Sprengstoff
lassen.«
»Sehen Sie«, antwortete er verlegen. »Ich weiß, daß ich eine Plage bin.«
»Er weiß, daß er eine Plage ist«, sagte Magliore zu den Wänden. Er hob seine Hände und ließ sie auf seine dicken Oberschenkel fallen. »Warum, in Gottes Namen, hören Sie denn nicht endlich auf damit?«
»Es ist meine letzte Bitte.«
Magliore verdrehte die Augen. »Das wäre zu schön«, er-zählte er den Wänden. »Und? Was ist es?«
Er zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und sagte:
»Ich habe hier achtzehntausend Dollar. Dreitausend sind für Sie. Ein Finderlohn.«
»Und was soll ich für Sie finden?«
»Ein Mädchen in Las Vegas.«
»Sind die fünfzehntausend für sie?«
»Ja. Ich möchte, daß Sie sie in einem von Ihren Geschäften investieren, gut investieren, und ihr die Dividenden zukommen lassen.«
»Sollen es die legalen Geschäfte sein?«
»Etwas, bei dem große Dividenden rausspringen. Ich verlasse mich da ganz auf Ihr Urteil.«
»Er verläßt sich auf mein Urteil«, informierte Magliore die Wände. »Vegas ist eine große Stadt, Mr. Dawes. Es gibt dort eine Menge Durchreisende.«
»Haben Sie keine Kontakte dort?«
»Zufällig habe ich die. Aber wenn es sich um ein halbbackenes Hippiemädchen handelt, das schon längst nach San Francisco oder Denver abgehauen ist …«
»Sie heißt Olivia Brenner. Ich glaube, daß sie sich immer noch in Las Vegas aufhält. Sie hat zuletzt in einem Schnellimbißrestaurant gearbeitet …«
»Wovon es in Las Vegas mindestens eine Million gibt«, unterbrach Magliore ihn. »Jesus! Maria! Und Joseph, der Zimmermann!«
»Sie hat zusammen mit einem anderen Mädchen eine Wohnung, Jedenfalls war es so, als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe. Ich weiß aber nicht wo. Sie ist ungefähr einen Meter zweiundsiebzig groß, hatte dunkles Haar und grüne Augen. Gute Figur. Sie ist zwanzig Jahre alt, jedenfalls hat sie das gesagt.«
»Und wenn ich diese Bombenfigur nun nicht finde?«
»Dann investieren Sie das Geld trotzdem und behalten die Dividenden selbst. Nehmen Sie es als Belästigungsgeld.«
»Woher wollen Sie wissen, daß ich das nicht sowieso tue?«
Er stand auf und ließ das Geld liegen. »Das kann ich wohl nicht wissen. Aber Sie haben ein ehrliches Gesicht.«
»Hören Sie«, sagte Magliore, »ich werde Sie nicht reinlegen. Sie sind ein Mann, der schon zu oft reingelegt worden ist. Aber mir gefällt die Sache nicht. Es kommt mir so vor, als hätten Sie mich zu Ihrem Testamentsvollstrecker gemacht, der Ihren verdammten letzten Willen ausführen soll.«
»Sagen Sie nein, wenn’s nicht geht.«
»Nein, nein, nein. Sie haben mich nicht verstanden. Wenn sie immer noch unter dem Namen Olivia Brenner in Las Vegas lebt, werde ich sie finden, und drei Riesen sind ein faires Angebot. Es schadet mir in keiner Weise, egal wie die Sache läuft. Aber Sie sind mir unheimlich, Mr. Dawes. Sie sind wirklich festgefahren.«
»Ja.«
Magliore runzelte die Stirn und blickte nachdenklich auf die Fotos von seiner Frau, seinen Kindern und sich unter der Glasplatte auf seinem Schreibtisch.
»In Ordnung«, sagte er schließlich. »Dieses letzte Mal tue ich es, Mr. Dawes. Aber dann ist Schluß. Danach werde ich mich einfach weigern. Wenn ich Sie je wieder sehen oder am Telefon mit Ihnen sprechen sollte, habe ich Sie vergessen.
Das meine ich ernst. Ich hab’ genug Probleme, auch ohne mich ständig um Ihre zu kümmern.«
»Diese Bedingung akzeptiere ich.«
Er streckte seine Hand aus, unsicher, ob Magliore sie ergreifen würde, doch Magliore schüttelte sie.
»Ich begreife Sie nicht«, sagte Magliore. »Warum sollte ich einen Kerl wie Sie mögen, der für mich absolut keinen Sinn ergibt?«
»Es ist eine sinnlose Welt«, antwortete er. »Wenn Sie daran zweifeln, denken Sie einfach an Mr. Piazzis Hund.«
»Ich denke oft an ihn«, erwiderte Magliore.
16. Januar 1974
Er brachte den braunen Umschlag mit dem Scheckbuch zum Briefkasten an der Straßenecke und warf ihn hinein. An diesem Abend ging er ins Kino und sah sich den Exorzisten an, weil Max von Sydow in dem Film mitspielte und er Max von Sydow schon immer bewundert hatte. In einer Filmszene kotzte ein kleines Mädchen einem katholischen Priester direkt ins Gesicht. Einige Leute in den hinteren Reihen lachten und applaudierten.
17. Januar 1974
Mary rief ihn an. Sie klang auf absurde Weise erleichtert, ja richtig fröhlich, und das machte alles viel leichter.
»Du hast das Haus verkauft«, stellte sie
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