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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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England eine angenehme Auszeit gewesen. JW konnte seinen Gedanken an Camilla für kurze Zeit entfliehen. Die Stockholmer Realität hingegen stresste ihn. Manchmal überlegte er, ob er vielleicht umziehen sollte, sobald er genügend Geld beisammenhätte.
    Abdulkarim war überglücklich über die enorme Ladung, deren Ankunft bevorstand; der London-Deal schien ein voller Erfolg zu sein. Aber noch waren es drei Monate bis dahin. Erst mussten die Kohlköpfe noch ein ganzes Stück wachsen. Der Araber, JW und Jorge begannen in der Zwischenzeit, die organisatorischen Fragen in Bezug auf die Abwicklung der großen Mengen zu klären. Sie wollten möglichst verhindern, dass es zu einem Preisabfall kam. Außerdem benötigten sie weitere Dealer und zusätzliche sichere Aufbewahrungsorte. Und vor allem einen Plan für den Transport und die allgemeine Logistik.
    Die Stockholmer Unterwelt war immer noch geschockt von dem Doppelmord in Hallonbergen. Alle beteiligten sich an wilden Spekulationen. JW pfiff auf das Ganze. Ein Zuhälter und eine Aufpasserin, erschossen in einem Puff.
So what?
Das betraf nicht gerade seine Branche.
     
    Am Tag darauf traf er sich mit Sophie auf einen Kaffee im Foam. Das Sonntagscafé schlechthin, vor allem für die Crème de la Crème. Die Einrichtung im Starck-Stil wirkte italienisch. Eine Katerstimmung war nicht zu spüren, die Bräute waren nach einer durchfeierten Nacht offensichtlich flotter als nach wissenschaftlichen Erkenntnissen möglich. Auch ihre Typen wirkten fit; frisch geduscht, wohlriechend und gestylt.
    JW und Sophie bestellten Pfannkuchen mit Ahornsirup, Banane und Eis. Die Spezialität des Hauses.
    JW stellte die Frage, die er schon lange hatte stellen wollen. »Warum willst du eigentlich unbedingt meine anderen Freunde treffen?«
    Sophie schob ihre Eiskugel mit dem Löffel zur Seite, ohne zu antworten. JW dachte: Warum bestellte sie eigentlich Eis, wenn sie es doch nicht essen will?
    »Hallo, ich rede mit dir.«
    Sophie schaute auf.
    » JW , denk doch mal nach. Ist doch völlig normal, dass ich sie treffen will.«
    »Und warum? Was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich möchte eben alles an dir kennenlernen. Wir sind jetzt bald vier Monate zusammen, und ich hatte eigentlich gedacht, dass wir nach einer Weile ein anderes Niveau erreichen würden. Aber jetzt beginne ich zu verstehen, dass das hier das nächste Niveau
ist.
Nämlich rein gar nichts über dich zu wissen. Und unter anderem finde ich es komisch, dass du eine Menge Freunde hast, die du irgendwie vor mir versteckst.«
    »Ich verstecke sie nicht. Aber sie sind auch nicht gerade interessant. Sie sind ein bisschen verrückt und ordinär. Keine Typen, die dich interessieren würden.«
    »Also, Jorge fand ich jedenfalls ziemlich nett. Wir haben uns den ganzen Abend unterhalten. Okay, er ist nicht so wie deine oder meine anderen Freunde. Er kommt eben aus einer anderen Welt. Aber das finde ich gerade interessant. Ein Typ, der sich durchschlagen musste, um es zu etwas zu bringen. Den meisten, die wir so kennen, fliegen die gebratenen Spatzen doch geradewegs in den Mund, wie der König sagen würde. Oder?«
    »Tja, unser König, er hat wirklich Witz. So ist es wohl.« JW musste an seine eigene Herkunft denken. Wie viel hatte Sophie kapiert? Er sagte: »Nippe hat sich schon gefragt, mit was für ’nem Typ du da im Sturehof warst. Musstest du dich denn mit Jorge ausgerechnet auf Stureplan treffen?«
    »Was du nun wieder hast. Schämst du dich etwa dafür? Steh doch zu dem, was du bist. Ich fand Jorge jedenfalls lustig. Ein supernetter Kerl. Er hat mir sogar von seiner Kindheit erzählt. Hat es nicht leicht gehabt. Seine Schule, das muss man sich mal vorstellen, das reinste Ghetto. In seiner Klasse in der Mittelstufe waren gerade mal vier Schweden. Und außerdem kenne ich sonst niemanden, dessen Eltern außerhalb von Europa geboren sind. Stockholm ist das reinste Johannesburg, finde ich.«
    Sophies Worte saßen. Was wusste sie eigentlich über ihn? JW wollte das Gesprächsthema wechseln. Normalerweise war das sein Spezialgebiet. Doch im Moment fiel ihm absolut nichts ein.
    Sie saßen schweigend da.
    Starrten hinunter auf die schmelzende Eiskugel.

51
    Ganz klar, Mrado musste sein Leben absichern – es Radovan erschweren, ihn niederzumachen. Vor allem aber es ihm erschweren, Lovisa zu schaden. Aber er wusste ebenso, dass er nirgends jemals völlig sicher sein würde. Man konnte es jemandem durchaus erschweren, innerhalb von Stockholm

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