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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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sich eigentlich in Sicherheit wähnen.
     
    Zwölf Minuten später klingelte sein Türtelefon. Wieder Stefanovic. Mrado steckte seinen Revolver ein und befestigte sein Messer unter dem Hosenbein. Ging die Treppen runter.
    Draußen auf der Straße stand ein Range Rover mit getönten Scheiben. Mrado hatte den Wagen noch nie zuvor gesehen. Keins von Radovans oder Stefanovics Fahrzeugen.
    Die Beifahrertür stand offen.
    Mrado setzte sich auf den Beifahrersitz. Am Steuer: ein junger Serbe. Mrado hatte ihn schon mal gesehen, einer von Stefanovics Jungs. Auf dem Rücksitz: Stefanovic. Der Wagen fuhr los.
    Stefanovic: »Wie geht’s. Alles so weit okay?«
    Mrado antwortete nicht. Versuchte, die Lage zu sondieren. Die Stimmung einzuschätzen.
    »Bedrückt dich irgendwas. Warum so still?«
    Mrado drehte den Kopf. Stefanovic – im Anzug, tadellos gekleidet. Wie immer.
    Mrado schaute wieder nach vorn. Es war noch hell draußen, begann aber langsam zu dämmern.
    »Mit mir ist alles okay. Das hab ich bereits am Telefon gesagt. Schon wieder vergessen? Oder gibt’s da was, das
dich
bedrückt?« Er ließ Stefanovic seine Verachtung spüren.
    Stefanovic lachte gekünstelt. »Wenn du schlechte Laune hast, ist es vielleicht besser, wir reden nicht. Da kommt meistens doch nur dummes Gelaber bei raus. Oder?«
    Mrado entgegnete nichts.
     
    Sie fuhren durch die Stadt und hinaus auf den Lidingöväg.
    Das Schweigen im Auto unmissverständlich. Irgendetwas war völlig aus dem Ruder gelaufen.
    Mrado wägte verschiedene Auswege ab: zum Beispiel seine Smith & Wesson hochzureißen, und dem Fahrer den Kopf wegzublasen. Würde vielleicht sogar funktionieren, aber Stefanovic war möglicherweise auch bewaffnet. Noch bevor das Auto zum Stehen gekommen wäre, hätte er es locker geschafft, einige gewaltige Löcher in seinen Hinterkopf zu ballern. Eine andere Möglichkeit: sich umzudrehen – und einen gut gezielten Schuss auf Stefanovics Visage abzugeben. Aber auch da – genau wie bei dem Schuss auf den Fahrer – könnte Stefanovic ihm zuvorkommen. Letzter Ausweg: beide Männer beim Aussteigen niederzumachen. Eigentlich bisher die beste Idee.
    Er dachte an Lovisa.
    Der Wagen wurde langsamer. Bog in einen schmalen Schotterweg ein und fuhr einen steilen Berg im Lill-Janswald hinauf. Ein Range Rover war hier völlig angemessen, dachte Mrado.
    Schließlich hielt der Wagen. Stefanovic forderte ihn auf, auszusteigen.
    Mrado war noch nie an diesem Ort gewesen. Er schaute sich um. Stefanovic und der Fahrer blieben im Wagen sitzen. Altbekannte Methode. Mrado konnte nichts machen – er sah sie hinter den dunklen Scheiben nicht mal. Zu schießen wäre sinnlos.
    Sie befanden sich auf einer Anhöhe. Das einzige Gebäude weit und breit lag vor ihm: ein zwanzig Meter hoher Turm. Surrealistisch.
    Oder? Er folgte der rotgestrichenen Zementfassade des Turms mit dem Blick nach oben – erfasste das Ganze, es war eine Skisprungschanze.
    Offenbar befand er sich irgendwo in den Ausläufern des Lill-Janswaldes vor einem Skisprungturm, der aussah, als sei er schon lange nicht mehr in Betrieb. Ein schlechtes Omen.
    Ganz unten im Turm öffnete sich eine Tür. Ein Mann, den er wiedererkannte, bedeutete ihm einzutreten.
    Das Innere im Erdgeschoss des Turmes wirkte neu. Frisch renoviert. Ein kleiner Rezeptionstresen. Ein Aushang an der Wand: Willkommen in Fiskartorps Konferenzgebäude. Wir bieten Räume für bis zu fünfzig Personen an. Perfekt für Kick-off-Veranstaltungen, Firmenfeste oder Konferenzen.
    Kurzer Blick zurück – Stefanovic und der Fahrer waren aus dem Wagen gestiegen.
    Nicht angebracht, irgendwelche Tricks zu versuchen. Der Mann, der ihn hereingebeten hatte, forderte Mrado auf, seinen Revolver abzugeben.
    Er überließ ihn ihm. Der Griff aus Walnussholz fühlte sich glitschig an.
    Ganz oben im Turm gab es nur einen Raum. Große Fenster wiesen in drei Richtungen. Noch immer nicht ganz dunkel draußen, Mrado sah hinaus über den Lill-Janswald. In Richtung Östermalm. Weiter entfernt konnte er Stadshuset, das Rathaus, erkennen. Kirchtürme. Am Horizont: Globen. Stockholm besaß eine ziemliche Ausdehnung.
    Ein Gedanke schoss Mrado durch den Kopf: Warum errichtete eigentlich keiner ein Luxusrestaurant an diesem Ort?
    Mitten im Raum stand ein quadratischer Tisch. Weiße Tischdecke. Ausladende Kandelaber. Eingedeckt.
    Auf der andere Seite des Tisches: Radovan in dunklem Anzug.
    Er sagte auf Serbisch: »Mrado, willkommen. Wie findest du diesen Ort? Stilvoll, oder?

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