Spür die Angst
ja, du wirst lachen. Ich treff mich ab und an noch mit einer anderen Gang.«
»Warum sollte ich lachen?«
»Weil es schräge Typen sind.«
»Schräge Typen?« Echtes Erstaunen in ihrer Stimme.
»Tja. Wir feiern zusammen, trinken. Chillen.« JW hatte das Bedürfnis, sich näher zu erklären: »Sie sind wirklich ganz okay.«
»Hätte ich nie von dir gedacht. Manchmal frage ich mich sowieso, wie gut wir einander kennen. Und wann darf ich sie kennenlernen?«
Eine Fehleinschätzung. JW hatte nicht erwartet, dass sie sich tatsächlich engagieren würde. Normalerweise interessierte sie sich nicht für Leute außerhalb ihrer Kreise. Und jetzt wollte sie plötzlich Abdulkarim, Fahdi und Jorge treffen. Sollte das ein Witz sein?
JW riss sich zusammen. Er musste die Fassade wahren. Antwortete: »Irgendwann. Vielleicht.« Ihn überkam das verzweifelte Bedürfnis, das Gesprächsthema zu wechseln. Also redete er über Sophie. Das funktionierte normalerweise.
Griff ihre Beziehung zu Anna und den anderen Lundsbergbräuten auf. Beziehungskisten. Sophies Lieblingsthema. JW fragte sich, ob sie wusste, was sich zwischen ihm und ihrer Freundin Anna auf der wüsten Party auf Lövhälla Gård abgespielt hatte. Doch warum sollte sie das noch interessieren, es war fast ein halbes Jahr her.
Sophie erinnerte ihn an Camilla. Irgendwie skurril.
Camilla war wie Sophie, nur mit einem Unterschied – Camilla hatte nicht ganz so viel drauf wie Sophie.
Und dann ging es ihm auf. Es schien immer noch so, als spielte Sophie ein Spiel mit ihm, sie gab sich mystisch, schuf eine gewisse Distanz, aber vielleicht war das einfach nur ihre Art zu sagen, dass sie sich mehr Nähe wünschte. Dass er aus sich herausgehen würde. Sie mit einbeziehen. Offenlegen, wer er eigentlich war. Preisgeben, was er sich nicht traute. Genau, wie Camilla gewesen war. Hart, ihren Eltern gegenüber verschlossen, besonders Bengt gegenüber, was sicherlich nur eine Art Selbstschutz war, denn es war sowieso keine richtige Nähe möglich. Also spielte sie die Abgeklärte, weil sie sich nicht bloßstellen wollte. Und war es das, der Mangel an Nähe, der sie zu diesem verdammten Jan Brunéus geführt hatte? JW war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte.
Einige Tage später waren die Vorbereitungen für ihren Trip nach London in vollem Gange. JW besorgte die Flugtickets. Buchte Zimmer in einem Luxushotel. Sorgte dafür, dass sie auf Gästelisten geführt wurden: Chinawhite, Mayfair Club, Moore’s. Arrangierte einen persönlichen Londonguide, organisierte eine Limousine, reservierte Tische in den exklusivsten Restaurants, informierte sich über die besten Nachtclubs, erkundigte sich auf dem Schwarzmarkt nach Karten für Chelsea-Matches, kümmerte sich um Öffnungszeiten sowie Wegbeschreibungen zu den Luxuskaufhäusern: Harvey Nichols, Harrods, Selfridges.
Abdulkarim würde zufrieden sein. Das einzig Irritierende in JW s Augen war, dass er nicht wusste, wen sie dort treffen würden und zu welchem Zweck. Die einzige Information, die er von Abdulkarim erhalten hatte, lautete: »Es geht um Big Business.«
Sie hielten sich oft zu Hause bei Fahdi auf. Er, Fahdi, Jorge und manchmal auch Abdulkarim. Fahdi sah sich überwiegend alte Van-Damme-Filme und Pornos an. Redete von Gangstern, die er fertiggemacht hatte, und von der Inkarnation des großen Bösen: den USA . JW und Jorge gingen gemeinsam die Adressen und Treffpunkte mit ihren Kontakten und Dealern durch. Planten Aufbewahrungsmöglichkeiten, sichere Orte zum Dealen, Strategien für den Verkauf und vor allem für den Import. Ein Megaimport aus Brasilien stand ganz oben auf ihrer Liste.
Der Chilene strahlte Hass und Entschlossenheit aus. Der Typ hatte nämlich nebenbei noch ein anderes Projekt: Er wollte sich die Typen, die ihn grün und blau geschlagen hatten, vorknöpfen und Rache üben.
Insgesamt fühlte JW sich jedoch entspannt in ihrer Gesellschaft. Sie waren unkomplizierter im Vergleich zu seinen Freunden von Stureplan. Im Umgang zwar ein bisschen einfacher gestrickt, aber im Grunde hatten sie dieselbe Lebensanschauung wie die Boys – Bräute, Kohle und ein relaxtes Dasein führen.
An einem Abend bei Fahdi lernte er Aspekte des K-Business kennen, die er bislang noch nicht kannte.
Er, Jorge und Fahdi saßen auf dem Sofa. Hatten gerade mit diversen Dealern telefoniert und Treffpunkte ausgemacht.
Im Hintergrund lief der Fernseher. Actionszenen aus Mission Impossible 2 liefen in Slow
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