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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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irgendetwas in seinem Leben ändern.
    Vor drei Tagen hatte er mit einem Mitglied der Bandidos gesprochen. Ihn gebeten, Jonas Haakonsen, dem Anführer der Bandidos in Stockholm, eine Nachricht zu übermitteln, nämlich, dass Mrado sich mit ihm über gewisse Aktivitäten unterhalten wollte. Hatte ihm eine seiner Handynummern gegeben. Zwei Stunden später: eine SMS . Ein Treffpunkt. Eine Uhrzeit. Und: »Komm allein.« Sonst nichts. Nach dem, was Mrado gehört hatte, war das Haakonsens Stil. Theatralisch. Er ging kein Risiko ein. Mrado dachte: Jetzt mach mal halblang, das hier ist, verdammt noch mal, kein Spionagethriller über den Kalten Krieg.
    Mrado hatte Haakonsen letztes Jahr beim Gangstergolf getroffen. Eine geniale Initiative eines langjährigen Mitglieds der OG . Alle, die zwei oder mehr Jahre gesessen hatten und eine Platzreife besaßen, waren willkommen. Im letzten Jahr hatten sie auf dem Golfplatz von Ulriksdal gespielt. Zweiundvierzig Teilnehmer. Stiernacken und tätowierte Unterarme ad absurdum. Mrado kam sich zwischen ihnen vergleichsweise winzig vor. Wenn er damals schon den Auftrag gehabt hätte, wäre das die perfekte Situation gewesen, um über die Aufteilung des Marktes zu diskutieren, abgesehen davon, dass bestimmt an jedem Tee, in jedem Sandbunker und auf jedem Green Wanzen angebracht gewesen wären.
    Was wusste er über Bandidos? Die am hellsten leuchtenden Sterne am Ganghimmel von Mittelschweden. Rekrutiert aus dem härtesten Kern der Einwandererjungs mittels des X-Teams, ihrem Supportclub. Zwei Niederlassungen im Großraum von Stockholm: Tullinge und Bålsta. Letzte Großtat: Sie hatten ein Mitglied der HA gekidnappt. Der Typ wurde drei Tage später gefunden. Die Haut wie ein Leopardenfell, kreisrunde Brandmale von ausgedrückten Glimmstängeln auf jedem Quadratzentimeter. Die Kniescheiben zertrümmert. Finger- und Fußnägel ausgerissen. Die Todesursache war letztlich Zwangseinflößung von Benzin. Kein Wunder, dass die MC -Gangs miteinander im Krieg lagen.
    Das Business der Bandidos entsprach dem der Hells Angels, allerdings mit umfangreicheren Drogengeschäften. Also Spritschmuggel, Schutzgelderpressung, gewisse Formen von Wirtschaftskriminalität, zum Beispiel Rechnungsmanipulationen, Mehrwertsteuerunterschlagung. Außerdem vertickten sie Heroin und Cannabis.
     
    Mrado achtete auf die Beschilderung raus nach Tullinge. Genoss es jedes Mal, wenn er hinter dem Steuer seines Benz saß. V 8 -Motor. Schalenförmige Ledersitze. Extra breite Reifen.
    Er schaltete runter, die volle Kraft des Wagens schnurrte. Das reinste Fahrvergnügen.
    Im Hintergrund irgendein Gedudel im Radio, das für die Nachrichten unterbrochen wurde. Irgendwas über den Krieg der Amerikaner im Nahen Osten. Mrado hegte gespaltene Gefühle. Er hasste die USA , obwohl er froh war, dass sie die Muslime niedermachten. Der Konflikt schlechthin. Weiß gegen Schwarz. Der Westen gegen den Orient. Die ewige Verantwortung der Serben. Und wer dankte es ihnen? Dass sie jahrhundertelang Widerstand geleistet hatten. Den Zugang zum restlichen Europa verwehrt hatten. Sich aufopferten. Mrado hatte selbst gekämpft. Heutzutage regte man sich über Schleierzwang und fanatische Fundamentalisten auf. Ihr seid doch selber schuld. Die Serben hatten getan, was sie konnten. Waren von dem Rest der Welt so in den Arsch gefickt worden, allen voran von den Vereinigten Staaten von Amerika. Das serbische Volk ist niemandem irgendwas schuldig.
    Er drehte das Radio leiser. Autobahnen waren verdammt langweilig. Nächste Woche würde er mit Lovisa nach Kolmården ins Delphinarium fahren. Wahrscheinlich auf Landstraßen. Genießen.
    Der Himmel war grau. War Februar der wertloseste Monat? Mrado hatte seit vier Wochen keine Sonne gesehen. Die Autos um ihn herum waren mit Schneematsch eingesaut, dreckig, geschmacklos. Langweilig.
    Die Probleme kreisten in seinem Hirn. Unruhe/Angst als Hintergrundmusik anstelle des Radios.
    Radovan war dabei, das Vertrauen in ihn zu verlieren. Je mehr er darüber nachdachte, desto einleuchtender erschien es ihm, dass Rado ihm nie richtig vertraut hatte.
    Er selbst hielt gewisse Dinge vor ihm geheim, zum Beispiel, dass die Wäschereien/Videotheken miserabel liefen. Vor allem aber: Er hatte ihm nichts über seine Pläne gesagt, die Aufteilung des Marktes zu seinem Vorteil durchzusetzen. Rado war mit großer Sicherheit sauer auf Mrado wegen seiner Forderung nach einer größeren Beteiligung an den Gewinnen. Sauer wegen des Fiaskos im

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