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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Tarneke
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alarmiert.
    Â»Was soll das heißen? Ich hab doch keinen Tumor, oder? Bauchkrebs – das gibt es doch gar nicht, oder? Davon habe ich noch nie gehört!«
    Karl M. wurde immer nervöser. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Â»Grundsätzlich können Tumore überall vorkommen«, sagte Dr. K. »Aber wir wissen natürlich noch gar nicht, was das da in Ihrem Bauch ist, und selbst wenn es ein Tumor sein sollte, heißt das noch lange nicht, dass er bösartig ist. Ich werde unseren Chirurgen zu Rate ziehen.«
    Â»Oh Gott, oh Gott …«
    Karl M. war leichenblass. Ich drückte ihm mitfühlend die Hand und hoffte inständig, dass die Ärzte sich irren würden. Ein Tumor im Bauchraum, der von außen zu ertasten war – das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Wenig später stand der dritte Arzt an der Behandlungsliege von Karl M. und tastete ebenfalls den Bauch des Patienten ab.
    Wie bereits erwähnt, ist Dr. Claas H. praktisch nicht aus der Fassung zu bringen. Übrigens ein typisches Verhalten für Chirurgen, die während ihrer Arbeit fortwährend einen kühlen Kopf benötigen und sich nur selten Emotionen leisten.
    Â»Die Verhärtung ist deutlich im Bereich des Bauchnabels zu spüren«, erklärte der Oberarzt.
    Â»Ja, merk ich«, sagte Dr. H. kurz angebunden.
    Â»Wollen Sie biopsieren, oder denken Sie, wir müssen direkt operieren?«, fragte der Oberarzt weiter.
    Dr. H. antwortete nicht, sondern tastete konzentriert weiter. Dann griff er nach einer Pinzette.
    Â»Eine richtige Biopsie wird das vermutlich nicht«, sagte er trocken.
    Karl M.s Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sich Dr. H. mit der Pinzette seinem Bauch näherte.
    Â»Was haben Sie denn damit vor? Wollen Sie mich etwa einfach so aufmachen? Wollen Sie den Krebs mit der Pinzette rausziehen?«
    Â»Nein.«
    Schnurstracks verschwand er mit seiner Pinzette in den von Fettschichten umgebenen Bauchnabel des Mannes.
    Was dann folgte erinnerte mich schwer an eine Szene aus Alien , Sie wissen schon, den Hollywoodklassiker mit dem fiesen außerirdischen Monster. Kennen Sie die Szene, in der der Alien aus dem Bauch des einen Wissenschaftlers gezogen wird? Genau daran musste ich denken.
    Herr Doktor schnappte mit der Pinzette zu, ruckelte und zog etwas, Karl M. stieß einen kurzen Schmerzschrei aus, und dann barg der Arzt einen drei Zentimeter langen Nabelstein aus dem Bauchnabel des Mannes.
    Â»Himmelherrgott, was ist das denn?«, rief Karl M. entsetzt.
    Â»Wann haben Sie sich das letzte Mal Ihren Bauchnabel gereinigt?«, fragte Dr. H. nüchtern.
    Â»Meinen Bauchnabel???«
    Karl M. sah ihn ungläubig an.
    Â»Warum sollte ich denn meinen Bauchnabel waschen? Das hab ich noch nie gemacht! Der wird doch gar nicht schmutzig!«
    Â»Eben doch. Und wenn man diesen Schmutz nicht entfernt, kann sich daraus ein sogenannter Nabelstein entwickeln. In Ihrem Fall hatte der sich schon in die Haut reingefressen und entzündet. Kein Wunder, dass Sie Schmerzen hatten.«
    Es war mucksmäuschenstill im Raum.
    Â»Wenn Sie sich in den letzten sechzig Jahren ein paarmal den Nabel gereinigt hätten, wäre das nicht passiert«, sagte der Chirurg schließlich. »Na, seien Sie froh, dass es kein Tumor ist«, fügte er versöhnlich hinzu. »Jetzt kriegen Sie ein Antibiotikum, und in ein paar Tagen haben Sie die Sache schon wieder vergessen.«
    Karl M. starrte auf den drei Zentimeter langen Nabelstein, der auf dem Tisch neben ihm in einer Schale lag.
    Â»Das werde ich nie vergessen«, sagte er kleinlaut.
    Â»Dann denken Sie in Zukunft wenigstens an eine ausreichende Nabelhygiene. Auch gut.«
    Mit diesen Worten verschwand Dr. H. aus dem Behandlungsraum und ließ uns staunend mit dem drei Zentimeter großen Stein zurück.
    ***
    Sie sehen also: Unwissenheit ist häufig der Grund dafür, dass es zu gesundheitlichen Problemen, ausgelöst durch mangelnde Hygiene, kommen kann. Manchmal ist es für mich schwer zu verstehen, warum der gesunde Menschenverstand nicht viel früher laut »Waschen! Reinigen! Sauber machen!« geschrien hat. Aber man darf nicht vergessen, dass manches, was für die meisten von uns Standard ist, für andere eine Gleichung mit drei Unbekannten ist. Und das passiert sogar Leuten, die sonst einigermaßen gut im Leben zurechtkommen.
    Leuten wie zum Beispiel Carsten G., dem Sie die folgende Geschichte vielleicht

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