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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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wo er die Reise in der sicheren Entfernung Stockholms geplant hatte.
    Eins war jedenfalls klar – sie würden einflussreiche, aber lichtscheue Kerle treffen.
    Nach zwanzig Minuten fragte Abdulkarim: »Wie lange sollen wir denn hier noch wie die Heringe liegen?« Die Engländer lachten laut los. Informierten ihn: nur noch ein paar Minuten.
    Nach ungefähr zehn Minuten merkte JW , dass sie auf einem anderen Untergrund fuhren. Möglicherweise war es Kies, vielleicht auch Kopfsteinpflaster.
    Der Rechtsextremist forderte sie auf, ihre Augenbinden abzunehmen und sich wieder aufzusetzen. JW schaute hinaus. Die gleiche englische Frühlingslandschaft, die sie auch schon auf dem Weg nach Birmingham gesehen hatten. Sie fuhren auf einem schmalen Kiesweg auf einige Gebäude zu.
    Fahdi wirkte irritiert. Er schielte zu Abdulkarim rüber, der vor lauter Aufregung und Neugier beinahe platzte, aber nicht zuletzt natürlich angesichts der Möglichkeit, ein Riesengeschäft zu machen.
    Der Minibus hielt an. Sie wurden gebeten auszusteigen.
    Vor ihnen lag eine große Scheune mit Backsteinfundament und einem recht ansprechend angelegtem Fachwerk darüber. Daneben ein Wohnhaus und jede Menge Gewächshäuser. JW kapierte nicht ganz – hier waren sie ja in die reinste Landidylle geraten. Und wo sollte da die Ware sein?
    Zwei Männer kamen aus der Scheune heraus. Einer von ihnen war ein regelrechter Klotz, nicht nur ungewöhnlich groß, sondern auch richtig fett. Und dennoch strahlte er die Autorität eines Schwergewichtlers aus. Trug sein Gewicht wie eine Waffe vor sich her – nicht wie eine Last. Der andere war kleiner und zierlicher gebaut. Er trug einen bodenlangen Ledermantel und spitz zulaufende Schuhe.
    Die Fetische der Drogenkönige waren im Allgemeinen vor allem schnelle Autos, teure Uhren, heiße Bräute. Am meisten allerdings liebten sie Diamanten. Im Ohr des Ledermantelmannes – ein riesiger Brillant. Seine Körpersprache war eindeutig, er hatte hier das Sagen.
    Abdulkarim gewann als Erster die Fassung wieder und streckte seine Hand vor.
    Der Ledermanteltyp begrüßte die Ankömmlinge mit schwerverständlichem Dialekt: »Willkommen im Warrick County. Wir nennen diesen Ort hier Fabrik. Ich heiße Chris.« Er wies auf den riesigen Mann neben sich. »Und das ist John, vielleicht besser bekannt als
The doorman.
Er hat lange als Rausschmeißer gearbeitet. Aber jetzt hat er eine lukrativere Branche für sich entdeckt. Ihr könnt euch vorstellen, damals hat er genau die Personen vor die Tür gesetzt, die er heute mit Ware versorgt. Übrigens, entschuldigt die Unannehmlichkeit, dass ihr auf dem Boden liegen musstet. Ihr versteht sicher die Notwendigkeit.«
    Abdulkarim bemühte sich um ein einigermaßen verständliches Englisch. Er klang geradezu, ob nun bewusst oder unbewusst, wie ein amerikanischer Rapper: »Schon klar. Kein Problem. Wir freuen uns, herkommen zu dürfen, und glauben, dass es sich in jeder Hinsicht lohnen wird, euch zu treffen.«
    Chris und Abdulkarim unterhielten sich einige Minuten. Tauschten Höflichkeitsfloskeln aus – große Geschäfte erforderten ausgiebige Rituale.
    »Ich glaube wirklich, dass unsere Ich-komm-grad-nicht-auf-das-englische-Wort zufrieden sein werden.«
    Chris kam ihm zu Hilfe: »
Principals
meinst du, also deine Chefs.«
    JW schaute sich um. Etwas weiter weg, hinter einem der Gewächshäuser, entdeckte er zwei weitere Personen. In dem klaren Licht konnte er deutlich erkennen, dass sie Waffen geschultert hatten. Ein Stück weiter entfernt auf der Straße noch mehr Personen. Der Ort war anscheinend schwer bewacht. Langsam begann er, den Sinn des Ganzen zu begreifen: Vielleicht war es letztlich gar nicht so dumm, sich auf dem Land anzusiedeln.
    JW zählte mindestens sechs Gewächshäuser in einer Reihe. Circa dreißig Meter lang und um die zwei Meter hoch. Das Wohnhaus war groß, und in allen Fenstern waren die Gardinen zugezogen. Aus der Scheune hörte er bellende Geräusche.
    Chris bat sie ins Wohnhaus.
    Drinnen roch es nach Katzenpisse. In der Diele hingen Blaumänner und Arbeitshandschuhe an verschiedenen Haken an der Wand. Chris legte seinen Mantel ab. Führte sie in eine Art Bauernküche. Ein merkwürdiger Kontrast. Chris mit ’nem riesigen Stein im Ohr und einem, wie JW annahm, maßgeschneiderten Anzug in dieser heruntergekommenen Hütte.
    Er bat sie, Platz zu nehmen. Fragte, was sie trinken wollten. Goss ihnen auf Wunsch je einen doppelten Whisky ein. Ziemlich edler Tropfen: Single Malt,

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