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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Alle Leute mit Interesse an Eis kannten ihn inzwischen. JW hielt sich an Abdulkarims Order und gab seine Handynummer nur an ausgewählte Personen weiter. Allzu leicht wollte er es ihnen nicht machen. Die Leute mussten bei ihm anrufen, eine Nachricht auf seine Mobilbox sprechen. JW rief sie dann zurück, schaute sich die Typen an, diktierte die Bedingungen. Ging im Sinne der Strategie des Arabers auf Nummer sicher.
    Er hing noch immer oft mit den Boys herum, aber neuerdings auch zunehmend mit Jetset-Carl und anderen Bekannten, Leuten, die in Bromma, Saltsjöbaden und Lidingö aufgewachsen waren. In Djursholm. Wichtige Erklärung: Besserwisser meinten, man müsse
auf
Djursholm sagen und nicht
in,
während es für die, die den wahren Durchblick hatten, genau andersherum war. Es handelte sich um Personen mit Kontakten und Kohle: Leute, die Megapartys veranstalteten, Colaschnüffler – fast alles seine Kunden.
    Sophie und er hatten sich im Schnitt zwei- bis dreimal die Woche gesehen. Manchmal gingen sie essen, trafen sich auf einen Drink in der Kneipe oder machten einen Spaziergang.
    Ihr beider Problem nach JW s Auffassung: Die Beziehung entwickelte sich nicht weiter. Es schien, als spielten sie immer noch ein Spiel. Sie rief ihn mehrere Tage hintereinander nicht an. JW rief nicht zurück. Beide warteten. Irgendwie kompliziert.
    Sex in nüchternem Zustand erschien ihm irgendwie uninteressant. Peinlich. JW ziemlich nervös. Es dauerte zehn Sekunden. Maximal. Also versuchte er es so einzurichten, dass es während der Colatrips geschah. Das funktionierte besser.
    Nach ein paar Monaten wurde ihre Beziehung allerdings stabiler. Er übernachtete mehrere Tage in der Woche bei Sophie. Und dennoch: Es herrschte eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Manchmal wollte sie sich nicht mit ihm treffen, ohne dass JW den Grund dafür erfuhr. Er sehnte sich jedes Mal nach ihr, wenn die Abstände zu groß wurden.
    Jorge war eigentlich in Ordnung. Er war nicht gerade JW s Typ, aber ganz okay. Der Chilene wusste verdammt viel über Kokain. JW bemühte sich, alle Informationen in sich aufzusaugen, all sein Wissen und seine Tricks.
     
    Der Zug fuhr langsam in Hudiksvall ein. JW betrachtete den Bahnhof durch die Fenster. Auf der anderen Seite der Gleise lag ein See. Er war fast zu Hause.
    Vor drei Tagen hatte Abdulkarim angerufen. Seine Stimme klang aufgeregt. » JW , ich hab ein Wahnsinnsding am Laufen.«
    »Ich bin ganz Ohr, Abdulkarim. Schieß los.«
    »Wir müssen nach London. Den fettesten Import aller Zeiten klarmachen.«
    »Aha. Und wie kommt’s? Weiß dein geheimer Chef davon?« JW fühlte sich zunehmend sicher in Abdulkarims Gegenwart – trat immer selbstbewusster auf.
    »Ganz ruhig,
Habibi,
mein Boss ist eingeweiht. Ein gewaltiges Ding, verstehst du? Weitaus größer als unsere bisherigen Importe. Wir werden die Lieferanten persönlich treffen. Eine ganz heiße Sache,
inschallah.
Du musst die Tickets für uns buchen. Für mich, Fahdi und dich. Wir benötigen ungefähr fünf Tage. Müssen spätestens am siebten März dort sein. Du musst die Hotelzimmer bestellen, ich will es übrigens schön haben. In den angesagtesten Clubs reservieren. Eine Waffe für Fahdi organisieren. Also kurzum, London für mich klarmachen. Hast du verstanden, mein Freund?«
    JW wurde jedes Mal fast verrückt, wenn Abdulkarim mein Freund zu ihm sagte. Aber so sicher fühlte er sich nun auch wieder nicht, dass er den Araber verhöhnen würde. Konzentrierte sich stattdessen auf den Inhalt seiner Aussage.
    »Selbstverständlich. Ich werde den Reiseleiter spielen. Aber ich muss erst checken, ob das Datum passt, hab nämlich Prüfungen und so. Und wer soll die Waffe organisieren?«
    »Nein, nichts mit Datum checken. Wir müssen definitiv am siebten März da sein. Du kannst dich mit Jorge über die Waffe unterhalten. Und eins noch, mein Freund, ich möchte eine Sightseeingtour in London machen. Big Ben, Beckham und den ganzen Klimbim.«
    Das klang spannend. Geradezu gigantisch. Abdulkarim und er hatten sich oft darüber unterhalten – sie mussten die Einkaufspreise noch weiter drücken, um die Einfuhrmengen erhöhen zu können. Mussten neue, smarte Wege finden. Nach dem Besuch in Robertsfors würde er sich um die Reiseplanung kümmern.
    Das Einzige, was er bereits geklärt hatte, war, wie man in London eine Waffe für jemanden organisierte. Jorge kannte einen Typen, der in England im Knast gesessen hatte. Sie nahmen gemeinsam Kontakt zu ihm auf. Kontaktierten seine

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