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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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durch den Kopf: War das wirklich das reale Leben, oder war das Ganze nur ein Bluff? JW war aufgekratzt, nahezu ekstatisch. Und dennoch konnte er es nicht lassen, seine Stimmung damit zu vergleichen, wie Camilla sich wohl gefühlt haben musste, als sie in dem gelben Ferrari des Mannes aus Belgrad mitfahren durfte. Wie ähnlich waren sie und er sich?
    Sie aßen zu Mittag im Wagamama am Ende der Sloane Street, einer hippen asiatischen Restaurantkette mit minimalistischer, ganz in Weiß gehaltener Einrichtung. Abdulkarim beschwerte sich darüber, dass zu viele Gerichte Schweinefleisch enthielten.
    »Morgen Abend feiern wir richtig«, erklärte er, »dann essen wir nämlich in einem Halal-Lokal.«
    Fahdi wirkte erstaunt. »Und was sollen wir feiern?«
    Abdulkarim grinste. »Mein Freund, morgen werden wir die Leute treffen, wegen denen wir hergekommen sind. Morgen werden wir erfahren, ob wir Millionäre werden.«

39
    Mrado saß nach dem Training zu Hause auf dem Sofa. Die Muskeln müde. Nasses Haar. Und, satt – er hatte zwei Dosen Thunfisch mit Pasta plus einen Proteinersatzcocktail verdrückt. Dazu noch Ultra Builder 5000 , zwei Tabletten – Metandienon, ein anaboles androgenes Steroid der Extraklasse.
    Er faulenzte, guckte Fight Club, Eurosport. K- 1 , Elimination Tournament. Der ehemalige K- 1 -Meister, Jörgen Kruth kommentierte. Analysierte die Schläge, Tritte, Kniestöße. Seine nasale, träge Stimme sprach eine klare Sprache – der Typ hatte zu viele Schläge auf die Nase bekommen.
    Einer der Größten, Remy Bonjasky, machte seinen Gegner im Ring gerade nach Strich und Faden fertig. Drängte ihn in eine Ecke, verpasste ihm diverse Tritte in die Waden. Der Gegner schrie vor Schmerzen. Bonjasky verpasste ihm zwei Jabs mit der Linken. Der Typ schaffte es nicht rechtzeitig, sich mit den Armen zu schützen. Sein Mundschutz flog heraus. Noch bevor der Ringrichter den Kampf abbrechen konnte, beendete Bonjasky den Kampf mit einem Roundkick, der sein linkes Ohr traf. Regelrechter Knockout: der Gegner bewusstlos, noch bevor er auf dem Boden landete. Mrado hätte es selber nicht besser machen können.
    In den letzten Tagen war Mrado bei bester Laune gewesen. Hatte sein Training intensiviert. Serotoninausschüttung ohne Ende. Er schlief besser. Die Gangs waren unter Kontrolle – er hatte es geschafft. Die meisten hatte er so weit überzeugt, dass die Idee umgesetzt werden konnte. Sie wussten, was Sache war – solange sich jeder an seine Abmachung hielt, würden die Geschäfte optimal laufen. Und die Bullen das Nachsehen haben. Die Knete stimmen.
    Sein Handy klingelte.
    Am anderen Ende: Stefanovic.
    »Hallo, Mrado. Wie geht’s?«, fragte er in formellem Ton. Mrado leicht verwundert.
    »Alles so weit im Lot. Und bei dir?«
    »Auch, danke. Wo bist du gerade?«
    »Ich bin zu Hause. Warum fragst du?«
    »Bleib dort. Wir holen dich.«
    »Wieso, was ist passiert?«
    »Jetzt bist du an der Reihe, Mrado. Radovan will dich treffen.
Bilo mu je sudeno.
«
    Dann legte er auf.
    Bilo mu je sudeno
– es ist dein Schicksal, Mrado.
    Ihm rauschte der Kopf. Das Sofa wurde plötzlich unbequem. Er stand auf. Stellte den Fernseher leiser. Drehte eine Runde ums Sofa.
    Gangsterkodex: Wenn du einmal abgeholt wirst, kehrst du nie wieder zurück. Wie in den Mafiafilmen. Brooklynbridge bei Regen. Sie fahren dich rüber. Du kommst nie wieder.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Sollte er abhauen? Und wohin konnte er verschwinden? Sein Leben war hier. Seine Wohnung, seine Geschäfte, seine Tochter.
    Was war Radovans Problem? Konnte er nicht vergessen, dass Mrado einen höheren Anteil an den Garderobeneinnahmen gefordert hatte? Wusste er etwa, dass Mrado die Aufteilung des Marktes in einer Art und Weise gepusht hatte, die seinem Garderobenbusiness entgegenkam? Schlimmer noch: Spürte der Jugoboss sein schwindendes Vertrauen? Nein, das konnte nicht möglich sein.
    Mrado hatte Radovan immerhin den kriminellen Markt in Stockholm auf einem Silbertablett serviert. Der Jugoboss konnte ihm dankbar sein. Vielleicht war ja doch alles okay, vielleicht hatte R gar nichts Böses im Sinn.
    Er setzte sich wieder aufs Sofa. Versuchte klar zu denken. Es war keine gute Idee abzuhauen. Besser, sich der Situation als Mann zu stellen. Als richtiger Serbe. Und dennoch, Mrado war ihm in gewisser Weise überlegen, denn es handelte sich schließlich um seine Geschäfte, die im Zuge des Übereinkommens hinsichtlich der Aufteilung des Marktes geschützt wurden. Er dürfte

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