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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst
Autoren: Jens Lapidus
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eigenen Strategie. Unter anderem von der Vorstellung, dass seine Bareinnahmen aus dem K-Verkauf als Zahlungen für gefakte Marketingkosten in England durchgingen. Er fertigte die Rechnungen für die erfundenen englischen Unternehmen, die Werbefirma und das Marketingunternehmen selbst an. Bei beiden gab er jeweils dieselbe Kontonummer an, das heißt die eines seiner Firmenkonten bei der Central Union Bank. Daran war nichts Besonderes – sein Scheingeschäft auf dem Papier beinhaltete den Handel mit englischen Antikmöbeln. Seine beiden Kontaktpersonen bei der Handelsbank und der SEB mochten ihn. Jedes Mal, wenn er sie sah, machte JW ihnen Komplimente, brachte sie zum Lachen und nicht zuletzt dazu, seine Geschichten über neue Sessel mit ausgefallenen Lederbezügen oder Glastische mit Marmorbeinen anzuhören. Er hatte eine Vertrauensbasis geschaffen. Transferphase Nummer eins, Cash in elektronische Daten umzuwandeln, war einfach. Die nächste Phase, das Verdecken, lief darauf hinaus, dass seine Geldmittel auf das Konto seiner Firma auf der Insel transferiert wurden. Die Firma hatte unterdessen einen Namen erhalten, K Solutions Ltd. Er mochte das Zweideutige an dem K. Die Gelder waren geschützt, nicht kontrollierbar, sicher. Kein anderer außer JW hatte die Befugnis zu erfahren, um welche Summen es sich handelte beziehungsweise auf welchen Konten sie sich befanden.
    Die letzte Phase war geradezu genial – die Wäsche an sich. K Solutions bewilligte dem dritten schwedischen Unternehmen JW s, JW Consulting AB , ein Darlehen. Die Kreditbewilligung wurde von dem für ihn zuständigen Bankberater erstellt, der die Transaktionen ebenfalls dokumentierte. Die Zinshöhe sowie die Tilgung des Kredits waren bereits geregelt. Detaillierte Vertragsklauseln lagen ebenfalls vor: Event of Default, Governing Law, Termination Clauses – alles entsprechend der Jurisdiktion der Isle of Man. Aus Sicht der schwedischen Behörden erhielt JW s schwedisches Unternehmen einen Kredit von einem ausländischen Unternehmen. Daran war nichts Verwerfliches. Der Vertrag war völlig korrekt. Anvisierter Kreislauf: JW beglich Rechnungen seines eigenen Unternehmens, das wiederum Geld verlieh, und er bezahlte Zinsen an sich selbst. Die JW Consulting AB erlebte einen rasanten finanziellen Zuwachs, in der Kasse befanden sich bereits eine halbe Million Kronen, völlig legitim. Falls jemand auf die Idee kam, zu hinterfragen, was das Unternehmen mit dem Geld anstellte, lag die Antwort auf der Hand – es sollte die notwendigen Kosten für ein Start-up decken, zum Beispiel Dienstwagen und Handy für JW . Dazu kamen mögliche Scheininvestitionen, mit denen er Gewinne einstrich, die das Kapital des Unternehmens wiederum erhöhten. Und das Beste von allem – die Zinsen, die die Firma auf der Insel erzielte, waren steuerlich absetzbar.
    Das schwedische Unternehmen kaufte schließlich den BMW , den JW sich ausgesucht hatte, für zweihunderttausend Kronen in bar. Der Rest würde in Raten abbezahlt werden. Er gehörte also formal dem Unternehmen, stand JW jedoch zur freien Verfügung. Der Tag, an dem er ihn beim Händler abholte, war einer der schönsten in seinem Leben, er war noch aufregender als der Tag in den Luxuskaufhäusern Londons.
    Eine Wohnung zu erwerben gestaltete sich etwas schwieriger. Denn juristische Personen durften nur in seltenen Fällen Eigentumswohnungen in Schweden erwerben. JW s Unternehmen konnte aus formalen Gründen nicht der Eigentümer sein. Die Lösung bestand also darin, dass JW Consulting AB eine Hauptversammlung einberief. Protokolle unterzeichnete und beschloss, JW dreihunderttausend als Prämie zuzuteilen.
    Der Effekt seines absolut legalen Handelns war, dass er vorige Woche gut dreihunderttausend Kronen in Bargeld für eine luxusrenovierte Zweizimmerwohnung mit sechzig Quadratmetern in der Kommendörsgata hingeblättert hatte. Gesamtpreis: 3 , 2 Millionen. Sie war es wert – die Wohnung war gewiss nicht riesengroß, aber sie reichte ihm. Parkettfußboden, hohe Decken, Stuck, bodentiefe Fenster, ein Kachelofen für das optimale Feeling. Allerdings hatte er danach kein Geld mehr für schicke Möbel übrig, aber das war kein Problem – sobald die große Ladung gekommen wäre und der Verkauf begann, würde JW in der Nordiska Galleri shoppen gehen. Eine standesgerechte Ausstattung erstehen. In Übereinstimmung mit dem Bild, das er von sich hatte.
    Alles war so schnell gegangen. Innerhalb von ein paar Monaten hatte er es geschafft,
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