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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Kvarnen. Wirklich reines Glück, dass er diesbezüglich um eine längere Gefängnisstrafe herumgekommen war. Einen Extra-Bonus für Martin Thomasson, den persönlichen Rechtsanwalt der Jugos.
    Mrado musste sich gegen Radovans Launenhaftigkeit wappnen. Er würde in Zukunft mehr mit Nenad sprechen.
    Zu den positiven Aspekten zählte, dass Mrado Jorge aufgetrieben hatte. Das Beste von allem: Mrado wurde gebraucht, um die Aufteilung des Marktes während des Gangsterkrieges voranzutreiben.
    Draußen fielen nasse Schneeflocken. Die Scheibenwischer bewegten sich auf niedrigster Stufe. Er schaltete das Gebläse an der Windschutzscheibe höher. Die Hände locker am Steuer. Verspürte eine gewisse Steifheit in seinen Bewegungen – die Kevlarweste engte ihn ein.
    Er bog in Richtung Tullinge ab. Folgte den Schildern.
    Sieben Minuten später war er angekommen. Niedrige graue Lagergebäude standen in Reihen nebeneinander. Schnee auf den Dächern. Grüne Container davor aufgereiht. Schilder der Recyclingfirma Ragn-Sells an der Wand eines Gebäudes. Das Gelände eingezäunt. Mrado wusste, wo der Bunker der Bandidos lag, jedenfalls nicht hier. Und dennoch schien ihnen der Grund und Boden zu gehören. Wenn sie allerdings Ärger machen sollten, mussten sie mit Verlusten rechnen – von Leben.
    Er parkte den Wagen. Blieb noch eine Minute sitzen. Vergewisserte sich, dass das Springmesser in seinem Stiefelschaft ordentlich saß. Nahm seinen Revolver zur Hand, das Magazin war voll. Keine Patrone im Lauf – althergebrachte, ehrenhafte Sicherheitsvorkehrung. Schließlich: Er schickte eine SMS an Ratko. »Bin auf dem Weg rein. Lass spätestens in zwei Stunden von mir hören./M«
    Holte tief Luft.
    Das erste Mal, dass er allein zu einer Unterredung ging. Sonst hatte er immer Ratko an seiner Seite.
    Schloss für zehn Sekunden die Augen.
    Heute keine Fehltritte.
    Er stieg aus dem Auto. Große Schneeflocken landeten auf seinen Augenbrauen. Die Sicht war schlecht.
    Etwas entfernt, auf der anderen Seite des Zauns, konnte er schemenhaft zwei Personen erkennen, die auf ihn zukamen. Mrado blieb stehen. Die Hände an den Seiten herunterhängend. Jetzt sah er die Männer deutlich. Kräftige Typen. Lederjacken, Abzeichen oberhalb der Brusttaschen, das Logo der Bandidos. Der eine trug einen dunklen Vollbart, höchstwahrscheinlich ein Asylant. Bandana auf dem Kopf. Der andere war blond mit vernarbtem Gesicht.
    Der Bärtige zog seinen Lederhandschuh aus und streckte die Hand vor.
    »Mrado?«
    Mrado schüttelte ihm die Hand. »Stimmt. Und du bist?«
    »Vizepräsident in der Sektion Stockholm. James Khalil. Bist du allein?«
    »So war es abgemacht. Ich halte mich an Absprachen. Erstaunt dich das?«
    »Keineswegs. Willkommen. Du wirst Haakonsen gleich treffen. Komm mit.«
    Mrado kannte den Jargon. Das Schlüsselwort hier hieß Respekt. Kurze harte Phrasen. Keine Spur von Unsicherheit. Hinterfrag, wenn du etwas hinterfragen kannst. Allerdings, ohne respektlos zu sein.
    Sie gingen auf einen der Container zu. Die schweren Boots der Bandidosmänner hinterließen tiefe Abdrücke im Schnee. Dreißig Meter entfernt startete ein Lastwagen. Verließ das Gelände. Mrado nahm mehrere Geräusche aus derselben Richtung wahr. Begriff, dass hier tatsächlich gewöhnliche Arbeit verrichtet wurde.
    James steckte den Schlüssel in das gigantische Vorhängeschloss an einem der Frachtcontainer. Öffnete. Schaltete eine Lampe ein. Mrado sah einen aufgestellten Tisch. Drei Stühle. Einige Flaschen auf dem Tisch. Eine Baustellenlampe in einer Stahlfassung an der Decke. Einfach. Praktisch. Smart.
    Bevor Mrado eintrat, sagte er: »Ich gehe davon aus, dass der Raum sicher ist.«
    James schaute ihn an. Schien zu überlegen, ob er sarkastisch werden sollte, ließ es dann aber. »Selbstverständlich«, entgegnete er. »Wir arbeiten nach denselben Prinzipien wie ihr. Effektiv, aber nicht sichtbar.«
    James zog einen der Stühle zurück. Behielt die Lederjacke an. Bat Mrado, sich zu setzen. Der Typ mit dem vernarbten Gesicht blieb draußen vor dem Container stehen. James setzte sich ebenfalls. Bot ihm was zu trinken an. Goss Mrado Whisky ein. Sie tauschten Höflichkeitsfloskeln aus. Nippten an ihrem Whisky. Warteten schweigend.
    Drei Minuten vergingen.
    Mrado dachte: Wenn er in fünf nicht kommt, gehe ich.
    Er schaute von seinem Glas auf zu James. Die eine Augenbraue fragend hochgezogen. James begriff.
    »Er muss jede Sekunde kommen. Es ist nicht unsere Absicht, dich warten zu

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