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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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wie eigene Kleinunternehmer, wenn du es so willst. Aus diesen muslimischen Terrornetzwerken lässt sich so einiges lernen. Sie kennen einander kaum. Und dennoch setzen sie sich für dieselbe Sache ein. Wenn eine Liga geschnappt wird, ändert das nichts am Gesamtbild. Wir müssen ganz einfach so arbeiten. Clusterdenken heißt das auf gut Deutsch. Weg mit den antiquierten hierarchischen Organisationen. Irgendein schwedischer Unternehmer hat einmal gesagt: Reißt die Pyramiden ab. Ich finde, das klingt gut.«
    Mrado starrte geradewegs vor sich hin. Er hatte aufgehört zu essen.
    Die Frau kam rein. Trug die Teller ab. Schenkte Wein nach.
    »Wir kennen uns in den jeweiligen Branchen aus. Aber wir sind nicht gut organisiert. Das ist der Haken an der Sache. Vor einigen Jahren hat man viel von der neuen Ökonomie geredet. Ich weiß allerdings nicht, ob sie auch in unseren Kreisen Anwendung fand. Aber für uns, Mrado, ist es der neue Markt, der zählt. Wir müssen eine neue Denkweise etablieren. Uns außerhalb unserer begrenzten ethnischen Gruppen orientieren. Neue Leute aus den Vororten rekrutieren. Allianzen mit russischen und estnischen Organisationen bilden. Uns dezentralisieren. Mehr auf Outsourcing setzen. Die allgemeine Entwicklung kontrollieren und nicht immer nur die Kerngeschäfte. Kannst du mir folgen?«
    Mrado nickte langsam. Er hielt es für das Beste, Radovans pseudohysterischen Monolog nicht zu unterbrechen.
    »Prima. Drogen gehen gut. Koks läuft verdammt gut. Die Huren noch besser. Du kannst dir nicht vorstellen, was die Männer nach all diesen Jahren politischer Korrektheit für Triebe entwickelt haben. Sie sind bereit, beliebig viel zu zahlen. Und dieses schwule Gesetz zum Verbot jeglicher Prostitution. Das hat uns letztlich nur gestärkt. Die Wohnungsbordelle sind so groß wie in Las Vegas, und Edelnutten gibt es auf jedem Männerfest in Djursholm. Das ist wunderbar. Du warst ja dabei und hast unseren Call-Service mit aufgebaut. Erinnerst du dich?«
    »Radovan, das was du da sagst, ist interessant. Aber ich weiß das alles bereits, und vor allem, was hat das Ganze mit mir zu tun?«
    »Danke, dass du das Gespräch selbst darauf bringst. Du hast viel Gutes für die Organisation geleistet. Für mich. Für Jokso. Aber die Zeiten haben sich geändert. Für dich ist kein Platz in dem, was ich beschrieben habe. Leider. Tut mir leid. Das, was du erreicht hast, das Abkommen über die Aufteilung des Marktes, ist wunderbar. Dank deiner Kontakte. Deinem Image. Aber das ist jetzt vorbei. Ich kann dir nicht länger vertrauen. Warum? Du weißt die Antwort eigentlich schon. Sie keimt schon seit einigen Jahren in dir. Die Antwort ist: weil du mir nicht vertraust. Du siehst mich nicht als unseren Anführer. Als denjenigen, dessen Order ohne Kompromisse ausgeführt wird. Du forderst zu viel. Auf dem neuen Markt müssen die einzelnen Individuen auf eigene Faust agieren. Aber keineswegs gegen die Interessen Radovans.«
    Radovans Ton wurde härter.
    »Mrado, schau aus dem Fenster. Hinaus über Stockholm. Das hier ist meine verdammte Stadt. Keiner kann sie mir wegnehmen. Und das ist genau der Punkt hinsichtlich all dessen, über das ich hier gesprochen habe. Das hier ist mein Markt. Und das hast du nicht verstanden. Du glaubst, es sei dein Verdienst, dass die Kohle stimmt. Dass du und ich immer noch auf einer Stufe arbeiten. Vergiss es. Ich bin der neue Jokso. Ich bin dein General. Du hast deine Existenz einzig und allein mir zu verdanken. Dein armseliges Leben. Deine lächerliche Position. Und dann besitzt du auch noch die Frechheit, einen höheren Anteil der Garderobeneinkünfte zu fordern. Fordern. Das funktioniert nicht. Aber das Schlimmste ist, dass du versucht hast, ein doppeltes Spiel zu spielen. Deine einzige Motivation hinsichtlich der Aufteilung des Marktes war dein eigener Gewinn. Es ist ja okay, für den eigenen Gewinn zu arbeiten, aber niemals gegen mich.«
    Mrado versuchte Radovan zu unterbrechen. »Radovan, ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich habe kein doppeltes Spiel gespielt.«
    Radovan fuhr auf, schrie nahezu: »Red doch keinen Unsinn! Ich weiß, was ich weiß. Du bist raus aus dem Spiel. Kapierst du das nicht? Keiner maßt sich an, Radovan zu provozieren. Du bist raus aus dem Garderobenbusiness. Aus und vorbei. Zurück auf null. Du müsstest mich nach all den Jahren eigentlich kennen. Ich hab dich immer im Blick gehabt. Weiß, wie du denkst. Oder, besser gesagt, dass du nicht denkst. Siehst mich nicht als

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