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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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ohrenbetäubendes Gebell auf.
    Die Tiere wirkten geradezu hysterisch. Sie bewegten sich unablässig und kläfften die Besucher an.
    Das Fell einiger Hunde war ziemlich ausgedünnt, abgewetzt und voller Wunden. In anderen Käfigen sah es besser aus. Manche Hunde hatten ein dickes, gepflegtes Fell und waren ruhiger. Einige der Tiere schienen betäubt, sie lagen in Knäueln auf dem Boden.
    Chris begann: »Darf ich vorstellen, unser erstes Produkt. Wir haben es in Ländern wie Norwegen, Frankreich und Deutschland bereits erfolgreich auf den Markt gebracht.«
    Aus einem der anderen Gänge kam ein Mann auf sie zu. Er trug einen weißen Arztkittel und Gummistiefel.
    Chris begrüßte ihn: »Hej, Pughs. Kannst du ihnen zeigen, was ich meine?«
    Pughs nickte Chris zu. Öffnete einen der Käfige, in dem die Tiere ruhig waren, und zog einen Hund mit nahezu unverletztem Fell heraus. Für JW sah er aus wie ein Golden Retriever.
    Pughs griff direkt unterhalb seiner Vorderbeine ins Fell und sagte mit rauer Stimme: »Ich operiere sie. Sie nennen mich hier Tierarzt, aber das ist natürlich Bullshit. Ich bin eigentlich Chirurg. Seht her.« Er bat sie, näher zu treten. »Diesem Burschen habe ich vier Beutel mit insgesamt sechshundert Gramm Charlie eingepflanzt.«
    JW beugte sich vor. Die Stelle, auf die Pughs zeigte, sah nicht anders aus als die natürliche Falte zwischen den Vorderläufen des Hundes. Er konnte keine Narbe entdecken.
    »Es dauert einen Monat, bis das Ganze verheilt ist, und weitere zwei Monate, bis das Fell nachgewachsen ist.«
    Chris übernahm wieder. »Wir haben schon über dreißig Tiere ausgeliefert. Es hat jedes Mal funktioniert. Die meisten Hunde hier drinnen haben wir selbst importiert, direkt aus Südamerika.«
    JW schaute sich noch einmal um, bevor sie weiter durch die Scheune gingen. In den Käfigen befanden sich zusammengenommen mindestens fünfzig Tiere. Er kalkulierte: Selbst wenn nur die Hälfte der Tiere mit Beuteln versehen gewesen wären, hätten sie allein schon fünfzehn Kilo nur über die Hunde eingeschleust. Fünfzehn Kilo auf der Straße in Stockholm – beinahe fünfzehn Mille. Er war beeindruckt, das hier war ein XXL -Riesenbusiness in einer Scheune auf dem Land.
    Pughs schubste den Hund wieder zurück in den Käfig.
    Chris führte sie weiter durch eine Tür.
    Sie betraten einen weiteren Raum mit enormer Deckenhöhe. Auf dem Boden standen zwei große Maschinen in grünlackiertem Metall. An der einen arbeiteten zwei Männer. JW erinnerten die Maschinen an die Drechselbank im Werkunterricht in seiner Schule.
    Chris erklärte: »Unser nächstes Produkt. Wir stellen Konservenbüchsen her. Schaut genau hin. Die Maschinen sind exakt die gleichen, wie die von Mr. Greenpacking, zum Beispiel. Wir füllen sie mit der bestellten Ware. Schicken sie per Flugzeug über die Grenze.«
    Abdulkarim stellte wie erwartet die erste Frage. Er wirkte regelrecht ergriffen. »Warum verschickt ihr das Zeug eigentlich mit dem Flugzeug? Ist es nicht billiger, es zu verschiffen?«
    »Gute Frage. Der Zoll ist uns natürlich ständig auf den Fersen. Sie wissen genau, wo sie suchen müssen, und nehmen bei großen Lieferungen mit mehreren Paletten Stichproben von den Konserven. Ein paar Freunde von mir hat es vor ein paar Jahren schwer erwischt. Sie sitzen immer noch im Knast und faulen vor sich hin. Aber hört zu, wir haben gute Kontakte zu einem Unternehmen in der Cateringbranche. Sie verkaufen die Verpflegungskartons für die Flugpassagiere. Die Idee ist einfach. Auf einem Flug XY sind, sagen wir mal, zehn Kartons mit Konserven mit unserem Inhalt bestückt. Denn zehn Personen haben ein spezielles Menü bestellt, oftmals vegetarisch. Sie essen davon, öffnen aber die Konservenbüchse, die zur Mahlzeit gehört, nicht. Stattdessen werfen sie sie in den Müllbehälter, den die Stewardessen nach dem Essen durch die Gänge schieben. Um den Müll, das heißt, die vollen Konservendosen, kümmern sich dann unsere Leute auf dem Flughafen. Der Witz daran ist, dass diejenigen, die das Essen bestellen, nicht mal unsere eigenen Leute sein müssen. Wir nehmen einfach Kontakt zu ein paar Kids auf, die nach Ibiza fliegen, und bitten sie, vegetarische Menüs zu bestellen, und dann ist die Sache klar. Auf diese Art und Weise haben wir letzte Woche vier Kilo Amphetamine nach Kos verfrachtet.«
    »Und es kommt niemals vor, dass ein kleiner, ungezogener Bengel eine Dose einsteckt und sie nicht nach euren Vorstellungen entsorgt?«
    »Auch schon

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