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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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den Motor und schaltete die Klimaanlage an, kramte unter dem Sitz nach einer CD und wählte die aus, die Felicia ihm zu Weihnachten zusammengestellt hatte.
    Er legte den Rückwärtsgang ein, dann fiel ihm ein, dass es ja möglicherweise doch etwas gab, das ihm an diesem vergurkten Tag etwas Freude bereiten könnte, und er schob den Schalthebel zurück auf Parken. Er zog seinen Lacai aus der Tasche, um den Nachrichteneingang zu checken – nicht zum ersten Mal an dem Tag. Er hatte zwei Nachrichten. Die erste war von Lance.
Betreff:
Lance-Super-Hammer
Von:
[email protected]
An:
[email protected], [email protected]
CC:
[email protected]
    Was Lance nicht wusste und niemals hätte erraten können – Ian hatte trotz des öden Sommers tatsächlich ein Mädchen kennengelernt. Genauer gesagt, in der gerade vergangenen Woche. Sie hieß Danielle. Und Danielle würde, mit etwas Glück, der Grund sein, warum Ian den Lance-Super-Hammer nicht mitmachen konnte. Ian hatte das Mädchen mit Lances’ Methoden für sich eingenommen, obwohl ihm das eigentlich reichlich unangenehm war. Das heißt, er war als gefühlloser, bestimmender Macho aufgetreten, der sich nur dann freundlich zeigte, wenn Danielle es am wenigsten erwartete oder es am dringendsten brauchte.
    Die zweite Mail auf Ians Lacai war von ihr.
Betreff:
Re: Re: Spritztour?
Von:
[email protected]
An:
[email protected]
Du MUSST kommen! Biiitte?! Bitte, bitte! Ich fahre Montagabend. Ja, ich sorge dafür, dass sich die Fahrt lohnt. Ich werde dich nicht enttäuschen.
    Versprochen. :)
    D
    Ian spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, und er biss sich auf die Lippe. Konnte es wirklich sein, dass es so einfach war? Nach all den Jahren, in denen er immer wieder abgeblitzt war, immer wieder …
    Er setzte zurück, lenkte den Wagen auf die Straße, die durch das Einkaufszentrum führte, und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Danielle Morrison hatte er im Internet kennengelernt, und zwar auf DunkinDissen.com, einer Website für genervte DD-Angestellte, wo Danielle als LangeweileVonLangeweilenstein auftrat. Ian und Danielle waren sich beim Chatten begegnet und hatten schon bald SMS und IM-Texte geschickt. Diese Form der Kommunikation kam Ian sehr entgegen. Wenn er persönlich mit jemandem sprach – besonders mit einem Mädchen – war er ängstlich, nervös und dämlich. Aber wenn er schrieb – vor allem an Danielle –, fühlte er sich frei, ungezwungen und selbstsicher, wie ein richtiger »Er-selbst«. Es ging so leicht, weil er dabei eben gerade nicht wie er selbst war, kein bisschen. Er nannte Danielle »Schnucki«. (Den Namen hatte er aus der verstörend komischen Fernsehdokumentation »Die pimpernastische Reise«, die er und Danielle während ihres ersten Chats gesehen hatten. Schnucki war eine bucklige, methadonabhängige Transe, die irgendwo in den Südstaaten als Prostituierte lebte. Ian hatte Danielle damit aufgezogen, dass sie wahrscheinlich so aussähe wie er/sie, und er – Ian – daher lieber nicht seine Zeit mit ihr verschwenden sollte. Als Antwort hatte Danielle mehrere Bilder geschickt – eine ganze Serie sehr freizügiger Strandfotos –, die bewiesen, dass sie das ganze Gegenteil einer missgebildeten fem-kulinen Tunte war. Das heißt, sie war wunderschön.) Ian hatte sich schnell von Danielle betören lassen. Oder zumindest von der Kommunikation mit ihr.
    Er hatte alles getan, was ihm aus Lance Nesbitts »Wie schnappe ich mir eine Braut« im Gedächtnis geblieben war. Wenn er Danielle nicht aus strategischen Gründen vernachlässigte, dann machte er sich über ihre Grammatik lustig, über ihre Probleme, ihre Uni (South Carolina Southern University in Charleston), ihre politischen Auffassungen (sie tendierte nach rechts), ihr Auto (ein Cabriolet) – im Grunde machte er sich über sie lustig. Eigentlich war es ihm zuwider, jemanden so gemein zu behandeln, er beschwichtigte sich aber damit, dass schließlich niemand sie zwang, ihm zu schreiben. Sie hätte ja jederzeit aufhören können, oder nicht? Aber erstaunlicherweise tat sie das nicht. Und aus Gründen, die Ian nicht verstand, ließ sie sich immer mehr bieten. Irgendwann hatte Ian behauptet, er sei Student der Northwestern Uni und stehe genau wie sie kurz vor Beginn des zweiten Studienjahres. Er hatte ihr ein digitales Bild von sich geschickt, dass er per Photoshop gründlich bearbeitet hatte. Das Foto stellte zwar Ian Lafferty dar, aber eine gefälschte Version von ihm: gestylt,

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