Sprich nicht darüber
wo du bist.”
“Du hast was?!” Unter dem Rand ihres schwarzen Filzhuts hervor schoss sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
“Ich behalte deinen Stand im Auge. Da ist er übrigens …”
Rosie sah Constantin Voulos näher kommen, ihr Herz schien einen Satz zu machen, ihre Hände zitterten so sehr, dass sie den halben Kaffee verschüttete. Er sah umwerfend aus.
Spöttisch musterte Constantin den schäbigen Stand. “Sie lieben kindische Spielchen, nicht wahr, Miss Waring?”
Maurice knurrte drohend. Er trat auf Constantin Voulos zu und drückte ihm unversehens den grünen Hasen in die Hand. “Darf ich Sie auf dieses seltene Stück Sylvac-Keramik aufmerksam machen?”
“So ein Kitsch.” Constantin knallte den Hasen achtlos auf die Platte.
“Was verstehen Sie schon davon?” zischte Rosie. Sie kam um den Stand herum und untersuchte die Figur auf mögliche Schäden.
Constantin ignorierte sie und maß Maurice mit einem verächtlichen Blick. “Ich verstehe. Sie wollen, dass ich mir die Aufmerksamkeit der Lady erkaufe?”
Maurice verschränkte die Arme. Die kriegerische Haltung passte überhaupt nicht zu dem gewohnten amüsierten Glitzern in seinen Augen. “Nur zu, Kamerad.”
“Was soll der Unsinn?” Fassungslos sah Rosie, wie Constantin die Brieftasche zückte und ihr eine Hand voll Scheine in die Tasche stopfte. “Ich will kein Geld von ihm!”
“Er geht offenbar davon aus, dass er für alles im Leben zu bezahlen hat, also lass ihm das Vergnügen”, bemerkte Maurice heiter. “Ihr geht am besten in den Pub, ich passe hier auf.”
“Ich gehe nirgendwo mit ihm hin. Und ihr könnt euch alle beide zum Teufel scheren!” Rosie wollte an Constantin vorbei, doch er hielt sie am Arm fest. “Lassen Sie mich!”
“Wenn Sie Rosie anfassen, fasse ich Sie an”, teilte Maurice sanft mit. Er hielt Constantin eine Einkaufstüte hin. “Vergessen Sie Ihre Neuerwerbung nicht, Mr. Voulos, und gehen Sie sorgsam damit um. Rosie liebt Keramikhasen.”
Verächtlich ergriff Constantin die Tüte und warf sie in den Müllkorb neben dem Stand. Der Hase zerbarst in tausend Teile, Rosie schrie entsetzt auf.
Maurice knurrte wieder. “Manche Leute sind einfach unbelehrbar.”
Heftig schüttelte Rosie Constantins Hand ab und holte die Tüte aus dem Korb. Sie sah hinein und wurde blass. Die Figur war ein für alle Mal dahin. Niedergeschlagen strich sie über die Scherben. Dann richtete sie sich auf und fuhr wie eine Tigerin auf Constantin los, ihre grünen Augen blitzen. “Warum haben Sie das getan? Wie konnten Sie nur?!”
“Wieso regen Sie sich so auf?” Constantin schien tatsächlich nicht zu begreifen.
“Sie unsensibles, egoistisches, eingebildetes Ekel”, rief Rosie aufgebracht. “Ich war bereit, meinen Hasen wegzugeben, aber nur in gute Hände!”
“Sind Sie wirklich deswegen so außer sich, oder wollen Sie nur eine öffentliche Szene machen?” schnaubte Constantin.
“Ich rege mich auf, weil jemand so böse und gemein sein kann!”
“Böse und gemein? Mit so einem geschmacklosen Kitschteil würde ich nicht einmal nachts über die Straße gehen!”
Mit Mühe brachte Rosie ihr Temperament unter Kontrolle. Dieser Kerl brauchte wirklich nicht mehr damit zu rechnen, dass sie ihm entgegenkam. Sie schluckte, stieß die Hände in die Jackentaschen und überquerte die Straße – wollte sie überqueren, als eine starke Hand ihre Schulter packte und sie zurückriss. Zentimeter vor ihr raste ein Auto vorbei.
“Sind Sie todessüchtig?” schnauzte Constantin.
“Ich staune, dass Sie mich nicht noch geschubst haben”, versetzte Rosie. Sie war zutiefst erschrocken, aber das hätte sie um nichts in der Welt zugegeben. “Aber richtig, ich nutze Ihnen nur, solange ich am Leben bin.”
Auf der anderen Straßenseite angekommen strebte sie auf die kleine Bar zu, in der die Markthändler sich trafen. Constantin jedoch hatte es auf das Luxushotel in zwanzig Meter Entfernung abgesehen. Rosie reckte die Schultern und hob das Kinn. Sie wollte die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen, sie war total groggy. In der Nacht hatte sie kaum geschlafen, die ganze Zeit hatte sie an ihren Vater denken müssen.
Anton wäre entsetzt gewesen über die Feindseligkeit zwischen seiner Tochter und seinem Ziehsohn. Als er sein neues Testament aufsetzte, hatte er gewiss erwartet, sie würde Constantin aufklären. So aber nahm Constantin an, sie sei Antons Geliebte gewesen. Was hätte er auch sonst denken
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