Spür die Angst
Koks verdienen würden, den Jorge durch die Brasilianerin an Land gezogen hatte. Redete davon, wie sie London unter sich aufteilen würden. Alle
Bitches
würden sich bei Abdulkarim mit einer Nase versorgen. Und um die Hooligans würde sich Fahdi kümmern.
Abdulkarim hatte am Abend zuvor praktisch von nichts anderem geredet – Jorges berüchtigte Flucht von der Västerbro. JW war beeindruckt. Drei Kilo Cola gehörten ihnen. Genau das, was sie brauchten, Mengen.
Sie hielten vor Selfridges. Abdulkarim öffnete die Wagentür und schaute hinaus. Brüllte in erbärmlichem Englisch: »Fahren Sie weiter. Hier sieht es mir nicht fein genug aus.«
JW warf lachend einen Seitenblick auf Fahdi. Hatte Abdulkarim etwa schon vor dem Frühstück eine Nase genommen?
Der Chauffeur verzog keine Miene. Abdulkarims Benehmen war wahrscheinlich gar nichts gegen die wirklich Reichen und all die Promis, die er bereits gefahren hatte.
Sie fuhren weiter. Auf den Bürgersteigen war es proppenvoll, und die Straßen waren verstopft mit Autos. Die klassischen Doppeldeckerbusse schoben sich vorbei, bogen in die Haltebuchten ein.
Vor Harvey Nichols hielt die Limo erneut.
Sie spazierten ins Kaufhaus hinein und fanden rasch die Herrenabteilung. Sie war gigantisch. Für JW , den Shoppingphantasten, den Streber nach Luxus, war es eine der glücklichsten Stunden in seinem Leben.
Er schwelgte, genoss und tanzte den Tanz des Konsums. Hier war das Mekka der angesagten Marken: Dior, Alexandre of London, Fendi, Guiseppe Zanotti, Canali, Hugo Boss, Prada, Cerruti 1881 , Ralph Lauren, Comme des Garçons, Costume National, Dolce & Gabbana, Duffer of St. George, Yves Saint Laurent, Dunhill, Calvin Klein, Armani, Givenchy, Energie, Evisu, Gianfranco Ferre, Versace, Gucci, Guerlain, Helmut Lang, Hermès, Iceberg, Issey Miyake, J Lindeberg, Christian Lacroix, Jean Paul Gaultier, CP Company, John Galliano, John Smedley, Kenzo, Lacoste, Marc Jacobs, Dries Van Noten, Martin Margiela, Miu Miu, Nicole Farhi, Oscar de la Renta, Paul Smith, Punk Royal, Ermenegildo Zegna, Roberto Cavalli, Jil Sander, Burberry, Tod’s, Tommy Hilfiger, Trussardi, Valentino, Yohji Yamamoto.
Es gab alles.
Abdulkarim ließ sich von einem Verkäufer mitsamt einem eigenen kleinen Einkaufswagen in der Abteilung herumführen. Er griff nach Anzügen, Hemden, Schuhen und Pullis.
JW schaute sich alleine um. Suchte sich einen Club-Blazer von Alexandre in der Savile Row aus, ein Paar Helmut-Lang-Jeans, zwei Hemden, eines von Paul Smith und eins von Prada, sowie einen Gürtel von Gucci. Die Gesamtsumme betrug eintausend Pfund.
Fahdi schien sich etwas verloren vorzukommen. Er fühlte sich am wohlsten in einer schlichten Lederjacke und Bluejeans und kaufte dementsprechend ein Paar Hilfiger-Jeans und eine Lederjacke von Gucci. Der Preis allein für die Lederjacke: dreitausend Pfund. Gucci – das Lieblingsattribut aller Luxusfans.
JW stellte sich vor, wie viel einfacher alles werden würde, wenn er sauberes Geld zur Verfügung hätte. Die Vorstellung, ganz gewöhnliche Kreditkarten zu benutzen, erschien ihm extrem verlockend. Das Gefühl, nach dem er sich sehnte: ganz locker eine American Express Platinum Card auf den Kassentresen zu schnicken.
Man half ihnen, alle Taschen und Tüten nach draußen zu tragen und in der Limousine zu verstauen. Die Verkäufer schienen daran gewöhnt zu sein. London war schließlich die Metropole für die Superreichen.
Die Limo fuhr weiter die Sloane Street entlang, die Prachtstraße der Flagship-Boutiquen: Louis Vuitton, Prada, Gucci, Chanel und Hermès lagen direkt nebeneinander.
JW s Blicke hefteten sich an das verlockende Design der verschiedenen Logos. Nach ein paar Minuten begann Abdulkarim laut zu rufen.
Sie stiegen aus.
Abdulkarim lief geradewegs auf die Louis-Vuitton-Boutique zu. JW betrachtete seine flatternden Hosen und die zu kurz geratene Jacke über seinem Jackett und dachte: Es müsste bestraft werden, so herumzulaufen.
Der Securitymann der Boutique schaute Abdul erst skeptisch an – ein durchgeknallter dunkelhäutiger Idiot? Dann sah er die Limousine. Ließ ihn herein.
Sie verbrachten weitere anderthalb Stunden in den Boutiquen dieser Straße.
JW s Gesamtrechnung belief sich auf viertausend Pfund, zusätzlich zu dem, was er bei Harvey Nichols abgedrückt hatte. Trophäen, die er zu Hause bei den Boys vorzeigen konnte: ein Lederportefeuille von Gucci, ein Mantel von Miu Miu, ein Hemd von Burberry. Nicht schlecht.
Ein Gedanke schoss ihm
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