Sprich nicht darüber
tröstete sich mit der finanziellen Großzügigkeit seiner Frau.
Obwohl Anton und Thespina in den letzten vier Jahren mehrfach dachten, die Affäre sei beendet, hatte offenbar keine andere Frau Cinzias Platz bei Constantin einnehmen können. Vielleicht hatte dieses Thema auch bei Antons Testamentsänderung eine Rolle gespielt.
Anton hatte sehr gehofft, eine Ehe würde Constantin die Lust auf die Frau eines anderen nehmen. Rosie kannte auch seinen großen Traum, sie und Constantin würden sich eines Tages kennen lernen, sich unsterblich ineinander verlieben und heiraten. Nur so könnte Antons Tochter ein vollwertiges Mitglied der Familie werden, ohne dass es Thespina wehtat.
Maurice zog überrascht die Augenbrauen hoch, als Rosie ankam. “Sag bloß, du hast Voulos wieder abgewiesen.”
“Nein, ich habe nachgegeben, zufrieden? Ich habe ihm sogar gesagt, wer ich bin.” Sie lächelte bitter. “Aber er hat mir nicht geglaubt.”
Konsterniert starrte Maurice sie an. “Und wieso nicht?”
“Warum sollte er? Ich sehe Anton überhaupt nicht ähnlich, ich habe keinerlei Beweise. Als ich da mit Constantin Voulos saß, kamen mir die letzten Monate fast wie ein Traum vor”, bekannte Rosie. Sie nahm ihren Platz hinterm Verkaufstresen ein. “Lass uns lieber nicht mehr darüber sprechen.”
“Aber Anton hat die Fotos, die deine Mutter ihm geschickt hat.”
“Da er sie nie erwähnt hat, existieren sie vielleicht gar nicht mehr.” Rosie zuckte müde mit den Schultern. “Und jetzt ist es ja auch egal, nicht?”
Spät am Abend wurde Rosie von der Haustür geweckt, die krachend ins Schloss fiel. Sie fuhr vom Sofa hoch, auf dem sie nach stundenlangem Putzen und Aufräumen eingeschlafen war.
Maurice kam aufgeregt ins Wohnzimmer gestürmt und warf ihr eine abgegriffene Illustrierte auf den Schoß. “Die habe ich von Lorna. Sie wusste eine Menge über Constantin Voulos zu erzählen.”
“Wovon redest du?” murmelte Rosie noch halb benommen.
“Meine Schwester liest begeistert Zeitschriften über Prominente. Als ich Voulos erwähnte, zog sie sofort dieses Magazin aus einem Stapel. Der Kerl ist stinkreich!” erklärte Maurice mit Nachdruck. “Gegen ihn war dein Vater ein kleiner Krämer.”
“Echt?” Mit einem Stöhnen stand Rosie auf.
“Rosie, du wirst dem Mann keine Zugeständnisse machen, weder vor noch nach der Hochzeit”, beschwor Maurice sie. “Voulos braucht das Vermögen deines Vaters nicht. Er will dich offenbar nur benachteiligen, weil er etwas gegen dich hat!”
“Ich gehe ins Bett.”
“Jetzt gib doch nicht so schnell auf, Rosie. Du hast Rechte”, rief Maurice ungeduldig. “Dein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wie Voulos sich aufführt!”
“Hör zu, Maurice, ich will absolut nichts von Constantin Voulos.”
Aber wenn es nun stimmte, dass Constantin viel reicher war als ihr Vater? Anton war nicht mit Chauffeur herumgefahren, er umgab sich nicht mit Leibwächtern. Na, und wenn schon. Das ging sie nichts an. Auch unanständig reiche Leute waren mitunter unglaubliche Geizkragen.
Trotzdem nahm sie die Zeitschrift mit ins Bett. Da war ein Foto von Constantin, auf dem er irrsinnig gut aussah – überlegen und sexy und irgendwie gefährlich. Er trug ein elegantes Dinnerjacket, und eine aufregende Blondine hing an seinem Arm, als hätte sie Angst, er könnte ihr davonlaufen. Rosie empfand Mitleid mit dem Mädchen. Constantin war der Typ Mann, dem man hart vors Schienbein treten musste. Er brauchte das, er würde ganz zahm werden und artig um mehr betteln. Soviel hatte Rosie sogar mit ihrer begrenzten Erfahrung auf den ersten Blick festgestellt.
Drei Wochen später fuhr Rosie zum Standesamt in der nächsten Stadt. Sie fühlte sich total unwohl in ihrer Haut. Einerseits grollte sie ihrem Vater wegen dieses verflixten Testaments, andererseits musste sie ihm zugestehen, dass er nur ihr Bestes gewollt hatte. Sie kam sich undankbar vor, aber das änderte nichts daran, dass sie die Situation absolut hasste.
Sie parkte ihren kleinen Kombi auf dem Parkplatz, bemerkte die riesige Limousine und zog eine Grimasse. Constantins Leibwächter hielten vor der Tür des Gebäudes schon Ausschau nach ihr. Die zwei waren für den Eishauch eines Yorkshire-Frühlings völlig unpassend angezogen. Sie waren blaugefroren, und Takis, der jüngere von beiden, nieste erbärmlich. Eilfertig sprangen sie herbei, öffneten Rosie die Wagentür und begleiteten sie in das Gebäude.
“Sie sind spät
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