, die mit Kreide beschrieben waren:

    SPEISEKARTE:
    KAFFEE 15¢
    TEE 15¢
    SODAWASSER 25¢
    BALOGNA 30¢
    PB&J 25¢
    HOT DOG

    Auf dem anderen Schild stand:

    BITTE WARTEN SIE, BIS SIE BEDIENT WERDEN!
    Alle Mitarbeiter des Drop In sind FREIWILLIGE HELFER, und wenn Sie sich selbst bedienen, fühlen sie sich nutzlos und überflüssig. Bitte warten Sie, und denken Sie daran, daß GOTT SIE LIEBT!

    Drake blickte von seiner Zeitschrift, einem zerfledderten National Lampoon, auf, und einen Augenblick lang legte sich ein Schatten über seine Augen, als ginge er mit einem geistigen Finger eine Namensliste in seiner Erinnerung durch, bis er auf den richtigen traf. Dann sagte er: »Mr. Dawes. Wie geht es Ihnen?«
    »Danke, gut. Kann ich eine Tasse Kaffee haben?«
    »Natürlich.« Er nahm einen der dicken Porzellanbecher von der aufgestapelten Pyramide hinter sich und goß Kaffee hinein. »Milch?«
    »Ich trinke ihn schwarz.« Er gab Drake eine Vierteldollar und erhielt ein Zehncentstück aus der Zigarrenkiste zurück.
    »Ich wollte Ihnen noch einmal für neulich nacht danken, und ich möchte Ihnen eine Spende geben.«
    »Sie haben mir nichts zu danken.«
    »O doch. Auf der Party habe ich mich ziemlich schlecht benommen.«
    »Das kann bei synthetischen Drogen passieren. Nicht immer, aber manchmal. Letzten Sommer haben ein paar Jungen einen Freund hergebracht, der im Stadtpark LSD genommen hatte. Der Junge hatte einen Schreikrampf, weil er glaubte, daß die Tauben hinter ihm her seien, um ihn aufzufressen.
    Klingt wie eine Reader’s Dzgest-Horrorstory, nicht wahr?«
    »Das Mädchen, von dem ich das Meskalin hatte, hat mir er-zählt, daß sie eines Tages eine Hand aus dem Abflußrohr in ihrer Küche gezogen hätte. Hinterher wußte sie nicht mehr, ob es wirklich so gewesen war oder nicht.«
    »Wer war sie?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    »Aber egal, hier.« Er legte einen Packen Geldscheine neben die Zigarrenkiste auf die Theke.
    Drake betrachtete sie stirnrunzelnd, ohne sie zu berühren.
    »Es ist für das Kaffeehaus«, erklärte er. Ihm war klar, daß Drake das wußte, aber er konnte sein Schweigen nicht ertragen.
    Drake löste das Gummiband, mit dem die Banknoten zusammengebunden waren, indem er sie mit der linken Hand festhielt und mit der vernarbten Rechten umständlich herumhantierte. Dann lege er das Gummiband zur Seite und zählte die Scheine langsam.
    »Das sind fünftausend Dollar«, sagte er.
    »Ja.«
    »Wären Sie beleidigt, wenn ich Sie fragen würde, woher …«
    »… ich es habe? Nein, ich wäre nicht beleidigt. Ich habe mein Haus an die Stadt verkauft. Sie wollen die Straße direkt hindurchbauen.«
    »Und Ihre Frau ist damit einverstanden?«
    »Meine Frau hat in dieser Angelegenheit nichts zu sagen.Wir leben getrennt und werden bald geschieden. Sie hat die Hälfte des Geldes bekommen und kann damit machen, was sie für richtig hält.«
    »Ich verstehe.«
    Der alte Säufer fing an zu summen. Es war keine Melodie, sondern einfach nur ein Summen.
    Drake tippte mit seinem rechten Zeigefinger auf die Geldscheine und betrachtete sie nachdenklich. Sie bogen sich an den Rändern hoch, weil sie zusammengerollt gewesen waren. Schließlich sagte er: »Das kann ich nicht

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