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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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auf, der das Fest ausrichtete: Sven Bolinder. Wer war das bloß?
    Einige der Männer und Mädchen verschwanden so langsam aus dem Saal. Jorge beunruhigt: Wollten sie schon nach Hause? Er fragte das osteuropäische Mädchen, mit dem er getanzt hatte. Auf ihre Antwort hin – Jorge kurz davor, sein Erstaunen herauszuschreien – das Ganze war heftiger als erwartet.
    »Sie sind wohl nach oben in die Zimmer gegangen. Wollen wir auch einmal hinaufschauen?«
    Joder.
Ficken.
    Die Zimmer.
    Der Mann, der das Fest ausrichtete, besorgte nicht nur die Huren. Er stellte auch noch Zimmer zur Verfügung.
    Ein Fest auf hohem Niveau. Nicht schlecht arrangiert. Die gewöhnlichste, schmutzigste, simpelste Form der Prostitution – du gehst hin, bezahlst, bekommst ein Zimmer und ein Mädchen – in einen Rahmen gebracht, der das Gefühl hervorrief: Ich bin ohne meine Frau zu einem Fest eingeladen, wo ein absolut geiles Luder auf mich wartet, das mich scharf macht und mit dem ich mich dann in ein leeres Zimmer zurückziehe, um meinen Spaß zu haben.
    Er lehnte ihren Vorschlag dankend ab. Kein Zimmer für ihn.
    Dachte: Was hab ich bisher erreicht? Rein gar nichts. Keine weiteren Beweise gegen Radovan. Muss irgendwas tun, und zwar sofort. Bevor sich alle zurückgezogen haben, um das zu bekommen, wofür sie hergekommen sind.
    Ihm kam eine Idee.
    Jorge ging auf den Barkeeper zu. Spielte den Besoffenen.
    »Tschuldigung. Kann man hier irgendwo telefonieren?«
    »Tut mir leid, nein. Brauchen Sie ein Taxi? Das kann ich für Sie übernehmen.«
    »Nein. Muss jemanden anrufen. Hab mein Handy an der Garderobe gelassen. Könnt ich Ihrs kurz ausleihen?« Jorge winkte mit einem Tausender. »Ich bezahle selbstverständlich.«
    Der Barkeeper ignorierte den Schein. Fuhr fort, seine Drinks zu mixen, schüttete Eiswürfel und Erdbeeren in einen Mixer.
    Jorge ging ein hohes Risiko ein. Möglicherweise hatten sie absichtlich die Handys einkassiert. Oder sie hatten ihn nur aus Höflichkeit darum gebeten. Es konnte klappen.
    »Geht in Ordnung.« Der Barmann reichte sein Handy rüber.
    »Ich geh kurz raus, um zu telefonieren. Brauch ’n bisschen mehr Ruhe, okay?«
    »Schon klar.«
    Gut gemacht, J-Boy.
    Jorge nahm das Handy. Drehte es in der Hand. Wie erwartet. Jugos und Snobs haben eins gemeinsam, sie lieben elektronische Geräte. Unabhängig davon, welcher Gruppe der Barmann angehörte, hatte Jorge richtig getippt. Der Typ besaß ein Handy mit Kamera.
    Jorge machte sich ans Werk. Die Aufmerksamkeit der Männer ging gegen null. Die Securityleute waren reduziert worden, seitdem die Gäste so langsam aus dem Partysaal hinauf in die Zimmer verschwanden.
    Jorge tat so, als spräche er mit jemandem. Hielt das Handy ein Stück vom Ohr entfernt. In Wirklichkeit aber betätigte er ununterbrochen die Kamera. Knipste Fotos am laufenden Band. Schiss drauf, ob der Barmann sich wunderte. Schaute sich schnell die Bilder an. Die Qualität war mies, aber er traute sich nicht, den Blitz zu benutzen. Schlechte Lichtverhältnisse und zu großer Abstand – die Bilder grobkörnig und dunkel. Kaum zu erkennen, dass Personen auf den Fotos abgebildet waren.
    Es funktionierte nicht. Er löschte die Bilder.
    Versuchte, dichter an die Sessel heranzugehen.
    Schwierig, sich zu positionieren.
    Entschied sich, volles Risiko zu gehen. Hielt das Telefon jetzt vor dem Körper. Schoss neue Fotos. Schaute sie an. Jetzt waren sie etwas besser, aber immer noch undeutlich.
    Aus Sicherheitsgründen. Zappte sich zum MMS -Menü durch. Rief die Funktion zum Verschicken der Bilder auf. Gab seine eigene Hotmail-Adresse ein. Schickte ein Bild weg. Danach noch zwei.
    Schaute auf. Sah den Barmann auf sich zukommen. Gefolgt von dem Securitymann vom Eingang.
    Verdammt.
    Schickte zwei weitere Bilder weg.
    Lächelte.
    Zappte zurück zum Startmenü. Hielt ihm das Handy hin.
    Der Barmann schrie, um die laute Musik zu übertönen. »Sie sagten doch, dass Sie rausgehen wollten. Was haben Sie denn da gemacht?«
    Jorge spielte den Ahnungslosen.
    »Alles im grünen Bereich. Hab nur ’n bisschen telefoniert. Bin doch drinnen geblieben.«
    Der Türsteher wirkte nicht besonders erfreut. »Keine Handys hier drinnen. Das wissen Sie doch, oder?«
    Jorge wiederholte: »Hab nur kurz mit ’nem Kompagnon geredet. Gibt’s da ’n Problem?« Jorge bemühte sich, selbstsicher zu klingen. »Solln wir das Ganze vielleicht mit Sven Bolinder ausdiskutieren?«
    Der Türsteher zögerte.
    Jorge legte sich ins Zeug – am Tor hatte es

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