Spür die Angst
Jahreszahlen.
Betrachtete die Namensschilder am Eingang. Ahl, zweiter Stock. Jorge war richtig.
Er nahm den Fahrstuhl nach oben.
Hörte Musik aus der Wohnung.
Klingelte an der Tür.
Nichts passierte.
Klingelte noch mal. Die Musik wurde leiser gestellt.
Jemand schloss die Tür von innen auf.
Ein Typ in Jogginghosen und Unterhemd öffnete. Seine Haare standen wild ab, er trug eine Brille mit runden Gläsern und hatte ziemliche Akneprobleme. Die Karikatur eines Computerfreaks schlechthin.
Jorge sagte hallo. Wurde reingelassen.
Sie hatten sich vor zwei Tagen telefonisch verabredet. Ort und Zeit ausgemacht.
Richard Ahl: Ein einundzwanzigjähriger Softie, der an Södertörns Högskola Filmwissenschaft studierte und abends als Windows- XP -Support jobbte. Nach eigener Aussage: Ein Meisterschütze, der mindestens acht Stunden am Tag mit dem Gewehr in der Hand auf den Maps von
Counter Strike
verbrachte. Richard, der unbekannte Guru unter den Spielern im Netz.
»Man muss dranbleiben, wenn man Profi werden will. Weißt du eigentlich, wie viel Kohle in dieser Branche steckt?«, fragte er Jorge, nachdem er ihm erklärt hatte, womit er sich beschäftigte.
Jorge war es ziemlich schnurz. Er spielte höchstens Gameboy, anspruchsvollere Spiele gehörten nicht zu seinem Repertoire.
Richard erklärte: »Counter Strike, das ist der absolute Hit unter den Spielen im Netz. Du musst dir das mal auf der Zunge zergehen lassen, in der Branche wird mehr umgesetzt als in Hollywood.« Er quatschte weiter.
Jorge hatte Richard über Petter aufgetan. Petters Einschätzung: Der Typ war ein Computergenie. Nur schade, dass er sein Talent an Spiele verschwendete. Für ihn wäre es ein Leichtes, sich in die SÄPO , die CIA oder das Pentagon einzuhacken, wenn er sich nur ins Zeug legte.
Seine Wohnung: ein Zimmer mit Schlafnische. Kaum Möbel außer dem Bett. Überall auf dem Boden Klamotten und Zeitschriften verstreut. Am auffälligsten: der Computertisch, völlig überladen. Zwei Bildschirme, ein Flachbildschirm und ein älteres Modell. Disketten, CD s und DVD s, Hüllen, Handbücher, Joysticks und Controller, Tastaturen, Zeitschriften, drei verschiedene Mousepads mit unterschiedlichen Motiven, eins mit einem Teich und Seerosen von Monet und zwei mit verschiedenen Mäusen drauf. Ein halbaufgeklappter Laptop, Kabel, eine Webcam, ausgetrunkene Coladosen und leere Pizzakartons.
Das stinknormale Chaos eines Computerfreaks eben.
Richard setzte sich auf den Stuhl am Computertisch. »Petter meinte, du brauchst ’n bisschen Hilfe. ’n paar Fotos bearbeiten und ’nen Computer knacken?«
Jorge war sich nicht ganz sicher, ob er es kapiert hatte. Er stand immer noch in der Mitte des Raumes.
»Ich brauch zuallererst Hilfe, um in diesen Laptop hier reinzukommen. Hab weder Benutzernamen noch Passwort, und da sind Informationen drin, die ziemlich wichtig sind. Und dann bräuchte ich deine Hilfe, um die Qualität von ’n paar Bildern zu verbessern, die ich mit ’nem Handy gemacht hab.«
»Genau, hab ich das nicht eben grad gesagt?« Der Typ war ziemlich aufgeblasen. Wusste anscheinend, dass er smart war. Aber nicht smart genug, um Respekt zu haben.
Jorge reichte ihm den Laptop, den er aus Hallonbergen hatte mitgehen lassen.
Richard lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Rollte dichter an den Tisch ran. Öffnete den Laptop. Startete ihn.
Der Computer wollte den Benutzernamen und das Passwort wissen.
Richard tippte irgendwas ein.
Der Computer antwortete mit einer Fehlermeldung: Sie sind nicht eingeloggt. Entweder haben Sie einen ungültigen Benutzernamen oder ein falsches Passwort eingegeben. Bitte versuchen Sie es erneut, oder nehmen Sie Kontakt mit dem Support auf.
Richard seufzte. Versuchte es mit anderen Buchstabenkombinationen.
Nichts passierte.
Er startete ihn erneut. Legte eine CD ein.
Begann im DOS -Modus zu schreiben.
Immer noch nichts.
Tippte weiter auf der Tastatur herum. Schrieb wie ein Wilder.
Jorge schob einen Haufen ungewaschener Klamotten zur Seite und setzte sich aufs Bett. Bemühte sich erst gar nicht zu verstehen, was der Computerfreak da tat. Hauptsache, er kam rein. Jorge schaute sich um. An den Wänden: Poster von den ersten Star-Wars-Filmen. Möglicherweise Originale. Luke Skywalker in heldenhafter Pose mit dem Laserschwert ins Universum gerichtet. Yoda mit Kutte und runzligem Gesicht. Sicherlich beeindruckende Bilder. Aber Jorge hatte sich noch nie auf Science-Fiction verstanden.
Er musste an die
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