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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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die Diskussion ab, um zur Sache zu kommen. »Du weißt sicher, warum ich dich treffen will.« Er sah Haakonsen in die Augen.
    »Ich kann es mir vorstellen. Ein kleiner Vogel hat mir ins Ohr gezwitschert, dass du bereits mit Magnus Lindén und Naser gesprochen hast.«
    »Dann weißt du also, was ich will?«
    »Eine qualifizierte Vermutung wäre, dass du willst, dass wir den Krieg mit den HA abbrechen. Und du willst, dass sich die anderen Gangs wieder einkriegen.«
    »Ungefähr. Aber lass es mich erklären.«
    »Gleich. Zuerst möchte ich ein paar Dinge klarstellen. Wir sind Männer mit Ehre. Ich bin davon überzeugt, dass ihr Serben eure Regeln habt. Wir haben jedenfalls unsere. Bandidos sind eine Familie. Machst du einen von uns kalt, hast du alle kaltgemacht. Wie bei einem Tier, wenn du ihm eine Pfote abtrennst, tut es im ganzen Körper weh. Vor zwei Monaten ist Jonny ›Bonanza‹ Carlgren in Södertälje niedergeschossen worden, mitten auf dem Marktplatz. Bonanza war mit seiner Freundin und zwei anderen Brüdern im Systembolag gewesen. Vier Schüsse in den Bauch, aber der erste, der ging in den Rücken. Vor den Augen seiner Freundin. Er ist innerhalb einer halben Stunde verblutet. Kapierst du, sie haben ihm den ersten Schuss in den Rücken geballert. Er konnte sich noch nicht mal umdrehen.«
    »Bei allem Respekt, aber ich kenne die Geschichte.«
    »Lass mich nur noch ausreden.«
    Mrado hielt sich zurück. Wollte die gute Stimmung nicht aufs Spiel setzen. Nickte.
    »Bonanza war mein Bruder. Verstehst du. Mein Bandidosbruder. So etwas vergessen wir nicht. Nichts kann uns daran hindern, das zu tun, was getan werden muss. Hells Angels werden dafür bezahlen müssen. Und zwar verdammt teuer. Denjenigen, der das mit Bonanza geplant hat, haben wir schon vor einem Monat plattgemacht. Jetzt müssen wir uns noch den Typen krallen, der die Scheiße ausgeführt hat.«
    Sie saßen zehn Sekunden schweigend da. Die Blicke jeweils in sich gekehrt.
    »Es ist natürlich euer gutes Recht, einen ermordeten Waffenbruder zu rächen. Aber das habt ihr ja inzwischen erledigt, wie du gerade gesagt hast. Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr Micke Lindgren erschossen. Eins zu eins, ganz einfach. Das Wichtige ist nur, dass ihr es euch selber vermasselt, wenn ihr weitermacht. Die Situation ist nicht so einfach, auch wenn ich dich verstehe. Es geht nicht nur um Bandidos und die HA . Jonas, wir sind schon ’ne ganze Weile länger in der Stadt als ihr. Du hast es zu was gebracht, und ich mag deine Art, definitiv, aber du bist gerade mal BMX -Rad gefahren und hast Kaugummi gekaut, als ich zum ersten Mal Menschenknochen gebrochen hab. Du hattest gerade mal ein paar kleinere Läden ausgeraubt, als ich meine erste Million mit Koks gemacht hab. Ich kenn die Möglichkeiten dieser Stadt. Es gibt für uns alle Platz. Aber wir müssen das Richtige tun. Warum zum Beispiel treffen wir uns in einem verdammten Container? Mitten im Winter. Du weißt die Antwort. Sowohl du als auch ich stehen auf der Liste dieses verdammten Novaprojekts. Dieses Bullenmanöver. Sie sind uns auf den Fersen. Wenn du dich nur mit irgendwelchen Racheszenarien gegen die HA beschäftigst, anstatt dich gegen den nächsten Vorstoß von Nova zu wappnen, vermasselst du es für BMC . Dann spalten wir uns in feindliche Lager, und sie können sich locker einen nach dem anderen von uns greifen. Aber mit meinem Vorschlag behalten wir die Oberhand über die Bullen.«
    Mrado setzte seine Argumentation fort. Haakonsen lehnte alles ab, was den Frieden mit den HA anbelangte, hörte aber ansonsten zu. Nickte von Zeit zu Zeit. Kam mit eigenen Ideen. Redete sich in Rage. Es fiel gar nicht auf, dass James Khalil mit im Raum war, er hielt sich schweigend im Hintergrund. Mrado und Haakonsen diskutierten eine Stunde lang über die verschiedenen Marktanteile.
    Schließlich kaufte ihm der Bandidospräsident das Konzept im Prinzip ab.
    Sie erreichten eine vorläufige Übereinkunft.
    Mrado leerte sein Glas. Haakonsen stand auf. James ebenso. Öffnete die Luke. Mrado ging zuerst raus. Draußen herrschte immer noch nasses Schneetreiben.
     
    Auf dem Nachhauseweg im Benz. Mrado wusste, dass die Übereinkunft lupenrein war. Bandidos würden die Schutzgelderpressung in den Garderoben der Innenstadt herunterfahren. Sie würden die Koksgeschäfte in der Innenstadt reduzieren. Mit den Wirtschaftsgeschäften konnten sie verfahren, wie sie wollten. Sie würden die übrige Schutzgelderpressung hochfahren. Und sie

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