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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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lassen.«
    Die Antwort reichte Mrado aus. Wichtig, dass sie wirklich begriffen, mit wem sie es zu tun hatten.
    Zwei Minuten später wurde der Eingang zum Container geöffnet. Jonas Haakonsen trat ein, leicht gebückt.
    Mrado stand auf. Sie schüttelten sich die Hand.
    Haakonsen setzte sich auf den dritten Stuhl. James goss Whisky ein.
    Jonas Haakonsen: mindestens eins fünfundneunzig groß, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, mit schüttererem blonden Vollbart. Das Weiße im Auge blutunterlaufen. Lederjacke mit den üblichen Logos. Auf dem Rücken Bandidos MC , Stockholm, Sweden. Das Logo der Gang in großen Lettern. Drum herum gestickte Bilder von Macheten. Sein Blick hatte etwas Irres. Erinnerte Mrado an das, was er in den Gesichtern einiger Männer von Arkan gesehen hatte. Leere Augen, Haifischaugen. Augen wie bei psychopathischen Kriegern. Konnten jeden Moment zum Angriff übergehen.
    Haakonsen war ein Mann, wegen dem du einen Umweg von einem Kilometer in Kauf nimmst, um ihm nicht begegnen zu müssen. Ein Mann, der im Knast einen ganzen Speisesaal zum Schweigen bringen konnte, wenn er etwas zu sagen hatte.
    Er zog seine Lederjacke aus. Die Kälte im Container schien ihn offensichtlich nicht zu stören. Unter der Jacke trug er eine Lederweste. Unter der Weste: ein langärmliges schwarzes T-Shirt. Aufdruck:
We are the people your parents warned you about.
Sein Nacken war voller Tattoos. Auf dem einen Ohrläppchen: SS -Pfeile. Auf dem anderen: die Buchstaben BMC – Bandidos MC .
    Mrado schiss auf sein Äußeres. Aber die Augen. Er wusste, was diese Augen schon alles gesehen hatten. Jeder wusste das. Jonas Haakonsen als Neunzehnjähriger in Dänemark. Anführer einer Gang von Randalierern aus dem südlichen Kopenhagen, die Postämter ausraubten und leichtere Drogen verschacherten. Sie zogen einen brutalen Überfall auf das Postamt im Zentrum von Skanderborg durch. Drei junge Kerle. Stürmten das Gebäude genau in dem Moment, als die Fahrer der Geldtransporter die Scheine abholen wollten. Ihre Waffen: eine abgesägte Schrotflinte und zwei Äxte. Einer der Sicherheitsbeamten reagierte blitzschnell. Schloss den Sicherheitskoffer mit den Scheinen an sein Handgelenk. Aber Haakonsen war schneller. Riss den Koffer mit sich – plus den Beamten. Die Räuber wechselten irgendwo auf der Autobahn das Auto. Fuhren raus aufs dänische Land. Der Sicherheitsbeamte lag im Kofferraum, wie in einem amerikanischen Gangsterfilm. Man fand ihn drei Tage später. Auf einem Weg in der Nähe von Skanderborg herumirrend. Taumelte mit einem um den Kopf gewickelten T-Shirt durch die Gegend. Eingetrocknetes, geronnenes Blut überall. Der Krankenwagenfahrer zog ihm das T-Shirt vom Kopf – anstelle der Augen: Löcher. Haakonsen hatte ihn gezwungen, den Code des Sicherheitskoffers herauszurücken. Der Beamte hatte ihn nicht gewusst, aber Haakonsen war hartnäckig geblieben. Der Beamte konnte ihm nichts sagen. Haakonsen hatte daraufhin die Augäpfel des Mannes mit den Daumen zerquetscht. Einen nach dem anderen. Es gelang ihm, sich drei Wochen lang im Untergrund aufzuhalten. Dann buchteten sie ihn ein. Haakonsen bekam nur fünf Jahre, aufgrund seines geringen Alters. Nach drei kam er wieder raus. Aggressiver denn je.
    Haakonsen nahm einen Schluck Whisky. Sagte mit leichtem dänischen Akzent: »Tja, Mrado, der Berüchtigte. Haste wieder mal ’n paar Türsteher zusammengeschlagen?«
    »Kommt vor, kommt vor«, antwortete Mrado und lachte auf, »selbst einer wie ich muss in Form bleiben, oder?« Mrado erstaunt. Wusste nicht, dass ein Typ wie Haakonsen von dem Vorfall im Kvarnen gehört hatte.
    »Und wie geht es Gottvater selbst?«, fragte Haakonsen weiter.
    »Bestens. Radovan ist obenauf und genießt das Leben. Die Geschäfte laufen auch. Und dir?«
    »Könnt nicht besser sein. Bandidos haben sich gut in Stockholm eingelebt. Ihr müsst euch vorsehen.«
    Ein Witz oder eine Warnung?
    »Vorsehen vor was? Kleinen Bubis mit Aufsteigerphantasien?«
    »Nein, ich rede nicht von den HA .«
    Mrado und Haakonsen lachten laut los. James grinste.
    Die Stimmung entspannte sich. Sie redeten über Mrados Benz, das Wetter, die neuesten Nachrichten in der Szene, darüber, dass ein Mann aus der Naserliga mit einem Kugelschreiber kaltgemacht worden war. Haakonsen hielt den Job für professionell ausgeführt: »Es ist nicht so schwer, den richtigen Punkt zu finden, aber es kommt drauf an, dass du ihn drehst, damit er sofort tot ist.«
    Nach zehn Minuten brach Mrado

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