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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Sitz mit einer Fanta in der Hand. Um die Nase herum – Ringe aus Colapuder.
    JW war schon im Rausch, bevor er überhaupt eine Nase gezogen hatte.
    Fahdi versuchte, mit dem Fahrer zu kommunizieren. Er wollte, dass er den Radiosender wechselte.
    Das Treffen in Warrick County war mit einer abschließenden Erklärung von Chris über die finanziellen Bedingungen beendet worden. Abdulkarim versprach, dass sie über die Sache nachdenken würden. Sie verabschiedeten sich. Chris überreichte Abdulkarim ein kleines Kuvert, in dem sich der Puder befunden hatte, den sie gerade konsumierten.
    JW fragte nach, warum sie nicht direkt zuschlugen. Er hatte bereits alles durchgerechnet, sie würden riesige Gewinne einstreichen können.
    »Nein, du begreifst nicht. Ich bin nicht der oberste Chef. Chris ist auch nicht der Boss. Morgen werden sich die obersten Gurus in London treffen. Wenn du Glück hast, wirst du dabei sein.«
    Zum ersten Mal während der gesamten Reise schoss JW der Gedanke durch den Kopf: Es gibt noch jemanden über Abdulkarim.
     
    Zwei Tage später wohnten sie in einem anderen Hotel. Abdulkarim hatte JW gebeten, den gesamten Tag auf seinem Zimmer zu verbringen. Irgendetwas war offensichtlich im Gange, das war sonnenklar.
    JW schaute fern, rauchte trotz Rauchverbot, spielte Computerspiele auf seinem Handy. Er war rastloser denn je. Versuchte zu lesen, aber es funktionierte nicht. Versuchte, Sophie anzurufen. Sie ging nicht dran. Er dachte an sie, während er sich einen runterholte. Trank Champagner aus der Minibar, rauchte noch eine Zigarette, guckte englische Fernsehwerbung. Schickte eine SMS an Sophie, an seine Mutter, an Nippe, Fredrik, Jetset-Carl. Spielte noch ein Computerspiel, ließ sich Badewasser ein, verzichtete dann aber auf sein Bad. Blätterte im Männermagazin FHM . Betrachtete die feschen Bräute auf den Mittelseiten.
    Um fünfzehn Uhr ging er hinunter auf die Straße und besorgte sich ein Twix und eine Halbliterflasche Cola light. Dann bestellte er sich ein Club-Sandwich aufs Zimmer.
    Er dachte: Wo bleibt nur Abdulkarim?
    Als er wieder oben war, setzte er sich im Schneidersitz aufs Bett. Dachte an Camilla. Wenn er wieder in Schweden wäre, würde er endlich alle Spuren bis zum Ende verfolgen. Erneut Kontakt aufnehmen mit der Polizei – er musste einfach wissen, zu welchem Ergebnis sie gekommen waren. Aber jetzt und hier: den Fokus aufs K-Business richten.
    Schließlich, gegen sechzehn Uhr, klopfte es an der Tür.
    Es war Abdulkarim. »Er möchte, dass du dabei bist. Ich hab ihm von unserem Ausflug erzählt. Wir haben alles ausdiskutiert. Jetzt will er deine Meinung hören. Will dich als Rechenmaschine. Es ist so weit. Zeit zu verhandeln. Du und der Boss.«
    JW s Herz begann zu klopfen. Er begriff, was das beinhaltete.
    »Ist verdammt schnell gegangen, mein Freund. Erinnerst du dich noch, wie ich dich vor dem Kvarnen angesprochen hab? Du hast verdammt Schwein gehabt, dass du nicht nein gesagt hast. Ich hätt nicht noch mal gefragt. Weißt du das? Und jetzt sitzt du am Verhandlungstisch mit dem Boss. Meinem Boss. An meiner Stelle.«
    JW fragte sich, ob da ein Anflug von Neid herauszuhören war.
    Er zog seinen neuerstandenen Club-Blazer an und dankte Harvey Nichols für das gute Stück.
    Hängte sich den Kaschmirmantel über.
    War zu allem bereit.
    Abdulkarim hatte ihm gesagt, welches Hotel er aufsuchen musste, das Savoy. Wow! Savoy, eines der zehn besten der Welt.
    Es lag im Westend. Das Restaurant im Savoy besaß einen Stern im Guide Rouge.
    JW schwebte nur so durch die Straßen. Selbstsicherheit war jetzt alles, was zählte, genau wie zu Hause im Kharma. Er meldete sich in der Rezeption an. Nach zwei Minuten kam ein Mann in dunklem Jackett mit modischem Schnitt und Seidentuch in der Brusttasche auf ihn zu. Er hatte zurückgekämmtes, stark gegeltes Haar und eine etwas unterkühlte Art. Es war nicht zu übersehen – ein wahrer Kokainkönig.
    Der Mann stellte sich in einem Schwedisch mit leichtem Akzent vor. »Hej, JW . Ich hab schon viel von dir gehört. Ich heiße Nenad. Arbeite manchmal mit Abdulkarim zusammen.«
    Falsche Bescheidenheit. Eigentlich hätte er sagen müssen: Abdulkarim arbeitet für
mich.
    Es war schön, wieder schwedisch zu sprechen. Sie unterhielten sich. Nenad war nur für eine Nacht in London. Die Verhandlungen mussten also zügig über die Bühne gebracht werden.
    JW erkannte in der Person Nenads sich selbst wieder – ein Stureplantyp mit aufgesetzter Attitüde.
    Sie setzten

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