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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Mädchen aus Smådalarö denken. Viele von ihnen kamen aus Osteuropa. Wie Nadja. Manche hatten fließend Schwedisch gesprochen. Ganz normale schwedische Bräute. Die Mischung: Schwedinnen, Osteuropäerinnen, Asiatinnen. Die Sache mit dem Import von Frauen aus Osteuropa war ihm inzwischen klar. Sie hielten sich illegal im Land auf. Standen ständig unter Drogen. Lebten mit der Bedrohung durch ihre Zuhälter. Hatten keine Wahl. Aber die anderen? Wie waren die in diesen Sumpf geraten?
    Richard begann zu erklären: »Ich schaff’s nicht. Die Information, an die du ranwillst, befindet sich irgendwo auf der Festplatte. Ich hab versucht, Windows XP , also das Betriebssystem neu zu installieren, von meiner eigenen CD aus. Benutzername und Passwort sind, wie gesagt, Teile des Betriebssystems. Aber wenn wir ein neues installieren, geht uns diese Information, glaub ich, flöten. Das Problem ist, dass das System die Informationen auf der Platte offensichtlich in irgendeiner Form verschlüsselt hat. Es reicht also nicht, Windows neu zu installieren. Ich muss erst das Passwort entschlüsseln. Und das kann dauern.«
    »Und wie lange?«
    »Ich hab die Programme dafür leider nicht zu Hause. Muss sie erst runterladen. ’n paar Tricks ausprobieren. Vielleicht drei, vier Wochen.«
    »Kannst du das nicht ’n bisschen schneller hinkriegen?«
    »Weiß nicht genau. Muss im Moment ziemlich viel für die Uni tun.«
    Jorge dachte: Bestimmt nicht verkehrt, dem Computerfreak ein wenig Honig um den Bart zu schmieren. Er sagte: »Du kriegst das schon hin, ich zahl gut.«
    Richard klappte den Laptop zu.
    »Du wolltest dir auch noch die Bilder angucken«, erinnerte ihn Jorge.
    Sie loggten sich in Jorges Hotmailadresse ein. Luden die Fotos runter. Richard startete ein Bildbearbeitungsprogramm von Adobe. Klickte auf Öffnen unter Archiv.
    Auf dem Bildschirm tauchten fünf Bilder auf.
    Das erste: Sven Bolinder in einem Sessel mit einem jungen Girlie auf dem Schoß. Sein Gesicht im Profil.
    Das zweite: ein alter Knacker in einem anderen Sessel. Ein Mädchen saß auf der Armlehne. Sie küssten sich.
    Drittes Foto: der Rücken eines Mannes, der an einem Mädchen herumfummelte, das an die Wand gelehnt stand. Kein Gesicht zu sehen. Verdammt.
    Das vierte: derselbe Mann, diesmal schaute er dem Mädchen über die Schulter. Breites Grinsen.
    Das letzte: ein vierter Mann, der neben einem Sessel stand. Ein Mädchen kniete auf dem Sessel, eine Hand an seiner Hose, massierte seinen steifen Schwanz. Er lächelte.
    Alle Fotos: miserable Qualität. Sie sahen aus, als hätte Jorge irgendwelche verblassten Gespenster fotografiert.
    Richard zoomte die Bilder heran. »Was zum Teufel ist das denn?«
    Jorge wusste nicht genau – meinte der Freak, dass er nicht erkennen konnte, was auf den Fotos zu sehen war, oder war er gerade über das, was er sah, geschockt?
    »Das sind Fotos, die ich schärfer haben möchte. Wahrscheinlich bin ich der Einzige, der erkennt, was da drauf ist.«
    »Sag mal, Jorge, mit was für Sachen beschäftigst du dich da eigentlich?« Richards Augen waren weit aufgerissen.
    »Entspann dich. Ich bin kein Privatdetektiv, wenn du das meinst. Weiß nicht mal, wer die Typen auf den Bildern da sind. Also nichts Illegales. Hilf mir einfach.«
    Richard murmelte etwas vor sich hin. Wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Begann abwechselnd verschiedene Icons in der Menüleiste und die Fotos anzuklicken.
    Er versank in seiner Arbeit. Veränderte die Helligkeit. Testete verschiedene Auflösungen, Pixelqualitäten, Rendering, Kontraste. Vergrößerte die Fotos, änderte die Farbzusammensetzung, retuschierte undeutliche Stellen.
    Arbeitete intensiv.
    Eine Stunde verging.
    Jorge fragte schließlich, wie lange es noch dauern würde.
    Richard verständnislos. »Das hier? Das dauert wahrscheinlich noch die ganze Nacht. Wenn ich erst mal angefangen hab, hör ich so schnell nicht wieder auf.«
    Jorge kapierte den Wink. Bedankte sich.
    Sie würden am nächsten Tag um die Mittagszeit telefonieren.
    Er verließ die Wohnung.
    Ging die Lundagata wieder runter.
    In der U-Bahn auf dem Nachhauseweg versank er in Gedanken: Diese geleckten, schamlosen Säcke gaben sich mit dem, was sie hatten, nicht zufrieden. Mussten Teenagernutten besteigen, um sich gut zu fühlen. Demaskierte schwedische Heuchelei. Dagegen war die Welt der Asys ehrlicher. Einwandererschweden weitaus angenehmer.
    In der folgenden Nacht schlief er aus irgendeinem Grund gut.
     
    Am nächsten Tag um halb eins

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