Spür die Angst
Isle of Jura, achtzehn Jahre alt. Sie setzten sich. John blieb an die Wand gelehnt stehen – ließ sie nicht aus den Augen.
Chris wirkte freundlich. »Nochmals willkommen. Bevor wir loslegen, muss ich euch jedoch bitten, eure Waffen abzulegen.« Mitten in seinem Lächeln, JW konnte es deutlich erkennen, blitzten seine Augen in Richtung Fahdi. »Und eine kleine Sicherheitskontrolle über euch ergehen zu lassen.«
Fahdi schaute zu Abdulkarim rüber.
Eine richtungsweisende Entscheidung – entweder verzichteten sie dieses Mal auf ihre Sicherheit, oder sie konnten gleich wieder heimfahren. Allerdings konnte es sich genauso gut um eine Falle handeln, möglicherweise hatten sie es mit ausgebufften Drogenermittlern zu tun. Der ausschlaggebende Punkt für Abdul war allerdings, dass der Brilli in Chris’ Ohr echt war, das war eindeutig. Kein Drogenfahnder würde jemals einen solchen tragen, nicht nur, weil er extrem teuer war – das Ganze wirkte auch verdammt schwul.
Abdul sagte auf Schwedisch: »Das geht schon in Ordnung, heute müssen wir wohl nach ihren Regeln spielen.«
Fahdi nahm die Pistole zur Hand und legte sie vor sich auf den Tisch. Chris beugte sich ein wenig vor. Nahm sie, wog sie in Händen, betrachtete sie von allen Seiten. Las die Aufschrift entlang des Laufs.
»Schick. Zastava M 57, 7 , 63 mm. Zuverlässig. Fast so geräuschlos wie eine Uzi.«
Er ließ Fahdi das Magazin herausnehmen. Es landete unter dem Tisch.
Dann wies er ihnen den Weg ins Nachbarzimmer.
Dort saßen die beiden Männer, die sie im Minibus hergefahren hatten. Sie baten Abdulkarim, JW und Fahdi, Pullover und Hosen auszuziehen, die Unterwäsche konnten sie anbehalten. Langsam drehten sie sich einmal um sich selbst. JW beobachtete Abdulkarim aus dem Augenwinkel, für ihn schien es die normalste Sache der Welt zu sein – eine Leibesvisitation durch zwei Psychopathen, die sie kurz zuvor auf den Boden eines Minibusses gezwungen hatten. Er nahm an, dass der Araber schon öfter in seinem Leben mit der Polizei zu tun gehabt hatte.
Sie erhielten grünes Licht.
Fünf Minuten später waren sie zurück in der Küche.
Dort erwartete sie ein lächelnder Chris: »So, die Formalitäten hätten wir geklärt. Große Männer mit kleinen Waffen setzen mich nämlich unter Stress. Bei aller Bescheidenheit, ich bin ja selbst nicht gerade groß, aber wenn ihr meine verdammte Waffe sehen würdet.« Er kicherte und fasste sich in den Schritt. Wandte sich John zu, um Zustimmung werbend.
»Lasst uns noch ein wenig hier sitzen und den guten Whisky genießen. Wie war es in London?«
Die Plaudereien und Höflichkeitsbekundungen dauerten noch eine weitere halbe Stunde. Abdulkarim übernahm die Rolle des Gruppenleiters. Erzählte mit echter Begeisterung von ihren Abenden in London, den Sehenswürdigkeiten, die sie besucht hatten, vom Shopping, von London Dungeon und dem Guide, den sie völlig verschreckt hatten.
»London ist jedenfalls eine richtige Stadt. Weißt du, dagegen ist Stockholm ein Rinnsal im Mississippi. Aber wir haben immerhin eine U-Bahn.«
JW lachte sich eins ins Fäustchen. Glaubte der Araber wirklich, dass Chris sein Geschwätz über amerikanische Flüsse kapierte?
Nachdem er ihnen dreimal nachgeschenkt hatte und sie schließlich ihre Gläser geleert hatten, erhob sich Chris und sagte: »So, dann gehen wir jetzt zum Geschäftlichen über. Ich werde euch herumführen und euch alles zeigen. Ich schätze mal, ihr seid neugierig.«
Sie verließen das Haus und machten sich in Chris’ Schlepptau auf den Weg zur Scheune.
Die bewaffneten Männer befanden sich jetzt etwas entfernt hinter den Gebäuden.
Chris blieb vor dem Eingang stehen. Von drinnen hörte man Gebell.
»Also, wie ich schon sagte, wir nennen diesen Hof hier Fabrik. Bald werdet ihr begreifen, warum. Bevor ich weitermache, lasst mich nur eins klarstellen – wir lösen eure Probleme. Wir liefern prompt. Innerhalb des letzten Jahres haben wir erfolgreiche Transporte mit insgesamt mehr als fünf Tonnen Ware durchgeführt. Wir kennen uns also aus. Ihr werdet es in Kürze verstehen.«
Er öffnete das Tor. Sie gingen hinein.
JW schlug ein ekelhafter Gestank entgegen, ein beißender Geruch nach Dreck und Exkrementen.
An den Wänden waren Käfige aufgereiht.
In den Käfigen – Hunde.
Die Käfiggröße betrug jeweils zwei mal zwei Meter, und es befanden sich mindestens vier Tiere in jedem Käfig.
An der Decke hingen Neonröhren.
Als sie näher kamen, brandete ein
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