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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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passiert. Aber der ungezogene Bengel kam niemals wieder zurück von Kos.«
    JW fasziniert. Das hier war gigantisch, smart, verdammt surrealistisch.
    Eine Drogenverpackungsindustrie, eine traumhafte Transportabwicklung, eine wunderbare Logistikphilosophie.
    Shit.
    Chris führte sie weiter. John hielt sich ganz hinten, im Kielwasser sozusagen.
    Sie verließen die Scheune in Richtung Gewächshäuser.
    Abdulkarim fragte Chris nach statistischen Dingen. Wie oft waren ihre Transporte erfolgreich? Wie umfangreich waren die Mengen, die sie transportierten? Welche Mengen importierten sie selbst? Aus welchen Ländern? Wen vertraten sie?
    Chris erklärte geduldig. Sie importierten große Mengen aus der ganzen Welt. Das Kokain kam direkt aus Südamerika. Warrick County fungierte als ultimative Institution für die Festsetzung des Preises. Sie verpackten die Ware neu, verkauften ihre Produkte weiter, betrieben Risikominimierung, bestimmten den Zielort, hielten die Nachfrage hoch.
    Ein europäisches Lieferantenkartell auf hohem Niveau.
    Die Antwort von Chris auf Abdulkarims letzte Frage lautete: »Ich dachte, du wärst schon darüber informiert worden. Wir sind sozusagen der verlängerte Arm eines Syndikats. Unerheblich welches, aber du bekommst einen guten Preis bei uns. Garantiert.«
    Sie kamen zu den Gewächshäusern. JW stellte fest, dass sie sich über einen weitaus größeren Raum erstreckten, als es zuvor ausgesehen hatte.
    Chris blieb vor einem der Gebäude stehen und machte eine ausladende Geste. »In diesen hier ziehen wir alles Mögliche heran.«
    Er öffnete die Tür.
    Ihnen schlug nicht die feuchte Wärme entgegen, die man üblicherweise in Gewächshäusern erwartete. Stattdessen war es eher kühl.
    JW hatte einen Dschungel aus Cannabis Sattiva erwartet. Oder noch besser, reihenweise Kokapflanzen.
    Aber nichts dergleichen.
    In langen Reihen wuchsen kleine unreife Weißkohlpflanzen aus der Erde.
    Abdulkarim guckte wie ein fettgedrucktes Fragezeichen aus der Wäsche. Er hatte offensichtlich dasselbe erwartet wie JW .
    JW ertappte sich selbst – sein Mund stand offen, er glotzte regelrecht.
    Fahdi schaute Chris fragend an – sollte das hier etwa ein Scherz sein?
    Chris breitete seine Arme aus und lachte. »Wie erwartet. Alle reagieren genau wir ihr. Verdammt, ziehen sie hier etwa kein Gras? Kein Koks? Vergiss es. Wir bauen Kohl an. Und falls es euch noch nicht aufgefallen sein sollte. Ihr habt hier noch nichts Ungesetzliches gesehen. Ihr habt Hunde gesehen. Aber habt ihr Eis gesehen? Ihr habt zwei Typen gesehen, die Dosen herstellen, aber habt ihr auch gesehen, womit sie sie gefüllt haben? Eins ist klar. Wir gehen kein Risiko ein. Käme es hier zu einer Razzia, dann hätten wir zumindest eine gewisse Chance, uns abzusichern. Den Shit verwahren wir an einem anderen Ort. Sobald er in die Tiere, die Dosen oder sonstiges reinsoll, wird er unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und möglichst schnell hergeschafft. Wir haben das Risiko, dass die Bullen uns zu fassen kriegen, weitestgehend minimiert.«
    Abdulkarim betrachtete immer noch völlig konsterniert den Kohlanbau.
    Chris fuhr fort: »Hier drinnen sind wir noch nicht fertig, aber das ist unser drittes, am stärksten nachgefragtes Produkt.« Er nahm einige Fotos aus seiner Jackentasche und zeigte sie Abdulkarim und JW . Auf dem ersten Foto: eine Weißkohlpflanze in derselben Größe wie die im Gewächshaus. Auf dem nächsten Foto: eine etwas größere Pflanze. In ihrer Mitte befand sich ein fest zusammengerolltes Plastiktütchen, circa fünf Zentimeter lang und vier Zentimeter breit. Nächstes Bild: dieselbe Pflanze, noch ein wenig größer. Die Blätter hatten sich bereits ansatzweise um das Tütchen gelegt. Das darauffolgende Bild: die Pflanze mit dem eingeschlossenen Tütchen. Die Kohlblätter verdeckten die Plastikfolie fast vollständig. Nächstes Bild: die Pflanze in voller Reife. Das Tütchen war überhaupt nicht mehr zu sehen. Letztes Bild: drei Paletten mit Weißkohl.
    JW kapierte es lange vor Abdulkarim. »Jesus.«
    Chris hielt Abdulkarim die Fotos hin. »Ja genau, Jesus.«
    Abdulkarim warf JW einen fragenden Blick zu.
    JW sagte auf Schwedisch: »Kapierst du denn nicht? Sie lassen den Shit einwachsen. Schau dir das Foto mit den Paletten an. Sie können so viel davon auf die Reise schicken, wie sie lustig sind.«
    Abdulkarims Reaktion:
»Allahu Akhbar.«
     
    Abdulkarim war auf der Rückfahrt in der Taxilimousine ganz aus dem Häuschen. Er hing auf seinem

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