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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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gefunden zu werden, aber es war nicht unmöglich. Mrado hatte selbst den Latinoausbrecher innerhalb weniger Tage gefunden.
    Mrados beste Versicherung: Er hatte so viel belastende Informationen über Radovan gesammelt, dass es für mindestens hundert Jahre in Kumla reichen würde.
    Wenn Mrado ihn verpfeifen würde, umfasste das Register des Jugobosses: Anstiftung zu Mord, Körperverletzung, Raub. Förderung der Prostitution, Steuerhinterziehung, illegaler Waffenbesitz, Geldwäsche. Mrados großer Nachteil – er war in das meiste selber involviert. Hundert Jahre für Rado würden mindestens fünfzig Jahre für ihn bedeuten.
    Doch der Ehrenkodex hielt Mrado und Nenad zurück. Die unausgesprochene Grundregel: Wir lösen unsere Probleme selber.
    Mrado und Nenad hatten die Bombe noch nicht hochgehen lassen. In ein paar Monaten würde es allerdings geschehen. Radovan sollte es zu spüren bekommen – sie fanden sich mit seiner beschissenen Order nicht ab. Sie würden sich absetzen. Mrado feilte im Geiste schon an der Formulierung. »Lahmarschiger alter Wichser, wir ziehen unser eigenes Ding durch.« Aber erst mal hielten sie den Ball flach. Übereilten nichts.
    Mrado hatte mit Ratko und Bobban gesprochen. Zuverlässige Typen. Arbeiteten schon seit Jahren für Mrado. Sie standen hinter ihm. Die anderen an Mrados Seite: die Kumpels aus den Geldwäscheläden. Ein paar von den Jungs aus dem Studio. Obwohl einige von ihnen eher unsichere Vertreter waren. Manche waren jedoch absolute Arschkriecher, die natürlich bei Radovan blieben.
    Bei Abrechnungen dieser Art war es gang und gäbe, in andere Gruppierungen überzulaufen. Mitglieder von Brödraskapet Wolfpack liefen zu Bandidos über, OG s gingen zu Fucked For Life.
    In diesem Fall: Mrado plus Nenad waren stark genug. Besaßen ihr eigenes Netzwerk und hatten genügend Kontakte. Als Sahnehäubchen auf dem Kuchen würde die gesamte Aufteilung des Marktes in sich zusammenbrechen, sobald Mrado sich absetzte. Die Sache baute schließlich auf dem Vertrauen auf, das die Gangs in ihn setzten. Konnte geradewegs zu einem Krieg zwischen allen Parteien führen. Radovan würde den Überblick verlieren. Der optimale Start für Mrado und Nenad.
     
    Mrado saß zu Hause und telefonierte den ganzen Tag herum, um sich vorzubereiten. Er hatte sich eine neue SIM -Karte zugelegt und konnte nur hoffen, dass er nicht abgehört wurde.
    Hatte sich nach Wohnungen umgehört, die untervermietet wurden. Hatte ein paar an der Hand. Die interessanteste im Augenblick: eine Dreizimmerwohnung mit achtundsechzig Quadratmetern in der Nähe von Skanstull. Siebentausend im Monat. Mrado war dagewesen und hatte sie sich angesehen. Optimale Voraussetzungen für seine Situation. Sie lag im Obergeschoss, besaß eine Stahlverriegelung an der Innenseite der Tür und zudem noch die Möglichkeit, ein Alarmsystem zu installieren. Das Beste – der Balkon der Wohnung grenzte direkt an den Nachbarbalkon. Aus Mrados Perspektive: Sobald Ärger im Anzug war, konnte man über den Balkon in die Nachbarwohnung flüchten. Perfekter Fluchtweg.
    Er versuchte, wie ein Verrückter Annika zu erreichen. Sie wusste bereits, dass Mrado in irgendwelche schmutzigen Machenschaften verwickelt war, und es würde sie nur noch wütender machen, wenn diese Geschichten ihr und Lovisas Leben beeinträchtigten. Zugleich begriff sie. Ihre Tochter war möglicherweise in Gefahr.
    Mrados Hoffnung bestand darin, dass Lovisa und Annika sich zumindest während der Sommerferien von Annikas Wohnung fernhalten würden. Mrados Idee für die Zeit danach: Lovisa müsste die Schule wechseln. Annika die Adresse. Sie beide den Nachnamen. Das würde es bedeutend schwerer machen, sie zu finden.
    Er rief Annika zum millionsten Mal in dieser Woche an.
    Sie ging tatsächlich dran.
    »Hallo, ich bin’s.«
    »Hallo.«
    »Bist du sauer?«
    »Hör auf, Mrado. Du weißt, dass ich nicht mit dir sprechen will. Das können unsere verdammten Rechtsanwälte übernehmen.«
    Mrado blieb ruhig. Tat sein Bestes. »Du hast recht, Annika. Ich würd auch gern auf diese Gespräche verzichten. Aber du weißt ja, wie die Situation ist. Ich denke dabei an Lovisa.«
    »Du bist nicht ganz normal. Ich beschwer mich jetzt seit zehn Jahren über deinen Lebensstil. Vor Gericht leugnest du sogar, dass du kriminell bist. Verteidigst dich damit, dass alles nur Übertreibungen sind. Dass ich lüge. Und jetzt, wo du versprochen hast, dich zu bessern, und Lovisa dich jede zweite Woche sehen darf und du

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